Große Angst vor Hilfsbedürftigkeit im Alter

Pflege und Vorsorge sind für die Bundesbürger ein sehr schwieriges Thema. Im Auftrag der Privaten Krankenversicherung der Allianz haben die Marktforscher von TNS Emnid den "Pflegeindex 2007" erarbeitet und dabei festgestellt, dass die Angst vor körperlichen Einschränkungen im Alter besonders groß ist.

Vor dem Hintergrund drohender Erhöhungen der Pflegeversicherungsbeiträge sind die Ergebnisse der Allianz/Emnid-Studie von besonderer Brisanz. Die Emnid-Forscher haben für ihre Studie 4.000 Menschen befragt. Mit dem Allianz Pflegeindex 2007 soll ein Überblick über die Ängste der Deutschen in Sachen Pflege und Vorsorge erstellt werden.

Da rund zwei Millionen Menschen derzeit in Deutschland pflegebedürftig sind, werden Überlegungen, mit fremder Hilfe den Alltag zu bewältigen, immer wichtiger. Etwa 2.900 Euro kostet derzeit ein vollstationärer Heimpflegeplatz im Bundesdurchschnitt. Die gesetzlich vorgeschriebene Pflegeversicherung (Stufe III) zahlt 1.432 Euro im Monat. Erstattet werden nur Kosten für reine Pflegeleistungen. Unterkunft und Verpflegung müssen Betroffene oder ihre Angehörigen aus eigenen Mitteln aufbringen. Die Emnid-Marktforscher fanden heraus, dass hierzulande zu den größten Ängsten die Sorge vor körperlichen Gebrechen im Alter gehört. Eine der Hauptängste berührt das eigene intime Umfeld jedes Befragten:

- 75 Prozent der Menschen in Deutschland fürchten, dass sie einmal nicht mehr alleine auf die Toilette gehen können, und dass ihnen bei der Körperpflege geholfen werden müsste.

- 69 Prozent haben Angst vor dauerhafter Bettlägerigkeit.

- 60 Prozent haben große Sorgen, im Alter geistig verwirrt und so auf Fremde angewiesen zu sein.

Fehlende finanzielle Mittel spielen dabei eine weniger wichtige Rolle. Dass im Pflegefall das Geld nicht reichen könnte, finden die Befragten weniger wichtig. Dieser Gedanke beschäftigt etwa ein Drittel, während ein Fünftel Angst vor Einsamkeit haben.

Die Emnid-Forscher fanden heraus, dass die Jüngeren unter den Studien-Teilnehmern eher Angst vor einer eventuellen Altersarmut haben. Die Sorge, unter körperlichen oder geistigen Gebrechen zu leiden, ist laut "Pflegeindex 2007" bei jüngeren Menschen zwar noch nicht besonders ausgeprägt; denn 43 Prozent der 14 bis 29-Jährigen fürchten sich eher vor Altersarmut. 36 Prozent derselben Altersgruppe hat Angst, im Alter einsam zu sein. Bei den über 60-Jährigen ist vor allem die Sorge vor geistiger Verwirrung gewachsen: 68 Prozent fürchten sich davor - im Gegensatz zu 50 Prozent der unter 30-Jährigen und 56 Prozent der 30 bis 39-Jährigen.

Wie in früheren Erhebungen stellten die Marktforscher auch Unterschiede bei den Ängsten zwischen West- und Ostdeutschen fest. Westdeutsche sorgen sich insgesamt mehr um körperliche und geistige Einschränkungen im Alter. Im Hinblick auf den zukünftigen Gesundheitszustand sind die Befragten im Osten Deutschlands zwar entspannter, fürchten sich aber mehr vor Einsamkeit und Altersarmut beziehungsweise Geldproblemen.

Auch das finanzielle Umfeld der Befragten spielt bei Überlegungen zur Pflege im Alter eine Rolle. "Die Angst vor körperlichen und geistigen Gebrechen nimmt mit steigendem Einkommen im Schnitt immer mehr zu", heißt es in der Studie. Dafür mache man sich aber deutlich weniger Sorgen um die finanzielle Lage. Die mögliche Einsamkeit im Alter sei für Menschen mit geringerem Einkommen beängstigender. Schließlich vertrauen Ostdeutsche mehr auf ihre eigene Familie als die Menschen im Westen. Auch scheint der Zusammenhalt zwischen guten Freunden und Nachbarn im Osten stärker ausgeprägt zu sein. Männer halten überdies die Pflege durch die eigene Familie für wahrscheinlicher als Frauen.

Mit dem Alter schwindet laut "Allianz Pflegeindex 2007" in allen Gruppen das Vertrauen in die eigene Familie und gute Freunde. Während 92 Prozent der 14 bis 29-Jährigen davon ausgehen, einmal von ihrer Familie gepflegt zu werden, tun dies nur noch 72 Prozent der über 60-Jährigen. In dieser Altersgruppe glauben 86 Prozent, dass sie von einem ambulanten Pflegedienst gepflegt würden.

Autor(en): Ellen Bocquel

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