"Corona-Krise hat dem Aktienmarkt nicht geholfen"

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Covid-19 wird langfristige Folgen für Deutschland und die Deutschen haben. Schon jetzt sind erste Bremsspuren in der Wirtschaft zu erkennen. Über 650.000 Unternehmen haben Kurzarbeit angemeldet. Die Regierung rechnet mit über zwei Millionen Arbeitnehmern, die davon betroffen sein könnten. Welche Auswirkungen die Krise auf die Altersvorsorge der Deutschen hat und haben wird, war Thema eines Gesprächs vom Deutschen Institut für Altersvorsorge mit Deutscher Bank und Fidelity International.

Das Ausmaß der Rezession durch Corona werde erst in ein bis zwei Jahren klarwerden, glaubt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity. Panik und Unsicherheit prägten die Zeit am Anfang der Krise. Nach einem massiven Kursabfall erlebe man aber jetzt eine Beruhigung der Kapitalmärkte. Dazu hätten auch die Regierungen mit ihren Hilfsprogrammen und Rettungspaketen beigetragen, die ein Vielfaches an denen der Finanzkrise 2008 ausmachten, so Roemheld. Investitionschancen sieht der Kapitalmarktstratege in Asien, die mit der Corona-Krise gut umgegangen seien, da sie mit der Bewältigung von Pandemien Erfahrung hätten. Gute Chancen sieht er außerdem in den Sektoren Gesundheitstechnologie und digitale Konnektivität.

Vertrauen wieder verloren

Gerade war man nach Einschätzung von Christian Machts, Leiter Drittvertrieb Deutschland, Österreich und Osteuropa bei Fidelity International, dabei, die Aktienkultur zu aktivieren, als die Krise wieder viel davon zerstört habe. "Die Corona-Krise hat dem Aktienmarkt nicht geholfen", meint er. Die hohen Volatilitäten der Märkte schreckten viele Anleger ab. Man müsse den verhängnisvollen Zyklus durchbrechen, dass viele Privatanleger in der Krise verkauften und im nächsten Boom wieder kauften. Er forderte außerdem einen einfacheren Zugang zu Kapitalmarktprodukten und weniger Regulierung. Der Experte sprach sich darüber hinaus für ein Obligatorium in der betrieblichen Altersversorgung aus: "Wir werden um eine obligatorische Komponente nicht herumkommen."

Junge verlassen sich zu sehr auf den Staat

Viele Anleger hätten bei dieser Krise eine höhere Gelassenheit aufgrund der Erfahrung der Finanzkrise 2008 bewiesen, meint Dr. Thomas Jung, Leiter Spezialberatung Asset, Pension und Risiko Management, Deutsche Bank. Er sieht bei der jüngeren Generation eine geringere Bereitschaft zu privater oder betrieblicher Altersvorsorge. Man lebe lieber im Jetzt nach dem Motto "You only live once". Deshalb müsse man schon in den Schulen das Finanzwissen und das Wissen um das Thema Wirtschaft allgemein vorantreiben.

Autor(en): Bernhard Rudolf

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