Continentale: Bekenntnis zur klassischen Lebensversicherung

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Auch 2015 will der Versicherungsverein Continentale aus Dortmund klassische Lebensversicherungen verkaufen. "Wir halten am klassischen Geschäft fest", sagte der Vorstandsvorsitzende Helmut Posch bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für 2013. Posch glaubt fest daran, dass bei einer kundenorientierten Beratung auch im nächsten Jahr trotz des dann auf 1,25 Prozent gesenkten Garantiezinses klassische Rentenversicherungen weiter verkäuflich sind.

"Entscheidend ist die Gesamtverzinsung", so Posch. Mit einer laufenden Verzinsung von 3,5 Prozent für 2014 liegt das Unternehmen im oberen Marktbereich. Als Alleinstellungsmerkmal bewertet Posch, dass kein Versicherungsvertreter über Zielvorgaben in irgendeiner Weise zum Verkauf bestimmter Produkte gesteuert werde. "Das ist im Markt immer noch anders", so Posch. Dabei müsse nach dem Versicherungsvertragsgesetz eigentlich produktunabhängig beraten werden. Zwar gibt es auch bei der Continentale unterschiedliche Provisionssätze. Posch: "Für fondsgebundene und klassische Rentenversicherungen sind die Vergütungssätze aber gleich."

Gegen den Markt: Steigerung bei laufenden Beiträgen
Im Vorsorgeneugeschäft liegt der Anteil der klassischen Lebensversicherung immer noch bei 30 Prozent. Den gleichen Anteil hat der Verkauf von selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherungen. Demgegenüber ist der Verkauf von Fondspolicen, der in der Vergangenheit einmal rund 50 Prozent ausgemacht hat, derzeit auf 24 Prozent gesunken. Das restliche Neugeschäft entfällt auf die betriebliche Altersversorgung und Risikoversicherungen. Im Gegensatz zum gesamten Markt konnte die Continentale im vergangenen Jahr die Einnahmen aus laufenden Beiträgen für Lebens- und Rentenversicherungen um 3,6 Prozent steigern. Der Anteil an Einmalbeiträgen spielt beim Dortmunder Versicherungsverbund, zu dem auch der Direktversicherer Europa und die Mannheimer gehört, keine Rolle. Der Anteil der Einmaleinzahlungen betrug bei der Continentale im vergangenen Jahr lediglich bei 9,2 Prozent, während er im Markt bei über 29 Prozent lag.

Das Unternehmen verkauft Sachversicherungen zu rund 80 Prozent über die eigene Ausschließlichkeitsorganisation. Demgegenüber beträgt der Anteil bei Leben nur 50 Prozent und in der Krankenversicherung setzt das Unternehmen im Wesentlichen auf Versicherungsmakler, deren Anteil am Verkauf rund zwei Drittel ausmacht.

Mehr Kunden in der PKV
Trotz schwierigem Marktumfeld - im vergangen Jahr drohte die Abschaffung der privaten Krankenversicherung durch die Bürgerversicherung - konnte die Continentale den Bestand an zusätzlichen Vollversicherten um über 1.700 Kunden steigern. Posch bezeichnete das Ergebnis als "bemerkenswer"“, denn der Gesamtmarkt sei 2013 rückläufig gewesen. Zudem verliere die Continentale wegen eines hohen Durchschnittsalters ihrer Kunden, das bei 48 Jahren liegt, jedes Jahr viele Kunden durch Tod. Nach Meinung von Posch sind die Krankenversicherungstarife der Continentale nicht mit anderen Tarifen im Markt vergleichbar. "Der Grund ist eine leistungsdynamische Selbstbeteiligung, die es bei Mitbewerber nicht gibt", so Posch. Daher will sich das Unternehmen auch künftig in der Krankenversicherung keinem Leistungsvergleich stellen.

Kundenverluste von rund 1,1 Prozent musste der Versicherer bei Krankenzusatzversicherungen hinnehmen. Ursache sei die grundsätzliche Ablehnung der staatlich geförderten Pflegeversicherung, dem Pflege-Bahr. "Das Produkt, bei dem keine Risikoprüfung erlaubt ist, kann versicherungstechnisch nicht sauber kalkulieren werden", sagte Vorstand Christoph Helmich, bei der Continentale für die Krankenversicherung zuständig. Demgegenüber wird das Unternehmen noch 2014 mit einem ungeförderten Pflegetagegeldtarif auf den Markt kommen.

Die Krankenversicherten der Continentale müssen sich in künftig kontinuierlich auf Beitragserhöhungen wegen der Niedrigzinsphase einstellen. "Wir senken jetzt systematisch den Rechnungszins im Bestand", erläuterte Helmich. Es sei für die Kunden fairer, wenn sie zehnmal eine kleine Beitragserhöhung erhielten, als wenn ein Versicherer "plötzlich den Hammer rausholt" und die Kunden stark belastet. Der Rechnungszins, mit dem die Alterungsrückstellungen verzinst werden, liege im Bestand derzeit zwischen 3,2 und 3,4 Prozent. Konservativ wird die Continentale auch künftig keinen Kunden ohne individuelle Risikoprüfung aufnehmen und behält sich zudem das Recht vor, kranke Kunden ganz abzulehnen. Damit erteilt der Versicherer Öffnungsaktionen von Konkurrenten, bei der jeder Kunde aufgenommen wird und bei Krankheit lediglich einen gedeckelten Zuschlag zahlen muss, eine deutliche Absage. Solche Aktionen würden nach Meinung des Versicherers das Kollektiv der Kunden schädigen.

Zuversichtlich ist Vorstandschef Posch hinsichtlich des politischen Überlebens der Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit. Derzeit werde das Thema in der EU-Kommission heiß diskutiert. "Ich bleibe optimistisch, dass wir unserer Gesellschaftsform erhalten können", sagte Posch. Insgesamt konnte der Versicherer seine Beitragseinnahmen 2013 um 20,3 Prozent steigern. Der Löwenanteil entfiel aber mit 16,2 Prozentpunkten auf die zusätzlichen Einnahmen der in den Verbund eingegliederten Mannheimer Versicherung. Dadurch stieg das Ergebnis um 11,1 Prozent auf 597 Millionen Euro. 88 Prozent dieser Summe wurde für die Kunden reserviert, beispielsweise für Beitragsrückerstattungen.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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