IBM-Versicherungskongress 2013: Klassische Lebensversicherung verliert an Attraktivität

Wie stark das derzeitige Geschäftsmodell der Lebensversicherung unter Druck steht, erläuterte Professor Dr. Hato Schmeiser von der Universität St. Gallen beim diesjährigen IBM-Versicherungskongress, der in Potsdam stattfand.

Ist der Garantiezins in der Lebensversicherung noch zeitgemäß? Eher nein, meinte der Hochschullehrer. Schließlich gebe es mit der Zurich erste Absetzbewegungen von der klassischen Lebensversicherung. Es sei ein Mythos, so Schmeiser, dass sich der Kunde eine langfristige Investmentgarantie wünsche. Die entscheidende Frage dabei sei nämlich, ob seine Zahlungsbereitschaft zur Kostendeckung dieser Garantie ausreiche. "Da bin ich skeptisch", gab er sich die Antwort gleich selbst.

Langfristige Garantien sehr teuer

Die Erwirtschaftung langfristiger Garantien seien schwierig und sehr teuer. Denn es gebe wenig Freiheitsgrade in der Anlagestruktur eines Lebensversicherers. Solvency II zwinge darüber hinaus die Anpassung von Eigenkapital, und die neuen Solvenzbedingungen würden die Asset Allokation festlegen. Die Kapitallebensversicherung werde dadurch weiter an Attraktivität verlieren. Die Versicherer müssten auf andere Sparprodukte ausweichen. Hier gebe es dann ein Abgrenzungsproblem zur Investmentindustrie.

In der Preisbildung stehe die Versicherungswirtschaft vor einer Revolution. Im Gegensatz etwa zu Fluggesellschaften, deren Preisgestaltung auslastungsorientiert sei, hätten in der Versicherungsbranche Prämienaufschlüsselung oder unterschiedliche Formen der Preisdarstellung heute noch keine großen Auswirkungen auf das Nachfrageverhalten. Derzeit finde die Zahlungsbereitschaft der Kunden kaum Berücksichtigung in der Preisgestaltung, eher würden die Preise aktuariell bestimmt. Da die Kunden die Versicherungsunternehmen zunehmend als austauschbar wahrnehmen, werde deren Preissensitivität aber weiter steigen. Dementsprechend könne es andere Prämien zum Beispiel in den letzten zwei Monaten eines Jahres geben.

Spagat zwischen IT und Marketing
Der IBM-Versicherungskongress beschäftigte sich mit vielen Themen aus IT und Marketing und den entsprechenden Schnittstellen. So war das Bild der Lebensversicherung in den Medien genauso Thema wie der Erfolg im Vertrieb durch DV-Applikationen. Durch zum Teil vier parallele Workshops konnten sich die über 250 Teilnehmer ihr Programm individuell zusammenstellen.

Autor(en): Bernhard Rudolf

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