DSGVO: Die unterschätzte Macht der Kunden

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Die große Mehrheit der Unternehmen ist noch nicht gerüstet für die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Obwohl die Regulierung morgen in Kraft tritt, verfehlen rund 81 Prozent der deutschen Unternehmen die Vorgaben. In den USA und Europa sind rund 86 Prozent der Firmen nicht ausreichend vorbereitet, wie eine Untersuchung von Capgemini zeigt.

Eines von vier Unternehmen werde es sogar erst bis zum Jahresende nicht schaffen, regelkonform zu werden. US-amerikanische und britische Unternehmen sähen sich am ehesten auf der DSGVO-Zielgeraden, so die Studie. Obwohl auch hier nur 63 beziehungsweise 55 Prozent angaben, größtenteils oder komplett konform zu sein. Spanien (54 Prozent), Deutschland (51 Prozent) und Niederlande (51 Prozent) folgen. Schweden hat nach eigenen Angaben noch den weitesten Weg: Hier glaubten nur 33 Prozent der Befragten, fristgerecht konform zu sein.

Unterschätzte Geschäftschancen
Die Studienmacher berichten, dass viele Unternehmen sich rein auf die regelkonforme Umsetzung von Maßnahmen konzentrierten, dabei aber die Geschäftschancen hinter der DSGVO übersähen. 31 Prozent der Befragten sagten, ihr Fokus läge allein auf der Compliance und weniger auf Wettbewerbsvorteilen. Nur eine von zehn Organisationen habe das Ziel, Vorreiter in Sachen Datenschutz und Privatsphäre zu werden. Dabei könnten sich Unternehmen hierdurch höhere Gewinne ausrechnen.

"Für diejenigen Unternehmen, die frühzeitig begonnen haben, sich dem Thema anzunehmen und in Compliance und Datentransparenz zu investieren, fängt der Aufwand bereits jetzt an, sich wirtschaftlich zu lohnen", sagt Christian Kaupa, Country Lead GDPR und Vice President Insights & Data bei Capgemini in Deutschland.

Die Macht der Verbraucher
Gut die Hälfte der befragten Verbraucher in Deutschland (52 Prozent) habe ihre Einkäufe bei Unternehmen, die sie für datenschutzgemäß halten, erhöht. 37 Prozent hätten angegeben, dabei auch mehr Geld auszugeben. Außerdem hätten sie weitaus öfter mit diesen Organisationen interagiert. Aber die Vorteile reichen noch weiter: Fast die Hälfte der Befragten habe positive Erfahrungen mit Freunden und Familie geteilt und somit die Reputation der Firma gestärkt.

In Deutschland wollen 61 Prozent der Verbraucher reagieren, wenn Unternehmen ihre persönlichen Daten nicht ausreichend schützen. Unternehmen unterschätzten die Bereitschaft der Kunden aktiv zu werden, mahnen die Studienmacher. 76 Prozent der deutschen Unternehmen glaubten nicht, dass Verbraucher sich bei Datenmissbrauch von der Organisation abwenden würden, während 39 Prozent aber angegeben hätten, genau dies tun zu wollen.

Klare Übersicht spart Kosten
"Folgen Unternehmen weiter diesem Irrglauben, dann verspielen sie wichtige Chancen auf ein besseres Image und zusätzliches Surplus", so Kaupa. Laut Umfrage konzentrieren sich lediglich elf Prozent bei ihren Bemühungen rund um die DSGVO auf die Bedürfnisse ihrer Kunden. Dabei könnten sie das Vertrauen der Kunden und ihre Bereitschaft mit dem Unternehmen Geschäfte zu machen, mit einer kundenzentrierten Datenschutzstrategie signifikant erhöhen.

Die klare Übersicht über alle gespeicherten personenbezogenen Daten helfe Unternehmen aber auch, Analysen effektiver zu gestalten und die eigenen Prozesse zu verbessern. Wer genau wisse, welche Daten er löschen oder aufräumen könne, der spare wertvollen Speicherplatz und reduziere damit die hohen Kosten für das Halten von Daten, für das die globale Wirtschaft Schätzungen zufolge bis 2020 rund 3,3 Billiarden US-Dollar ausgeben werde, so Kaupa weiter.

Die Studie
Für den Report wurden 1.000 Führungskräfte in Organisationen mit einem Mindestumsatz von über einer Milliarde US Dollar und 6.000 Verbraucher in Frankreich, Deutschland, USA, Großbritannien, Italien, Niederlande, Schweden sowie Spanien und acht Branchen zu Fortschritten, Haltung und Möglichkeiten im Zusammenhang mit der DSGVO befragt. 150 Führungskräfte und 1.000 Verbraucher kommen dabei aus Deutschland.

Autor(en): Versicherungsmagazin.de

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