Ein Baum pro reparierter Windschutzscheibe

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Autofahrer verursachen 75 Prozent weniger Kohlendioxid, wenn sie ihre Windschutzscheibe nach einem Steinschlag reparieren lassen, statt sie komplett auszutauschen. Doch rund 33 Prozent aller Autofahrer wollen ihre Scheibe bisher lieber tauschen oder sind unschlüssig. Das ergab eine Umfrage im Auftrag der DEVK-Versicherung. Diese Kundengruppe möchte das Kölner Unternehmen nun noch stärker zur Reparatur motivieren. Für jede Windschutzscheibe, die nicht ausgetauscht wird, pflanzt der Autoversicherer im mittelamerikanischen Nicaragua einen Baum.

Bei der Aktion "Reparatur für die Natur" kooperiert der Kfz-Versicherer mit dem bundesweit aktiven Unternehmen Carglass. Gespendet wird pro Scheibe an Primaklima, eine Organisation, die vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) empfohlen wird. Eine Reparatur mit Spezialharz ist in der Regel möglich, wenn der Steinschlag nicht im Sichtbereich des Fahrers liegt. Zudem darf die beschädigte Stelle nicht größer als ein Zwei-Euro-Stück sein und noch keinen Riss gebildet haben. Rund ein Drittel aller Glasschäden sind reparabel, schätzt die DEVK-Versicherung.

Verzicht auf Selbstbeteiligung
Wird repariert statt ausgetauscht sparen Autofahrer in der Regel ihre Selbstbeteiligung von 150 Euro, wenn sie eine Kaskoversicherung besitzen. Da Glasbruch ein Teilkaskoschaden ist, gibt es keinen Verlust beim Schadenfreiheitsrabatt in der Vollkaskoversicherung.

Wird repariert, verzichten fast alle Autoversicherer auf die Eigenbeteiligung. Allein Carglass listet auf seiner Homepage 123 Versicherungspartner auf, die einen solchen Verzicht anbieten.

Bombengeschäft für Kfz-Versicherer
Ein echtes Bombengeschäft ist die Reparatur aber für die Versicherer selbst. Denn dafür verlangt Carglass von seinen Endkunden ohne Kaskoschutz lediglich 105 Euro. Assekuranz-Unternehmen, als Großkunden, dürften noch günstiger wegkommen. Demgegenüber kostet der Austausch einer Windschutzscheibe oft mehr als das Sechsfache, wie eine Nachfrage bei einer Carglass-Niederlassung in Düsseldorf ergab.

Für neue Windschutzscheiben werden in der Regel 600 bis 700 Euro fällig. In einzelnen Fällen könnte der Austausch noch viel teurer werden. Das gilt dann, wenn moderne Technik wie Regensensoren oder Spurhalteassistent in der Scheibe verbaut sind.

Win-Win-Aktion könnte Nachahmer finden
Die Aktion "Reparatur für die Natur" ist somit ein echtes Win-Win-Geschäft für alle Seiten. Derzeit repariert die DEVK jährlich schon 26.000 Windschutzschäden. Angaben zur Gesamtzahl der Frontglasschäden möchte der Versicherer aus Wettbewerbsgründen nicht machen. Doch das zusätzliche Reparaturpotenzial dürfte noch groß sein. Denn bundesweit wurden laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft 2015 rund 2,2 Millionen Glasschäden mit einem Aufwand von 1,1 Milliarden Euro erstattet.

Damit lag der Aufwand dieser Schadenart weit vor Naturschäden, durch Sturm und Überschwemmung oder Wildschäden. Zwar stecken in diesen Schäden auch Leistungen für Blinker und Scheinwerfer. Der Löwenanteil entfällt aber auf die Kosten für beschädigte Windschutzscheiben. Daher dürfte die DEVK-Aktion wohl bald Nachahmer bei anderen Kfz-Versicherern finden. Partner aus der Assekuranz hätte der Großbetrieb Carglass ja genügend anzubieten.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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