Hiscox-Studie: Makler müssen ihre IT-Kunden noch besser aufklären

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58 Prozent der IT-Dienstleister haben ihre IT-Versicherung mindestens schon einmal in Anspruch nehmen müssen. Im vergangenen Jahr lag diese Zahl noch bei 38 Prozent. Eine ordentliche Steigerung. Wie sich die Zahlen auf diesem Sektor ansonsten verändert haben, zeigt der aktuelle Hiscox IT-Versicherungsindex 2020. Die Zahlen des Index zeigen aber auch: Makler und Versicherer müssen ihre Kunden noch stärker aufklären.

Der so genannte IT-Versicherungsindex beträgt für dieses Jahr insgesamt 80,6 Punkte. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 75,7 Punkten und im Jahr 2018 lag dieser Wert bei 72 Punkten, so die Initiatoren der Hiscox-Untersuchung. Das bedeutet konkret: IT-Versicherungen werden für die IT-Dienstleister immer wichtiger, dies gilt vor allem für die größeren Firmen, also für diejenigen, die bis zu 499 Mitarbeiter haben. Vier Einflussfaktoren prägen diesen Index: Die Bekanntheit der verschiedenen IT-Versicherungen, das Interesse an dieser Versicherungsart, wie hoch der Nutzungsgrad ist und außerdem, wie groß die Bedeutung der Versicherung für ein laufendes Projektgeschäft ist.

Eine grundsätzliche Frage, die für diese Untersuchung wichtig ist, lautet: Warum beauftragen Unternehmen IT-Dienstleister? Der hauptsächliche Grund hierfür ist, dass diese Auftraggeber über keine eigenen Kapazitäten verfügen, um eigene IT- und Digitalisierungsprojekte durchzuführen. Dies gilt laut der Untersuchung für nahezu 80 Prozent der Firmen. Dies gestaltete sich vergangenes Jahr noch ein wenig anderes. Da meldeten „nur“ 53 Prozent der Firmen einen derartigen Mangel. Und warum ist dies so? Die IT-Projekte werden immer komplexer und aufwändiger, zudem wirkt sich der Fachkräftemangel auch hier immer stärker aus.

Auf Grund der Krise zahlreiche Aufträge weggebrochen

Und welchen Einfluss hat die Corona-Krise auf die IT-Sparte und ihre Dienstleister: Der Index zeigt, dass die Corona-Pandemie nicht spurlos an der IT-Branche vorübergegangen ist. So sind bei 52 Prozent der IT-Dienstleister auf Grund der Krise zahlreiche Aufträge weggebrochen. Und nur fünf Prozent dieser Unternehmen erachten sich als Gewinner der Krise. Nach Einschätzung von Axel Pols, Geschäftsführer von Bitkom Research GmbH, gehören zu diesen Unternehmen unter anderem Anbieter von Video-Konferenzen und Online-Meetings.

Angestachelt durch die aktuelle Krise hätten aber auch viele Firmen die Digitalisierung ihrer Prozesse stärker im Blick, oftmals seien dies aber eher „Absichtsbekundungen“, denn viele Häuser setzten zurzeit noch andere Prioritäten, dies träfe für über 50 Prozent der Häuser zu. Aber immerhin 34 Prozent der IT-Dienstleister gäben an, dass ihre Auftraggeber digitale Projekte aktuell forciert angingen.

Wieder stärkere Nachfrage nach IT-Versicherungen zu spüren

Pols ist sich aber sicher, dass 2021 digitale Vorhaben noch stärker umgesetzt werden. „Die IT-Dienstleister werden im kommenden Jahr sicher ein wachsendes Geschäft verzeichnen können, so dass auch die IT-Versicherungen stärker an Bedeutung zunehmen werden“, kommentiert der Bitkom-Mann die Zukunft.

Auch Marc Thamm, Underwriting Manager Technology, Media & Communications bei Hiscox, freut sich über die Trendwende: „Auch wir spüren im Tagesgeschäft eine stärkere Nachfrage nach unseren Versicherungen.  So sind wir sehr zuversichtlich, dass 2021 die Bänder wieder laufen werden“.

Wenn es darum geht, die Gefahren einzuschätzen, denen IT-Dienstleister ausgesetzt sind, ergibt sich nach Einschätzung von Thamm eine eklatante Lücke zwischen wirklichen und vermuteten Gefahren. So hätten die Hiscox-Untersuchung gezeigt, dass Verzögerungsschäden die häufigste Ursache für IT-Schadenfälle, doch nur 41 Prozent der IT-Dienstleister würden diese Gefahr richtig einschätzen. Verzögerungsschäden treten zum Beispiel dann auf, wenn ein Projekt, ein Gewerk verzögert beendet/geliefert wird und so dem Kunden ein finanzieller Schaden entsteht, weil er beispielsweise ein Produktlaunch verschieben musste.

IT-Berufshaftpflicht wird immer mehr zur Standard-Absicherung  

Die Hiscox-Untersuchung hat außerdem noch gezeigt, dass die IT-Berufshaftpflicht immer mehr zur Standard-Absicherung wird. War dies 2018 bei 77 Prozent der Unternehmen der Fall, haben sich in diesem Jahr bereits 80 Prozent der Firmen für eine derartige Versicherung entschieden. Ähnlich sieht es bei der IT-Betriebshaftpflicht aus: Schlossen 2018 gut 71 Prozent der Unternehmen eine solche Versicherung ab, machten dies 2020 bereits 78 Prozent. Auch hier hätte sicher die Corona-Krise dazu beigetragen, dass viele Firmenchefs noch stärker dazu bereit seien, für die Sicherheit ihres Unternehmens mehr Geld auszugeben, zeigt sich Thamm überzeugt.

Als eine wichtige Signalwirkung für kleinere Unternehmen erachtet der Hiscox-Experte dagegen die Tatsache, dass von den größeren Unternehmen mit bis zu 499 Mitarbeitern schon 99 Prozent eine IT-Betriebshaftpflicht-Versicherung abgeschlossen haben.

Noch viel Unsicherheit bei den Kunden

Was der Hiscox IT-Versicherungsindex 2020 auch noch ans Licht gebracht hat, ist, dass es noch viel Unsicherheit bei den Kunden gibt, ob ihr Versicherungsschutz die Schäden abdeckt, für die sie haftbar gemacht werden können. Unschöne 51 Prozent der Kunden sind hier verunsichert. Und sogar 64 Prozent der Kunden haben Angst vor finanziellen Konsequenzen durch selbst verursachte Schäden.  

Und hier schlägt die Stunde der Makler und Versicherer: Denn diese können und müssen ihre (potenziellen) Kunden noch viel stärker und präziser aufklären und informieren: Darüber, was die jeweilige IT-Versicherung abdeckt, wann und in welcher Höhe der Schaden abgedeckt ist und wo doch noch Versicherungslücken bestehen.

Hintergrundinformationen zu der Studie

Für die Studie wurden in den Monaten Juni und Juli diesen Jahres 300 Unternehmen befragt. Die IT-Versicherungsindex liefert repräsentative Daten für Unternehmen bis zu 499 Mitarbeitern beziehungsweise 50 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Die Untersuchung wurde zum dritten Mal gestartet, davor bereits in den Jahren 2018 und 2019. Zielgruppe des Index sind die IT-Verantwortlichen in den Unternehmen, je nach Unternehmensgröße sind dies auch gleichzeitig die Geschäftsführer der Firmen. Genauer gesagt sind dies IT-Vorstände, Fachbereichsleiter, CIOs, Abteilungsleiter, Coaches und Digitalisierungsexperten. 

Autor(en): Meris Neininger

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