Gothaer Biometrie-Studie: Im Pflegefall wird auf den Staat gebaut

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Obwohl viele Bürger Angst davor haben später einmal zum Pflegefall zu werden, vernachlässigen sie die zusätzliche private Risikovorsorge. Grund: Sie hoffen auf den Staat. Er soll im Pflegefall helfen, meinen 76 Prozent aller Bürger, die selbst noch keine private Pflegeversicherung abgeschlossen haben. Das ist ein zentrales Ergebnis der repräsentativen Studie "Biometrische Risiken", die jetzt das F.A.Z.-Institut im Auftrag der Gothaer Versicherung vorgelegt hat.

"Dabei wissen wir ja alle, dass die gesetzliche Pflegeversicherung nur ein Teilkaskoschutz ist", sagte Michael Kurtenbach, Vorstandmitglied der Gothaer Versicherung bei der Vorstellung der aktuellen Studie. Anders gesagt, wer auf den Staat schaut, hat eigentlich auf Sand gebaut. Immerhin halten es nur noch 14 Prozent der Bundesbürger für unwahrscheinlich, dass später einmal ein Pflegefall zu werden. Die Beschäftigung mit dem Pflegerisiko ist mittlerweile stark verbreitet. Trotzdem geben über ein Drittel der Befragten zu, sich bisher noch niemals mit dem Thema beschäftigt zu haben.

Das Thema Pflege ist für Junge weit entfernt
Dass dieser Anteil bei jüngsten jüngste Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren mit 65 Prozent besonders hoch ist, dürfte nicht überraschen. Der Pflegefall, den man auch mit Siechtum verbindet, ist für die Jungen weit weg. Obwohl immer mehr, auch junge Menschen, mit Pflegefällen in der Verwandtschaft, vor allem in der Generation ihrer Eltern, konfrontiert werden. Doch die Nachfrage nach privatem Pflegeschutz läuft schleppend. "Das ist umso verwunderlicher, als in einer bundesweiten Befragung unsere rund 1.600 Außendienstmitarbeiter Pflegezusatzversicherungen besonders favorisiert haben", so Kurtenbach.

Anhand der Verkaufszahlen könne diese Dominanz der Pflegeprodukte nicht belegt werden. Unzufrieden ist Kurtenbach zudem mit dem Verkauf von Berufsunfähigkeitsversicherungen durch seine Ausschließlichkeitsorganisation. Hier hätten Versicherungsmakler die Nase deutlich vorn. Laut F.A.Z.-Studie haben derzeit 35 Prozent der befragten Erwachsenen mindestens eine Pflegetagegeldversicherung oder eine Pflegerentenversicherung abgeschlossen. Damit ist das Vertriebspotenzial hier noch besonders groß. Trotzdem ist die Bereitschaft für eine zusätzliche private Pflegeversicherung Geld auszugeben, nicht besonders hoch.

Rund ein Drittel hat kein Geld für Vorsorge übrig
Jeweils 27 Prozent haben angeblich kein Geld für Versicherungsprodukte übrig. Anscheinand wirkt auch eine kritische Studie von Verbraucherschützern aus dem Vorjahr zur Bahr-Pflege immer noch nach. "So hält die Kritik am Preis-Leistungs-Verhältnis vieler Produkte, die Kunden vom Kauf ab", so die Autoren der F.A.Z.-Studie. Dies will die Gothaer nun ändern und verstärkt für eine Objektivierung des Themas Pflegerisiko in der Öffentlichkeit wirken.

Rentenlücke verstanden

Das Rentenproblem haben die Bundesbürger aber nach den Ergebnissen der Studie verstanden. Mittlerweile planen 55 Prozent der Bundesbürger mit einer zusätzlichen privaten Rente. Das ist ein großer Unterschied zum aktuellen Status quo: Nur 14 Prozent der heutigen Rentner beziehen Einnahmen aus einer privaten Altersvorsorge. Möglicherweise tritt aber durch die große Angst vor Altersarmut, die Angst vor Berufsunfähigkeit zurück. Vielleicht verdrängen die Bürger dies auch ganz bewusst, denn der in eine Berufsunfähigkeitsversicherung investierte Schutz ist im Alter "weg". Wer auf Gesundheit hofft, kann daher mehr für das den Ruhestand zurücklegen.

Bildquelle: Birgit Cordt

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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