GDV: Versicherungsbranche stagniert

"Wir sagen nicht, dass wir von der Finanzkrise nicht betroffen sind. Aber wir sind deutlich weniger betroffen als andere", stellte Rolf-Peter Hoenen am Mittwoch in Berlin klar. Er ist seit letzten November Präsident des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft ().

Im Schatten der Finanz- und Wirtschaftskrise gab sich die Versicherungswirtschaft bei einer Presseveranstaltung selbstbewusst. Der GDV-Präsident bezeichnete die Branche als stabilisierendes Element in der Finanzkrise und begründete dies mit drei Argumenten. Erstens habe die Branche ihr Risikomanagement seit der letzten Kapitalmarktkrise 2001/2002 wesentlich verbessert: So verringerte sich zum Beispiel die Aktienquote der Versicherer im Vergleich zu damals deutlich. Zweitens besäßen die Versicherer keine toxischen Papiere. Und drittens hätten die Versicherer ein "vernünftiges" Anlageportfolio.

Ein "zweiter Fall Mannheimer" könnte heute "wohl nicht mehr eintreten"
Einen "Stabilitätsanker in einem tosenden Sturm" nannte Maximilian Zimmerer, GDV-Hauptausschussvorsitzender Lebensversicherung/Pensionsfonds, die Leben-Assekuranzen. Er glaubt, dass bei der großen Mehrheit der Versicherer die laufenden Überschussbeteiligungen durch die laufenden Erträge gedeckt seien. Ein "zweiter Fall Mannheimer" könne seiner Einschätzung nach insbesondere aufgrund der geringen Aktienquote der Branche "heute wohl nicht mehr eintreten".

Die Branche insgesamt wuchs im Vorjahr bei den Beitragseinnahmen um ein Prozent auf 164,5 Milliarden Euro. Die Lebensversicherer registrierten ein Beitragsplus von 1,1 Prozent auf nun 76,3 Milliarden Euro. Die Schaden- und Unfallversicherer wuchsen um gerade einmal 0,2 Prozent auf 54,6 Milliarden Euro. Und privaten Krankenversicherer (PKV) steigerten ihre Beiträge um 2,9 Prozent auf 30,3 Milliarden Euro. Etwa die Hälfte der PKV-Beitragszuwächse ist auf Beitragserhöhungen, die andere Hälfte auf mehr Neugeschäft zurückzuführen.

Aussichten für 2009
Für 2009 rechnet Zimmerer mit einem Beitragsminus von zwei bis drei Prozent. Die Schaden- und Unfallversicherer erwarten ein stagnierendes Jahr - eventuell mit einem leichten Beitragsrückgang. Die PKV will in gleichem Umfang wie letztes Jahr wachsen, so dass unter dem Strich die Versicherungswirtschaft 2009 von einem geringfügigen Beitragsminus von einem Prozent ausgeht.

Erneut scharfe Kritik äußerte Reinhold Schulte, Vorsitzender des PKV-Verbandes, an der Politik. Der bereinigte Nettoneuzugang an Vollversicherten betrug 2008 nur noch 48.900 Personen - nach 59.900 im Jahr 2007 und 116.100 im Jahr 2006. Grund ist die Einführung einer dreijährigen Wartefrist ab 2007 für einen Wechsel gesetzlich Versicherter in die PKV. Hinzu kämen 2.400 vorher nicht versicherter Personen in den modifizierten Standardtarif und von 18.500 vorher nicht versicherter Personen, die wegen der ab 2009 geltenden Pflicht zur Versicherung zur PKV kamen.

BVerfG-Entscheidung vielleicht schon im Mai
Die Verfassungsbeschwerde (BVerfG) der PKV-Unternehmen gegen die letzte Gesundheitsreform mit dem Basistarif soll, beruft sich Schulte auf den Präsidenten des Verfassungsgerichtes, „in Kürze“ behandelt werden. Verbandsgeschäftsführer Volker Leienbach erwähnte gegenüber dem Versicherungsmagazin die Einschätzung, dass es im Mai 2009 soweit sein könne.

Foto: GDV

Autor(en): Bernhard Rudolf

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