Hohe Preise treiben Privatinsolvenzen

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Wenn die Kosten für Miete, Benzin und Gas steigen, wird es auf den Konten vieler Verbraucher knapp und die Schulden wachsen. Aufgrund dieser Entwicklung wird auch die Zahl privater Pleiten im laufenden Jahr weiter klettern, prophezeit das aktuelle Crif-Schuldenbarometer.

Im ersten Quartal 2022 hat das Schuldenbarometer des Informationsdienstleisters Crif insgesamt 22.166 private Insolvenzen gezählt. Das sind rund 30 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dennoch ist dieser Rückgang mit Vorsicht zu genießen: Die hohe Zahl von mehr als 31.800 privater Pleiten, die von Januar bis März 2021 gemeldet wurden, ist auf eine Gesetzesänderung zurückzuführen. 

Viele haben ihren Insolvenzantrag von 2020 auf 2021 verschoben

Diese verkürzt seit Beginn vergangenen Jahres die Restschuldbefreiung der Betroffenen von sechs auf drei Jahre. Um in den Genuss dieses Vorteils zu kommen, haben etliche Verbraucher ihren Insolvenzantrag von 2020 auf 2021 verschoben. Ohne diesen Effekt ist die Zahl der Pleiten im Vergleich zum ersten Quartal 2020 um neun Prozent gestiegen.

Derzeit belasten vor allem die stetig steigenden Miet- und Energiepreise die Haushaltskassen der Menschen in Deutschland. "Diese werden weniger Geld in der Tasche haben, um ihren Verpflichtungen wie Kreditzahlungen, Mieten oder Finanzierungen nachzukommen. Auf Dauer führt weniger Einkommen erst in die Überschuldung und dann möglicherweise in die Privatinsolvenz", heißt es in der Analyse. 

Crif geht daher 2022 von weiter hohen Zahlen privater Pleiten aus. "Aktuell rechnen wir mit bis zu 95.000 Verbraucherinsolvenzen in diesem Jahr", so Schlein. Den bisherigen Rekord stellte der Report im Jahr 2010 mit insgesamt 139.110 Insolvenzanträgen fest.

Haushalte im Norden häufiger insolvent als im Süden

Bundesweit gab es in den ersten drei Monaten des Jahres 27 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner. Dabei sind die Zahlen im Norden Deutschlands höher als im Süden: Bremen weist mit 50 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohnern die höchste Rate aus. Es folgen Niedersachsen mit 39 und Hamburg mit 37 Pleiten. Ebenfalls über dem Bundesdurchschnitt liegen Schleswig-Holstein (36), Nordrein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern (je 30) sowie Sachsen und das Saarland (je 28). Am wenigsten betroffen sind Menschen in Bayern (16), Baden-Württemberg (20) und Thüringen (22). Absolut gesehen stehen die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (5.401), Niedersachsen (3.131) und Baden-Württemberg (2.202) an der Spitze der Insolvenzstatistik.

Dabei müssen die Betroffenen nicht zwangsläufig einen hohen Schuldenberg angehäuft haben, so die Studienautoren. Ein Großteil der Betroffenen haben in der Gesamtsumme Schulden unter 10.000 Euro. Die mittlere Schuldenhöhe liege bei knapp unter 19.000 Eure. Laut aktuellen Zahlen des Statischen Bundesamtes haben im Jahr 2021 rund 575.000 Verbraucher die Hilfe einer Schuldnerberatungsstelle gesucht. 

Autor(en): Angelika Breinich-Schilly

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