GKV-Versicherte fürchten hohe Beiträge bei weniger Leistung

Der Gesundheitsfonds stößt der Bevölkerung zunehmend bitter auf: Zum einen müssen viele gesetzlich Krankenversicherten (GKV) aufgrund des Einheitstarifs von 15,5 Prozent künftig deutlich mehr bezahlen. Zum anderen befürchtet jeder Zweite ein weiter abnehmendes Leistungsniveau der gesetzlichen Krankenversicherung. Das fand das Marktforschungsinstitut Psychonomics in seiner Studie "Markttracking Gesundheitsfonds" heraus.

Demnach lehnen derzeit 39 Prozent der GKV-Versicherten die Vereinheitlichung der Beitragssätze ab. Im September waren dies noch 31 Prozent. Lediglich 16 Prozent bekunden Zustimmung zur Reform. 45 Prozent trauen sich hierzu noch kein abschließendes Urteil zu.

Nicht alle Details bekannt
Aktuell sind 80 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten grundsätzlich über die Einführung des Gesundheitsfonds informiert. Allerdings ist nur gut der Hälfte der Versicherten bislang bekannt, dass die Kassen - je nach wirtschaftlicher Situation und in bestimmten Grenzen - Zuschläge auf den neuen Einheitsbeitrag erheben oder mögliche Überschüsse in Form von Prämien an ihre Mitglieder zurückzahlen können.

Derzeit rechnet jeder fünfte GKV-Versicherte mit zusätzlichen Beiträgen seiner Krankenkasse über den Einheitstarif hinaus. Am stärksten ist diese Befürchtung aktuell unter den Mitgliedern der AOK ausgeprägt, gefolgt von den Betriebskrankenkassen (BBK), den Innungskrankenkassen (IKK) und den Ersatzkassen. 31 Prozent erwarten hingegen - nicht zuletzt aufgrund der oftmals deutlichen Erhöhung gegenüber dem jetzigen Beitragssatz - dass ihre Krankenkasse eine Prämie ausschütten wird.

Im Falle der Erwirtschaftung von Überschüssen durch die gesetzlichen Krankenkassen bevorzugen knapp zwei Drittel der GKV-Mitglieder eine solche Prämienausschüttung, mehr als ein Drittel präferiert hingegen die Investition von Überschüssen in ein erweitertes Leistungsangebot.

Manchen Kassen droht Mitgliederschwund
Auf diejenigen Krankenkassen, die nach Einführung des Gesundheitsfonds von ihren Mitgliedern Zuschläge zum Einheitstarif verlangen, könnte bereits im kommenden Jahr eine erhebliche Wechselwelle zurollen, prognostiziert Psychonomics. Marktszenarien zeigen, dass die Wechselbereitschaft der Versicherten je nach Zuschlagshöhe oder finanzieller Benachteiligung beim drei- bis vierfachen der "natürlichen" Fluktuation von fünf Prozent liegt. Profitieren können dagegen Kassen, die Überschüsse in Form von Prämienzahlungen oder zusätzlichen Leistungen an ihre Versicherten weitergeben.

"Das Überschreiten des Einheitstarifs hat für die Versicherten besondere Signalwirkung und beflügelt die Wechselbereitschaft", erläutert Anja Schweitzer, Leiterin der Health Care bei Psychonomics. "Gleichzeitig werden sich die Versicherten vor dem Hintergrund des mit dem Einheitstarif verbundenen Wegfalls größerer Preisunterschiede zwischen den Kassen, zukünftig stärker für deren Leistungs- und Servicedifferenzen interessieren."

Hintergrund
Die 50-seitige Studie "" (Ausgabe Oktober 2008) gibt es bei Psychonomics. Die kommende Ausgabe der regelmäßigen Marktbeobachtung erscheint Anfang Dezember 2008.

Autor(en): Versicherungsmagazin

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