Honorarrechnung garantiert keine Qualität

Die diesjährige Fachtagung des Bundesverbandes der Versicherungsberater e. V. fand in Köln statt und umfasste neben verschiedenen Fachvorträgen auch einen Informationsteil für Berufseinsteiger und am Beruf des Versicherungsberaters Interessierte.Horst Höck, Versicherungsberater und Honorarberater für Investmentfonds, referierte bei der Tagung zu dem Thema „Investmentfonds als Alternative in der Altersversorgung zu Versicherungslösungen“. Höck zeigte dann auch gleich, welche möglichen Probleme eine Beratung gegen Honorar für die Kunden haben kann.

Sechs Prozent jährliche Rendite
Die Empfehlung für die Auswahl von Fonds führte er mittels einer EDV-gestützten Analyse der Vergangenheitswerte der Investmentfonds durch. Aufgrund der Vergangenheitswerte und der Kundenwünsche – sechs Prozent jährliche Rendite und maximalem Verlust von fünf Prozent - schlug er dann vier Investmentfonds vor. Auf kritische Nachfragen von Teilnehmern meinte der Referent, dass ein Sicherungssystem, um Verluste von mehr als fünf Prozent zu vermeiden, nicht vorgesehen sei. Dass Immobilienfonds – die auch Bestandteil der Empfehlung waren – zwischenzeitlich die Rücknahme von Anteilen und damit die Auszahlung des dringend benötigten Geldes aussetzen können, habe er selbst vor einem Jahr noch nicht gewusst – in den Bedingungen der Investmentfonds steht es allerdings schon seit Jahren. Offensichtlich wird sich die Bundesregierung künftig damit befassen müssen, dass auch Versicherungs- und Honorarberater mitunter nicht einmal selbst die Versicherungs- und Vertragsbedingungen zu den Produkten, zu denen sie beraten, gelesen haben.

Tarifwechsel in der privaten Krankenversicherung
Der Präsident des Verbandes, Stefan Albers, Versicherungsberater in Rheinland-Pfalz, befasste sich in seinem Vortrag „Tarifwechsel in der privaten Krankenversicherung – Problemfelder und Lösungsansätze“ mit den Beratungsmöglichkeiten von PKV-Versicherten. Das von ihm vorgestellte mehrseitige Informationsblatt zu den gewünschten Leistungen wurde kritisch diskutiert. Albers meinte, dass seine Kunden die Fragen in aller Regel selbstständig und vollständig ausfüllten und ihm die Antworten zumailten. Eine Versicherungsberaterin aus dem Schwarzwald merkte an, dass ihre Mandanten den umfänglichen Fragebogen überhaupt nicht verstünden.

Ein weiterer Vortrag der Tagung, den Versicherungsberater Rüdiger Falken mit Unterstützung von Oskar Durstin gestaltete, beschäftigte sich mit „Informationen für Berufsanfänger – Vergütung, Marketing und Büroorganisation der Versicherungsberaters“. Nach einer Untersuchung des Bundesverbandes der Versicherungsberater gibt es einen hohen Anteil von Versicherungsberatern, die einen Jahresumsatz von bis zu 25.000 Euro haben. Bei einer Kostenquote von 50 Prozent, die Herr Falken angab, ergibt dies einen Bruttogewinn von 12.500 Euro pro Jahr. Bei einem Alleinverdiener mit Familie ebenso wie bei einer alleinerziehenden Versicherungsberaterin mit Kind - weniger als die Leistungen durch Hartz IV!Rüdiger Falken warb eindringlich dafür, dass ein Versicherungsberater Unternehmer sei und für seine Dienstleistung werben müsse. Als „Versicherungsberater bin ich Verkäufer meiner Dienstleistungen und kein Verbraucherschützer“, so Falken.

Mahnung in den eigenen Reihen bislang ungehört
Eindringlich plädierte er dafür, dass Versicherungsberater eine eigene Corporate Identity haben sollten, bestehend aus einem einheitlichen Firmenauftritt inklusiv einer Internetseite. So ganz scheint man die Mahnung des früheren Vorstands des Bundesverbandes der Versicherungsberater allerdings in den eigenen Reihen noch nicht gehört zu haben, denn nach Aussage von Falken gibt es in den „neuen“ Bundesländern erst einen einzigen Versicherungsberater, der über eine eigene Homepage verfügt. Dass die früher erforderliche Zulassung durch das lokale Gericht seit 2007 für den Versicherungsberaters entfallen ist, wurde von Falken sehr bedauert. Inzwischen genügt bekanntlich eine einfache Ummeldung bei der Industrie- und Handelskammer, um vom Versicherungsvertreter zum Versicherungsberater mutieren zu können.

Rechnung kein Hinweis für Qualität
Gerade wenn die Zahl der bundesweit tätigen Versicherungs- und Honorarberater in Zukunft stark zunehmen sollte, wird es vermehrt auch „schwarze Schafe“ geben. Die Möglichkeit, eine Rechnung schreiben zu können, stellt eben in keiner Weise sicher, dass der Kunde Qualität erhält.

Bild: © Margot Kessler, PIXELIO, http://www.pixelio.de/

Autor(en): Stefan Jauernig, Versicherungsmakler in Frechen

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