Haftpflichtschutz: Selbstständige zahlen häufig zu viel

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Selbstständige können bei ihrer betrieblichen Haftpflichtversicherung erheblich sparen. In der Spitze sind bis 80 Prozent möglich. Das geht aus einer Umfrage bei 46 Versicherern und Konzeptanbietern durch den Versicherungsmakler Finanzchef24 hervor.

Untersucht wurden die Prämien für Gründer und etablierte Unternehmen aus den fünf Berufsgruppen Handwerk, Gastronomie, Schönheitswesen, Gesundheitswesen sowie freie Berufe.

Über 1.000 Berufe vergleichbar
So zahlt ein Kosmetikstudio, das bereits einige Jahre erfolgreich tätig ist, im günstigsten Fall nur 166 Euro für den Schutz der Kunden. Im teuersten Tarif sind es dagegen 835, also fünfmal so viel. Ein Gebäudereiniger mit Berufserfahrung kann im Jahr sogar rund 1.600 Euro oder 57 Prozent sparen, wenn er vom teuersten in den günstigsten Tarif umsteigt.

Abgefragt wurden die Angebote im Dezember 2016. "Mit unserer Erhebung wollen wir Unternehmern und Selbstständigen zeigen, welche Preise und Leistungen ihnen der Markt aktuell bietet", erläuterte Finanzchef24-Geschäftsführer Felix Schollmeier.

Vergleich bringt Transparenz in den Markt
Bisher galt der Versicherungsmarkt für Selbstständige als sehr intransparent. Nun bringt der Münchener Online-Makler Licht in diesen Bereich. Auf dem Onlineportal können bisher aber nur betriebliche Haftpflicht-, Inhalts- und Rechtsschutzversicherung verglichen werden.

Immerhin kann der Vergleichsrechner für Haftplicht- und Inhaltsversicherung nach Angaben des Maklers 1.072 verschiedene Berufe und Betriebsarten analysieren. Die Anfrage ist kostenfrei, wird aber von den Kunden beim Abschluss über eine in die Prämien eingerechnete Provision bezahlt.

50 Prozent sind noch beim Einfirmenvertreter
Die erheblichen Preisunterschiede in der Gewerbeversicherung sind vor allem eine Folge des geringen Wettbewerbs. Viele Unternehmer sind jahrelang ihrem Vermittler treu. Rund 50 Prozent aller Klein- und Mittelbetriebe sollen nach einer Schätzung des Verbandes Deutscher Versicherungsmakler (VDVM) noch bei einem Einfirmenvermittler unter Vertrag stehen. Bei inhabergeführten Unternehmen läge die Quote sogar noch höher.

Hart gehen Maklerverbände mit dem typischen Firmenschutz der Versicherungsvertreter ins Gericht. "Das ist oft wirklich Schrott", sagt Johannes Brück vom Bundesverband mittelständischer Versicherungs- und Finanzmakler (BMVF) aus Düsseldorf. Unzureichender Inhalts- und Haftpflichtschutz seien keine Seltenheit. Viele Vermittler würden aus "Preisangst" zu kleine Summe wählen und den Kunden gar nicht mehr besuchen, um sich keinem Vergleich stellen zu müssen.

Häufig nur oberflächlich gut

"Oft ist nur die Verpackung bei Einfirmenpolicen gut", warnt VDVM-Vorstand Christian Fuchs. Da gebe es dann eine generelle Versicherungssumme von fünf Millionen Euro, während im Vertrag für einige Risiken erhebliche Unterbegrenzungen von beispielsweise 20.000 Euro gelten würden. Ganz selten würden Kleinbetriebe, die über Jahre mit "ihrer" Agentur verbandelt sind, den Schutz tatsächlich objektiv auf den Prüfstand stellen.

2017 will Finanzchef24 einen Preis-Leistungsüberblick auch für die betriebliche Rechtschutz- und Inhaltsversicherung veröffentlichen. Schon heute gilt als sicher, dass Unternehmer auch hier ein deutliches Sparpotenzial haben.

Bild: Birgit Cordt

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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