GDV: Nicht zufrieden mit der Nachfrage

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist laut Dr. Bernhard Schareck, mit der Versicherungsnachfrage nicht zufrieden. Dies war eine Position, die der Verband auf seiner Jahrespressekonferenz und seiner 58. Jahrestagung in Berlin vertrat.

Ein Grund für die geringe Nachfrage: Die Realeinkommen der Arbeitnehmer wachsen immer noch zu verhalten. Wie sich die Geschäftsbereiche im Einzelnen in 2007 entwickelten zeigen einige nachfolgende Zahlen: Die Beitragseinnahmen der Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds werden nach Berechnungen des GDV 2007 bei etwa 78,1 Milliarden Euro liegen und damit geringfügig niedriger als im Vorjahr (78,3 Milliarden Euro).

Die Lebensversicherung macht hier den größten Batzen aus, nämlich 74,3 Milliarden Euro und hiervon schätzt der Verband 11,6 Milliarden Euro aus dem Einmalbeitragsgeschäft. Dr. Maximilian Zimmerer, GDV-Mitglied und Vorsitzender des Vorstandes der Allianz Leben, wollte sich hier auch zu keiner Zukunftsprognose hinreißen lassen, denn "es ist schwer zu sagen, wie sich Einmalbeiträge in der Lebensparte entwickeln werden. Dieser Bereich hat zwar großes Potenzial, aber es ist nicht klar, wann wir diese heben können. Und die Branche wächst bei laufenden Beiträgen einfach nicht."

Riester-Geschäft erfreulich
Vom Neugeschäft verspricht sich der GDV eine Beitragssumme von rund 146 Milliarden Euro. Und beim Neugeschäft gegen laufenden Beitrag hat sich ein leichter Zuwachs von zwei Prozent ergeben – ohne Summenerhöhungen. Dazu hätten auch die in diesem Jahr neu abgeschlossenen Riester-Verträge beigetragen. Das Riester-Geschäft verliefe auch generell sehr erfreulich, aber die meist geringen Durchschnittbeiträge, mit denen die Verträge liefen, machten das Geschäft etwas mühselig. In 2007 rechnet der GDV mit 2,4 Millionen Riester-Neuverträgen.

Die privaten Krankenversicherer rechneten für 2007 mit Beitragseinnahmen von insgesamt 29,2 Milliarden Euro. Dies ist ein Plus von 2,5 Prozent. Davon entfallen auf die Krankenversicherung 27,3 Milliarden Euro (plus 2,6 Prozent) und auf die Pflegeversicherung 1,9 Milliarden Euro (plus 0,5 Prozent). Schareck und Reinhold Schulte, Vorsitzender des Verbandes der privaten Krankenversicherung, beklagten in diesem Kontext den Gesetzentwurf zur Pflegereform. Mit diesem hätte die große Koalition die Chance auf einen zukunftsorientierten Umbau der Pflegeversicherung verpasst. Ohne ideologische Vorurteile hätte die private Pflegeversicherung hier Vorbild für die gesetzliche sein müssen. Der Nettoneuzugang zur Vollversicherung Mitte 2007 läge mit 37.700 auf nun 8,53 Millionen Versicherte wesentlich niedriger als im Vorjahr (plus 46.900).

Reinhold Schulte verwies hierbei nochmals auf das Vorhaben der Branche, gegen die angebotenen und geplanten Wahltarife in der GKV klagen zu wollen, denn diese griffen in den Geschäftsbereich der PKV ein. Schulte: "Wir glauben, dass wir mit unseren Klagen gute Chancen haben werden". Bis März 2008 sollten alle Klagen eingereicht sein und die Vorbereitungen liefen bereits auf Hochtouren.

Stum Kyrill belastete Sachversicherer
Das markanteste Einzelereignis in der Schaden- und Unfallversicherung in diesem Jahr war der Sturm Kyrill. Wesentlich bedingt durch derartige Naturereignisse dürfte laut GDV der Schadenaufwand in diesem Jahr in der Wohngebäudeversicherung um 55 Prozent, in der Gewerblichen Sachversicherung um 35 Prozent und der Landwirtschaftlichen Sachversicherung um sieben Prozent höher als im Vorjahr ausfallen. Laut Schareck würde die Beitragseinnahmeentwicklung auch 2007 maßgeblich durch die Entwicklung des Kraftfahrtgeschäfts bestimmt. In Zahlen ausgedrückt: Rund eine halbe Milliarde Euro weniger Beitragseinnahmen, also rund 20,8 Milliarden Euro würden somit in den Bilanzen verzeichnet.

Obwohl Schareck zwar die strategischen Veränderungen in der Branche nicht negativ kommentieren, über die laufenden Reformen nicht lamentieren, sondern diese aktiv gestalten möchte, gab er zu bedenken, dass die Versicherer nach den verabschiedeten großen Reformprojekten eine Atempause bräuchten. Der Grund: Die organisatorische und strukturelle Umsetzung des neuen Regulierungsrahmens führt die Unternehmen derzeit an die absolute Belastungsgrenze im Verwaltungsbereich.

"Gewaltige Anpassungsarbeiten" beklagte der GDV-Präsident auch im Zuge der VVG-Reform. Besonders die Umstellung der Altverträge bis zum 1. Januar 2009 auf die neuen Regelungen sei schwer zu bewältigen, denn der Übergangszeitraum von nur einem Jahr für die Umstellung von über 400 Millionen Verträgen sei eng bemessen.

Geschäftsentwicklung 2008 bleibt hinter den Erwartungen zurück
Wenig optimistisch gab sich der Branchenverband auch bei seiner Einschätzung für das Jahr 2008. So rechnet er in 2008 mit einem verhaltenen Beitragswachstum von rund 1,5 Prozent, in der Krankenversicherung mit einem Wachstum von drei Prozent und in der Lebensversicherung von zwei Prozent. Die Beiträge in der Schaden- und Unfallversicherung werden voraussichtlich stagnieren.

In der Kraftfahrtversicherung könnten die bis zuletzt moderate Entwicklung der Schäden und der harte Anbieterwettbewerb einen weiteren Rückgang der Prämieneinnahmen zur Folge haben.
Wenig zufrieden ist der GDV mit der Entwicklung des Altersvorsorgemarktes. Ein Grund für diese unbefriedigende Entwicklung wäre die Tatsache, dass die Menschen vielfach zu kurzfristig und nicht zweckgebunden fürs Alter sparten. Wenig hilfreich für den Altersvorsorgemarkt seien aber auch Entwicklungen wie die Riester-Immobilie, denn „Immobilien sind zur Vorsorge nur bedingt geeignet“, so Schareck. Zudem seien die vorgeschlagenen Modelle für eine Förderung des Wohneigentums viel zu kompliziert.

Mehr Informationen zum Thema gibt es in der kommenden Ausgabe des Versicherungsmagazins.

Autor(en): Meris Neininger

Alle Branche News