Fonds-Ablaufpläne als Konkurrenz für Versicherer?

Die Fondsgesellschaften werfen den Versicherern den Fehde-Handschuh auf deren Angestammtem Gebiet zu - der Auszahlungsphase. Bislang hatte die Fondsbranche dieses Problem eher vernachlässigt. Kernfrage: Wie verrentet man angespartes Kapital so, dass es nicht bereits vor dem Tod aufgebraucht ist - und das bei möglichst hoher Rendite? Antwort: ein zum Ablauf optimierter Auszahlplan auf Fondsbasis. Das erste Angebot ist jetzt von Union Investment, Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, vorgelegt worden.

Bei einem Fonds-Auszahlplan bestehen für Anleger zwei Risiken:
- Entweder ist die angesparte Summe zu früh aufgebraucht (Kapitalverzehr) oder
- am Ende der Auszahlungsperiode ist zu viel Geld übrig ist (Kapitalerhalt).

Erschwert wird die Berechnung eines Auszahlungsplans vor allem dann, wenn das Kapital auch in Aktien investiert ist, da die Wertentwicklung der Aktienmärkte und deren Volatilität zu massiven Schwankungen in der Höhe der möglichen Auszahlungen führen kann. Diese Unsicherheit gilt als entscheidendes Hindernis bei der Entwicklung von Auszahlplänen auf Fondsbasis.

Steigen die Kurse am Anfang der Auszahlungsperiode, so kann der Anleger viel Kapital entnehmen, steigen die Kurse erst gegen Ende der Auszahlungsphase, so nützt das dem Anleger um so weniger, je mehr Kapital er bereits entnommen hat. Bei Auszahlungsplänen kann es also zu einem umgekehrten Zinseszinseffekt kommen: Je mehr Geld am Anfang der Sparperiode entnommen wird, um so weniger profitiert der Anleger von späteren Kurssteigerungen. Steigen die Kurse jedoch zu Beginn der Auszahlungsperiode stark, so kann der Anleger möglicherweise Geld entnehmen, ohne die Substanz anzugreifen.

Als weiteres Problem kann bei Auszahlungsplänen der so genannte Cost-average-Effekt auftreten - allerdings anders, als man es bei Sparplänen kennt: Entnimmt der Anleger als monatliche Rente stets die gleiche Anzahl Fondsanteile, so verkauft er bei hohen Kursen wenig Anteilsscheine, bei niedrigen Kursen viele Anteile. Im Mittel kann das dann dazu führen, dass er zu einem ungünstigen Durchschnittskurs verkauft. Alternativ kann man natürlich statt einer Entnahme eines festen Geldbetrages immer nur eine feste Anzahl von Fondsanteilen verkaufen - dann schwankt allerdings die monatliche Rente mit den Kursschwankungen an den Aktienmärkten.

Das Angebot von Union Investment versucht nun einen neuen Weg, um auch bei Fondssparplänen kontinuierliche, sichere Auszahlungen zu bieten, wie man sie bislang nur von Rentenversicherungen kennt. Der Weg: Zwei Drittel der Ansparsumme werden zu Beginn der Auszahlungsphase in einen Rentenfonds investiert, der Rest in einen global investierenden Aktienfonds. Als Mindestauszahlung gibt es beispielsweise bei einem Anleger, der sich eine Rente von 65 bis 85 auszahlen lassen will, je eingezahlte 100 Euro mindestens fünf Euro jährlich - das würde bei einer Verzinsung von null Prozent garantieren, dass der Anleger bis zum 85. Lebensjahr eine konstante Rente bekommt und das Kapital dann aufgezehrt ist. Laufen die Kapitalmärkte gut, wird die jährliche Rente nach oben angepasst - aber immer so, dass die Mindestrente bis 85 gesichert ist, ohne zuviel Kapital übrig zu lassen.

Zugleich bleibt der Anleger so flexibel, dass „Überschüsse“ stets vererbbar bleiben, was bei Versicherungen nur eingeschränkt möglich ist. Zweitens kann der Kunde diesen Auszahlplan jederzeit ohne größere Kosten und Umstände kündigen, er verliert lediglich die Kosten in Höhe der Ausgabeaufschläge. Zudem arbeitet das Union-Produkt mit einer höheren Aktienquote als Versicherungslösungen (mehr Chancen und mehr Risiken). Allerdings bleibt es beim Kardinalproblem: Das Langlebigkeitsrisiko lässt sich nicht absichern. Nach dem 85. Lebensjahr muss man im Zweifel auf eine Leibrente setzen - falls dafür noch Geld da ist.

Andere Fondsgesellschaften wie Marktführer DWS wollen nachziehen. Kein Wunder: Immer mehr Kunden stehen im Alter vor dem Problem, einen bereits vorhandenen Betrag sinnvoll über einen längeren Zeitraum zu verrenten.




Autor(en): Detlef Pohl

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