GKV-Defizit bis 2025 fast verdoppelt?

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Trotz der Sparmaßnahmen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steuern die gesetzlichen Krankenkassen in den kommenden Jahren auf ein noch größeres Defizit zu, als bisher angenommen. Dies ist jedenfalls der Tenor einer aktuellen Analyse des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group (BCG). Das Minus könnte sich bis 2025 auf 33 Milliarden Euro fast verdoppeln, so die Berechnungen der Gruppe.

Für das kommende Jahr geht der Minister von einem Defizit von 17 Milliarden Euro aus, die BCG-Analysten haben sogar einen Fehlbetrag von 22 Milliarden Euro errechnet. Den fehlenden Betrag müssten die Versicherten mit noch höheren Zusatzbeiträgen ausgleichen. 

Aus diesem Grund halten die BCG-Experten weitere Maßnahmen für nötig, um die Kassen zu stabilisieren. Zur Debatte stehen das Überangebot von Kliniken, die Kosten für Arbeitslosengeld-II-Empfänger und eine konsequente Digitalisierung des Gesundheitssektors.

Zusatzbeitrag für gesetzliche Versicherten soll um 0,3 Prozentpunkte steigen

Lauterbach hatte bereits angekündigt, dass die Beiträge ab 2023 für gesetzliche Versicherten angehoben werden sollen. Der Zusatzbeitrag soll um 0,3 Prozentpunkte ansteigen. Derzeit beträgt der durchschnittliche Zusatzbeitrag 1,3 Prozent. Außerdem sollen ein erhöhter Steuerzuschuss in Höhe von zwei Milliarden Euro, ein Abschmelzen der Kassenreserven und Einschnitte für die Pharmaindustrie dazu beitragen, das erwartete Rekordloch zu decken.

Grund dafür, dass das Defizit möglicherweise höher ausfallen könnte als bisher angenommen, ist laut BCG-Gesundheitsexperte Nicolas Busch insbesondere die eingetrübte gesamtwirtschaftliche Lage, die sich auch auf die Kassenfinanzen negativ auswirkt.

Gestiegene Energiepreise belasten auch den Gesundheitssektor

Kommt es dadurch zu weniger Beschäftigung und damit zu weniger Beitragszahlern, fallen die Einnahmen für die Krankenkassen aus. Ein weiterer Grund seien die gestiegenen Energiepreise, die sich auch im Gesundheitssektor bemerkbar machen, so beispielsweise bei der Herstellung von Medikamenten oder bei der Versorgung in den Kliniken.

 

 

Demografischer Wandel versschärft das Problem noch

Nicht zuletzt spiele auch der demografische Wandel eine Rolle: Einer älter werdenden Bevölkerung, welche gesundheitliche Versorgung benötigt, stehen immer weniger Beitragszahler gegenüber, die diese finanzieren können. All dies führe dazu, dass das Minus der Kassen immer größer werde.

Reagiert die Politik nicht mit weiteren Maßnahmen, müsste der durchschnittliche Zusatzbeitrag laut der BCG-Analyse bereits im Jahr 2024 wegen eines Defizits von 28 Milliarden Euro auf 2,8 Prozent und im Jahr 2025 auf drei Prozent steigen.

Rund 16 Milliarden Euro könnte es nach Ansicht der Krankenkassen insgesamt bringen, wenn beispielsweise die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel auf sieben Prozent gesenkt würden und wenn der Bund die Mehrkosten durch Arbeitslosengeld-II-Empfänger übernehmen würde. Beides sind nach Ansicht der BCG-Experten sinnvolle Wege, das System kurzfristig zu stabilisieren.

Das System muss darüber hinaus aber auch langfristig reformiert werden, so ein weiteres Resultat der Analyse. Und zwar durch eine konsequente Digitalisierung könnten erhebliche Kosten eingespart werden.

Die aktuellen Zahlen wurden auf Grundlage dieser Studie von BCG erstellt.

Quelle: BCG

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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