Der vertriebliche Sündenfall

"Nach dem und der Akquisition von Proventus durch AWD/Swiss Life erleben wir aktuell den dritten vertrieblichen Sündenfall“, kommentiert Jörg Jacob, ehemaliges Geschäftsführungsmitglied bei AWD Deutschland und Initiator der , den aktuellen Zukauf bei schweizerischen Versicherer Swiss Life. Wirtschaftlich mache der Coup der Schweizer Sinn. Doch für die Mitarbeiter der betroffenen Unternehmen könnte es schwierig werden.

Aus Sicht der Schweizer sei die Vorgehensweise wirtschaftlich legitim, meint Jacob. "Die Swiss-Life sichert sich durch den Zusammenkauf von Proventus, AWD und jetzt MLP schlicht und einfach Vertriebskanäle und damit Marktanteile. Aber: man beachte auch den wirklich riesigen unternehmenskulturellen Spagat zwischen den genannten Unternehmen, bei dem die Integration der Menschen und Kulturen wohl planmäßig nicht vorkommt", so der Branchenexperte.

Von einer einheitlichen Strategie, geschweige denn einem einheitlichen Beratungskonzept sei das neue Gebilde allerdings meilenweit entfernt. "Wer zwei unterschiedliche Beratungskonzepte hat, der hat ein falsches", so Jacob. Es existierten keine gemeinsamen Qualitätsmerkmale und kein einheitlicher Kundenfokus.

Ausschließlichkeit wird als Exklusivität verkauft
Seine Kritik: "Die Branche weiß, dass sie Vertriebler in der Ausschließlichkeit nicht halten kann. Seit Aufgabe der Unabhängigkeit sprach AWD von 'strategischer Unabhängigkeit' und 'best select', was mit dem 'Best Advice' des unabhängigen Maklers einer MLP AG nichts mehr zu tun hat – und nicht vergleichbar ist." Statt Ausschließlichkeit ehrlich zu benennen, werde Exklusivität suggeriert, indem man in der Presse für "ausgewählte" AWD-Standorte ein Massenprodukt der Swiss Life ankündigt, beanstandet Jacob die Geschäftspolitik des Unternehmens.

Die Schlauen werden gehen
Es frage sich, wie lange sich die Berater von dieser "Vernebelungspolitik" blenden lassen. "Die Schlauen werden gehen", ist sich Jacob sicher. Und auch -Vorstand Eugen Bucher sieht die Lage so und meint „Die Anfragen von wechselwilligen Vermittlern steigen stetig."

Nach Ansicht Buchers war eine Übernahme von MLP wie jetzt geschehen absehbar. "Noch vor zwei Jahren hätte die heutige Nachricht der feindlichen Übernahme zu einem Massenexodus bei MLP geführt", führt der Formaxx-Fachmann aus. Sein Unternehmen sei "ab heute eines der letzten in vergleichbarer Dimension, das bundesweit und unabhängig als Makler tätig ist". Man betreibe keinen Produktverkauf und habe keine Produktpflichten oder gar Pflichtprodukte.

"Wir enthaften die Berater wirksam und schaffen zugleich partnerschaftliche Prozesse für Berater und Kunde - auf Augenhöhe", lobt Bucher das Konzept seines Hauses. Man berate ganzheitlich und sage wo, was und wie es zu tun sei. "Vor allem sind unsere Handlungsempfehlungen an den Kunden wissenschaftlich abgesichert. Die Kunden sehen uns vertraglich gesichert einmal im Jahr. Dafür erhält der Berater aber auch Bestandsprovisionen aus allen Produkten."

Zeitung: Maschmeyer strebt weit mehr als drei Prozent an Swiss Life an
Wie die Freitagsausgabe (15. August) der Financial Times Deutschland (FTD) berichtet, strebt der AWD-Chef derzeit mehr als drei Prozent an dem AWD-Großaktionär Swiss Life an. Am Donnerstag hatte er noch bakannt gegeben, dass er ein an dem Versicherer erwerben werde. Das Blatt berichtet nun, Maschmeyer habe vor, rund 500 Millionen Euro seines privaten Vermögens in Papiere der Schweizer zu investieren. Das sind laut FTD rund zehn Prozent. Ein Anteil, mit dem er durchaus ein gewichtiges Wörtchen mitsprechen könnte bei der Entwicklung von AWD und MLP unter dem Dach der Swiss Life.

Foto: Pixelio

Autor(en): Versicherungsmagazin

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