D&O -Versicherung: Mit "Weiter so" geht es nicht weiter

Seit der Finanzkrise und diversen Affären in deutschen Industrieunternehmen ist die Managerhaftpflichtversicherung (D&O-Versicherung) ein heiß diskutiertes Thema. Wie attraktiv ist dieses Geschäft für die Versicherer vor dem Hintergrund steigender Schadenkosten? Im Rahmen einer Trendstudie befragte die Strategieberatung Simon-Kucher & Partners Manager deutscher Versicherer. "Das D&O-Geschäft ist derzeit sehr vielversprechend. Ein Großteil der Anbieter berichtet sogar über eine verstärkte Nachfrage", so Dirk Schmidt-Gallas, verantwortlicher Partner für die weltweiten Versicherungsaktivitäten von Simon-Kucher.

Geschäft wächst mit verändertert Struktur
Die Versicherer weiten ihr D&O-Geschäft aus: Laut Studie sind knapp 60 Prozent im D&O-Geschäft aktiv und engagieren sich zunehmend. Über 70 Prozent der im D&O-Geschäft aktiven Versicherer meldeten Wachstumsschübe von bis zu 20 Prozent. Dagegen hat keines der Unternehmen Rückgänge zu verzeichnen. "Wer schlau ist, springt auf den Zug auf", sagt Studienautorin Verena Beeck, Director bei Simon-Kucher. Die Studie zeige aber klar, dass sich das D&O-Geschäft strukturell verändert habe. So berichteten die D&O-Versicherer, dass sich knapp 60 Prozent der Kunden differenziertere Produkte wünschen als vor Ausbruch der Krise. Die Produktanforderungen seien insgesamt erheblich gestiegen. 70 Prozent der Kunden seien bereit, mehr für eine D&O-Versicherung zu bezahlen. Höhere Preise liessen sich heute aus Sicht der Versicherer wesentlich leichter durchsetzen. "Wir erkennen einen Strukturbruch auf der Nachfrageseite", erklärt Beeck. "Damit geht ein einfaches Weiter so in Produkt und Pricing klar am Markt und den Kundenbedürfnissen vorbei".

Kundenbedürfnisse werden ignoriert
Umso überraschender sind die Ergebnisse der Studie, dass D&O-Versicherer bisher nur teilweise auf das veränderte Marktumfeld reagiert haben. Lediglich die Hälfte habe zwischenzeitlich die Produkte angepasst. Größenteils auch nur um die neue BaFin-Vorgabe über die Einführung von verpflichtenden Selbstbehalten zu erfüllen. Über ein Drittel ignoriere die Veränderungen im Markt und handele nicht. Auch beim Pricing seien nur etwas über 40 Prozent der D&O-Versicherer aktiv geworden, und das obwohl sie die Chancen für Preismaßnahmen erkennen würden. Als Hauptursache dieses Widerspruchs sehen die Experten von Simon-Kucher in der kostenbasierten Preissteuerung an, die heute noch immer in den meisten Unternehmen als alleinige Basis für die Preissetzung diene. Nach Angaben der Versicherer hätten heute nur etwas mehr als ein Drittel mit steigenden Schadenkosten zu kämpfen. Möglichkeiten zur Margenverbesserungen lägen brach.

Aktionsprogramm für D&O-Versicherer
Um der veränderten Nachfrage gerecht zu werden und die vorhandene Zahlungsbereitschaft zu nutzen, empfehlen Schmidt-Gallas und Beeck folgendes Aktionsprogramm:
  • Produkte entwickeln, die der veränderten Nachfrage Rechnung tragen
    Zunächst müssen die Versicherer die veränderten Nutzenstrukturen verstehen. Erst dann kann das vorhandene Produktportfolio angepasst werden.
  • Pricing auf Zahlungsbereitschaften zuschneiden und vorhandene Margen abschöpfen
    Im ersten Schritt sollten Versicherer die Zahlungsbereitschaften aktueller und möglicher Neukunden quantifizieren, dann folgen Preisanpassungen im Bestand. Schließlich kann für das Neugeschäft ein neues Produktportfolio entwickelt werden.

Autor(en): Versicherungsmagazin.de

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