Direct Line schürt Preiskampf bei Kfz-Versicherungen

Mit einer Preisstudie schürt die Direct Line aus Teltow bei Berlin den Preiskampf in der Autoversicherung. So wurden "enorme Preisunterschiede von bis zu 471 Prozent bei Kfz-Versicherungen festgestellt", wie es in der Pressemitteilung der Direct Line heißt.

Gemessen wurden aber nur Neugeschäftsprämien. Das reale Sparpotenzial der rund 38 Millionen privaten Pkw-Besitzer kann die Studie daher nicht feststellen. "In den ersten zwei bis drei Jahren nach dem Abschluss der Police ist das Sparvolumen aber weitgehend mit den ermittelten Preisunterschieden am Markt vergleichbar", schätzt Uwe Schumacher, Vorstand der Direct Line Versicherung. Bei leistungsähnlichen Policen fällt der Preisunterschied mit 440 Prozent schon geringer aus.

Ausreißer wurden nicht berücksichtigt
Zudem musste der Autor der Studie, Professor Thomas Köhne von der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht, zugeben, dass es möglicherweise durch so genannte Abwehrprämien zu den großen Preisunterschieden kommt. Bestimmte "Ausreißer" wurden daher bei der Analyse der Preisunterschiede nicht berücksichtigt.
„Erhebliche Prämienunterschiede gibt bei jedem der 200 untersuchten Musterfälle und für jeden der zehn Musterkunden", so Professor Köhne. "Wie hoch das persönliche Sparvolumen ist, kann nur jeder Kunde selbst durch einen Vergleich feststellen", erläutert der Professor. Dabei sollte man nicht nur auf den Preis, sondern zudem auf die Leistung achten.

Was bedarfsgerechte Policen sind
Als bedarfsgerechte Policen gelten Angebote, die über 82 Prozent der Standardleistungen des Vergleichsrechners der Unternehmensberatung Nafi aus Höxter enthalten (nafi-auto.de). Dazu gehört ein 100 Millionen-Schutz in der Autohaftpflichtversicherung sowie weitgehend eingeschränkte Leistungskürzung bei grob fahrlässigen Fahrfehlern in der Vollkaskoversicherung.

Fast jeder hat Sonderkündigungsrecht
Branchenweit rechnet die Direct Line in diesem Jahr mit dem ersten deutlichen Preisanstieg in der Autoversicherung seit 2004. Je nach Anbieter würden die Anhebungen im Schnitt zwischen acht bis 15 Prozent liegen. "Einzelne Tarife können sogar noch deutlich teurer werden", so Schuhmacher. Daher dürften die meisten Autofahrer in diesem Jahr ein zusätzliches Sonderkündigungsrecht haben. Autofahrer können noch nach dem regulären Stichtag, dem 30. November, ihren Versicherer wechseln.

Auch noch im Dezember mit kündigungswilligen Kunden rechnen
Entscheidend ist der Eingang der Rechnung. Steigt die Prämie nur um einen Cent, kann mit einer Frist von einem Monat nach Eingang der Rechnung gekündigt werden. Vermittler müssen sich somit auch im Dezember noch mit kündigungswilligen Kunden rechnen. Während Einfirmenvermittler dann in der Regel mit dem Verlust des Kunden rechnen müssen, sollten es für Versicherungsmakler ein Leichtes sein, selbst innerhalb des Maklermarktes eine günstigere Alternative zu finden.

Markt der Vergleichsportale spaltet Versicherer
Immer öfter dürften die Kunden aber selbst aktiv werden. Mit dem Kauf des Vergleichsportals aspect-online und der Gründung der Marke transparo.de haben HUK-Coburg, WGV und HDI-Direkt diesem Markt noch mehr Aufmerksamkeit verschafft. Mit Millionen von Euro wurde eine Fernsehkampagne gefahren, um den wichtigsten Konkurrenten, check24.de, Marktanteile abzunehmen.
Nach Einschätzung der Direct Line werden die großen Vergleichsportale dennoch bestehen bleiben. Aber nicht in jedem Portal wird man jeden Versicherer finden. "Es wird zu einer Marktspaltung kommen", prophezeit Vorstand Schumacher.

Kunde wird immer günstige Anbieter finden
Schon heute sind in Check24 die Eigentümer von Aspect-Online nicht mehr vorhanden, während andere Anbieter wie die DEVK oder der ADAC Aspect-Online meiden. "Egal, welches Vergleichsportal der Kunde künftig nutzt, er wird nicht alle, aber immer sehr günstige Anbieter finden", schätzt Schumacher. Neu ist, dass die Versicherer nun für Internetmakler eigene Marken aufbauen. So bietet etwa Check24 die Marken Confindon und Adcuri an, hinter denen die Versicherer Direct Line und Barmenia stecken.

Bild: © Thorben Wengert /

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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