Hochrisikoländer für Manager: Deutschland und USA

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Deutschland ist für Manager mittlerweile wie die USA zum Hochrisikoland geworden. Diese These vertritt jedenfalls Hartmuth Kremer-Jensen, Chief Broking Officer beim internationalen Versicherungsmakler Aon aus Hamburg.

Kremer-Jensen weist daraufhin, dass mittlerweile Sammelklagen gegen Unternehmen auch in Deutschland möglich sind. Ein entsprechendes Verfahren habe es im Rahmen des VW-Emissionsskandals bereits vor dem Landgericht Braunschweig gegeben (Vorlagebeschluss vom 05.08.2016 – Az.: 5 OH 62/16). Das Landgericht hat ein Musterverfahren für rund 350 Aktionäre eingeleitet, die sich geschädigt sehen.

Prozessfinanzierung im Trend
Zudem weist Kremer-Jensen auf eine Zunahme von Prozessfinanzierern hin. Hier hat es beispielsweise ebenfalls im Rahmen von Diesel-Gate der Rechtsdienstleister Myright mit einer Musterklage gegen den VW-Konzern für Autokäufer in die Schlagzeilen gebracht. Hoher Innovationsdruck in Unternehmen würden zudem die Risiken der Manager verschärfen. „Immer häufiger wird gegen kaum noch überschaubare Gesetze und Regularien verstoßen“, so Kremer-Jensen. Die Manager sähen sich aus den Bereichen Datenschutz-, Kapitalmarkt-, Kartell- und IT-Recht immer höheren Anforderungen ausgesetzt.

Cyber-Police ist Pflicht
Somit würden die Risiken für Bußgelder, Gewinnabschöpfungen, Reputationsschäden und behördliche Verfahren steigen. Daher müssten Manager in Deutschland 2017 ihren Schutz insgesamt auf den Prüfstand stellen. Neben der reinen Managerversicherung (D&O) hätten die Versicherungsunternehmen auch auf das Management zugeschnittene Rechtsschutz-Programme und individuelle Managementversicherungen entwickelt. Die Cyber-Police hat nach Einschätzung von Kremer-Jensen mittlerweile Pflichtstatus erreicht. „Firmen, die dies missachten, werden sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, fahrlässig zu handeln, da sie jetzt dazu angehalten sind, in diesem Bereich ein umfassendes Risikomanagement zu betreiben.

Zahlungen von rund einer Milliarde Euro
Im gewerblichen Lieferbereich würden 2017 immer häufiger Drohnen eingesetzt. Der Schutz von Schäden durch Drohnen müsste von den Unternehmen geprüft werden. Ein schwieriges Jahr prophezeit der Makler für Montage- und Bauleistungsversicherungen beim Schutz gegen Naturgefahren sowie beim Brandschutz von Fleischereibetrieben. Die Versicherer hätten hier in den vergangenen Jahren nach Feuergroßschäden Zahlungen von rund einer Milliarde Euro leisten müssen. Daher könnten solche Betriebe aktuell am deutschen Markt nicht mehr zu 100 Prozent versichert werden.

Müssen höhere Selbstbeteiligungen hinnehmen
Notwendig sei es mittlerweile den Schutz aus dem Ausland zuzukaufen. Dann auch mit höheren Prämien oder Selbstbeteiligungen könnten deutschen Versicherer nicht motiviert werden, das gesamte Risiko eines Fleischereibetriebes zu zeichnen. Besser sieht es im Bereich der Montage- und Bauleistungsversicherung. Hier wird es, wenn es um Naturschutz geht, nach Einschätzung von Aon nur teurer. Oder die Unternehmen müssten reduzierte Deckungssummen und höhere Selbstbeteiligungen hinnehmen.

Schwierigkeiten wird es nach Einschätzung des Maklers auch für Spediteure, Frachtführer oder Lagerhalter geben, die sich mit einer Verkehrshaftungs-Versicherung absichern möchten. „Das hohe Schadenrisiko hätten viele Versicherer gerne aus ihren Büchern“ so Kremer-Jensen. Der Markt könnte hier also deutlich enger werden.

Bild: © mschuckart / fotolia

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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