Ergo strafft Vertrieb und schafft "schlechtes" Klima

Ergo steuert auf einen Konflikt mit der Gewerkschaft Verdi zu. Grund sind massive Stellenstreichungen. "Die Unternehmensleitung des Ergo-Konzerns hat Anfang des Jahres alle Schutzvereinbarungen gekündigt", bestätigt Frank Fassin, der bei der Dienstleisungsgewerkschaft Verdi in NRW den Finanzdienstleistungssektor betreut, gegenüber dem Versicherungsmagazin. "Die Stimmung bei der Ergo-Belegschaft ist im Tal", so Fassin.

Bei Konflikt droht neuer Imageschaden
Der Entwurf einer neuen Schutzvereinbarung war nach Aussage des Gewerkschaftlers vollkommen unzureichend. Ab Mittwoch berät Verdi mit den Ergo-Konzernbetriebsräten. "Wir hoffen immer noch eine neue Vereinbarung zu erreichen, damit keine Mitarbeiter gegen seinen Willen arbeitslos wird", so Fassin. Die Zeichen würden aber eher auf Konflikt stehen. Das verwundert - Immerhin betreibt der Ergo-Konzern nach massiven Vertriebsskandalen 2011 eine öffentliche Transparenz- und Vertrauenskampagne. Ein Streik der Mitarbeiter dürfte diese Aktion deutlich belasten. Demgegenüber behauptet der Ergo-Konzern in einer Pressemitteilung, dass "angestrebt" werde der Abbau der rund 1.300 Arbeitsplätze sozialverträglich zu lösen.

Backoffice für jede Sparte
Ziel der Umstrukturierung ist es, den rund 6.300 selbstständigen Vermittlern der Ergo-Versicherungen künftig ein Backoffice aus einem Guss zu bieten. Gleichzeitig werden Versicherungsmakler ab 2014 zentral betreut. "Unsere Vermittler beraten weitgehend schon alle Produkte, von der Lebens- über die Kranken bis hin zur Sachversicherung", erläutert Ergo Pressesprecherin Alexandra Klemme. "Im Hintergrund wollen wir im Innen- und angestellten Außendienst diesen Beratungsansatz bei allen Ansprechpartnern ebenfalls einführen." Die Umstrukturierung des Backoffice weg vom Spezialisten hin zum Generalisten ist ab 2014 mit einem Personalabbau von 1.350 Stellen verbunden.

Bisher haben Experten aus der ehemaligen Münchener D.A.S. schwerpunktmäßig Rechtsschutz beraten und historisch aus der Kölner DKV stammende Mitarbeiter waren für Krankenschutz zuständig. Angestellte aus Hamburg kümmerten sich weitgehend nur um die Betreuung zur Altersvorsorge und Mitarbeiter aus Düsseldorf im Wesentlichen um Fragen zur Sachversicherung. Nun soll alle Beratung aus einer Hand kommen. Anfangs wird es noch zwei Vertriebsbetreuungsgesellschaften geben, die unter dem Dach einer Vertriebs-AG arbeiten. Im angestellten Außendienst will die Ergo 700 und im Innendienst an den Standorten Düsseldorf, Hamburg und München 650 Stellen abbauen. Insgesamt werden 28 Vertriebsdirektionen geschlossen, das Netz also auf 120 Einheiten verkleinert. Klemme: "In manchen Orten haben wir drei Büro, die wir nun zu einem zusammenfassen."

Sozialplanverhandlungen entscheiden über Kosten
Die Vertriebskraft der Ergo soll unter der Umstrukturierung, die auch die Einführung einer neuen Vertriebssoftware vorsieht, nicht leiden. Da der Abbau der Mitarbeiter sozial verträglich abgewickelt werden soll, rechnet die Ergo mit Umbaukosten von 246 bis 338 Millionen Euro. Entscheidend für die Höhe der Kosten dürften die jetzt begonnenen Verhandlungen über die Sozialpläne sein. Jährlich möchte die Ergo mit der Straffung der Vertriebsorganisation 164 Millionen Euro sparen.

Bild: © Stephanie Hofschläder/

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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