Homeoffice spaltet die Belegschaften

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Große Teile der Beschäftigten von Versicherungsunternehmen müssen Pandemie-bedingt von zuhause aus arbeiten. Die Gewerkschaft NAG will in einer Umfrage herausfinden, was die Arbeitnehmer davon halten.

Die Versicherungsbranche ist von der Corona-Pandemie vielfältig betroffen. Dazu gehört, dass nach Branchenaussagen wohl bis zu 90 Prozent der Beschäftigten von Versicherungsunternehmen ganz oder zeitweise von zuhause arbeiten müssen. Homeoffice, wie nur wir Deutschen die Heimarbeit mit einem nur vermeintlich angelsächsischen Ausdruck bezeichnen, gehört seit Mitte März zur neuen Normalität.

SPD will Recht auf Heimarbeit

Dabei ist Homeoffice nicht neu. Auch bisher schon konnten vereinzelte Beschäftigte ihre Arbeit wenigstens teilweise von zuhause aus erledigen. Allerdings standen bislang jedenfalls Arbeitgeber diesem Konzept eher kritisch gegenüber.

So kritisch, dass die SPD ein gesetzliches Recht auf Heimarbeit fordert. Übrigens ist diese Forderung keineswegs erst in der Corona-Pandemie entstanden, sondern eher zufällig mit der Pandemie zeitlich zusammengefallen. Die Pläne selbst wurden schon Anfang Februar bekannt, Wochen bevor ein landesweiter Shutdown der Betriebe zur Verlangsamung der Ausbreitung des Coronavirus diskutiert und schließlich umgesetzt wurde.

Es gibt nicht nur Vorteile

Dabei scheint auch der SPD-Vorstoß keineswegs von blinder Begeisterung für das Heimarbeiten mit Argumenten wie weniger Stress für Berufspendler, besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder allgemein mehr Flexibilität geprägt zu sein. Sie diskutiert auch Probleme wie eine ständige Erreichbarkeit für den Arbeitgeber im privaten Umfeld, eine Entgrenzung von Arbeits- und Freizeit oder die erschwerte Kontrollierbarkeit der Arbeitszeit.

Doch erst der Shutdown offenbart weitere Kehrseiten der Heimarbeit. Eltern mit kleinen Kindern, bei denen Homeoffice mit Homeschooling zusammenfällt, berichten von ständiger Überforderung. Kein Wunder, dass schnell Forderungen aufkamen, die ursprünglich sehr engen Definitionen von Härtefällen für eine Notbetreuung in Kindertagesstätten und in Schulen zu lockern. Weitere Probleme erkennen die Teilnehmer von Videokonferenzen, wenn im Homeoffice keine ungestörten Räume zur Verfügung stehen oder die Internetverbindung wackelig und damit die Verständigung erschwert ist. Ganz zu schweigen von Büromöbeln und Beleuchtung, die die für Unternehmen geltenden Arbeitsschutzbestimmungen auch nur annähernd erfüllen können.

Umfrage der NAG

In dieser Situation will die Neue Assekuranz Gewerkschaft (NAG) herausfinden, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Versicherungsunternehmen aktuell im Homeoffice arbeiten und welche Erfahrungen sie damit machen. Das Ziel ist herauszufinden, für welche Interessen Arbeitnehmer/-innen sich die Gewerkschaft einsetzen sollte. Denn zur neuen Normalität gehört auch, nach Ende der Phase des Schocks über die plötzlichen Unternehmensschließungen zu verantwortungsvollen Neugestaltungen betrieblicher und vielleicht auch tariflicher Regelungen zurückzukehren. Marco Nörenberg, Vorsitzender des NAG-Gewerkschaftsrates: „Wir wollen für die Zeit nach Corona gerüstet sein.“

Die Umfrage finden Sie ab sofort auf der Webseite der NAG.

Autor(en): Mattias Beenken

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