IDD hinterlässt tiefe Spuren im Vermittlerregister

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Im Jahr 2018 sind netto mehr als 19.000 Versicherungsvermittler verloren gegangen. Welche Ursachen dafür verantwortlich sein dürften, und wie es mit der Honorarberatung weitergeht.

Mit 201.643 eingetragenen Personen und Unternehmen ist das Versicherungsvermittlerregister auf einen neuen Tiefststand gefallen. Das sind 19.182 Eingetragene weniger als noch vor Jahresfrist, womit sich der Trend der Vorjahre erheblich beschleunigt hat. Gingen seit 2011 jährlich um 6.000 Eintragungen verloren, hat sich dieser Verlust 2018 verdreifacht.

Flucht vor der Weiterbildungspflicht?

Eine plausible Ursache ist wohl die Umsetzung der Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD Anfang 2018. Mit ihr wurde eine allgemeine Pflicht zum Nachweis einer angemessenen Ausbildung und einer regelmäßigen Weiterbildung von 15 Stunden im Jahr eingeführt. Auch wenn die dazugehörende Verordnung erst Ende 2018 mit starker Verspätung in Kraft getreten ist, so wurde die Umsetzung bereits im laufenden Jahr 2018 von den Versicherern betrieben. Man muss davon ausgehen, dass sehr viele Vermittler mit Blick auf diese Bildungsanforderungen verloren gegangen sind.

Der stärkste Verlust ist bei den gebundenen, erlaubnisfreien Vertretern zu verzeichnen. Deren Zahl nahm um 18.895 im Jahresvergleich auf 121.316 ab. Das ist ein Drittel weniger als noch acht Jahre zuvor Anfang 2011. Hier ist anzunehmen, dass vorwiegend nebenberufliche Vertreter ausgeschieden sind, vermutlich weil der Bildungsaufwand in keinem guten Verhältnis zum Ertrag aus dieser Vermittlungstätigkeit steht. Man kann nur mutmaßen, ob nun auch vermehrt nicht registrierungspflichtige Tippgeber anstelle von nebenberuflichen Vertretern eingesetzt werden. Für die Aufsichtsbehörden wird es dann zumindest nicht einfacher nachzuvollziehen, wer im Einzelfall tatsächlich den Kundenkontakt hat.

Beenken Entwicklung Register2019

Produktakzessorische Tätigkeit wird attraktiver

Aber nicht nur nebenberufliche Vertreter scheiden aus, das wird spätestens beim Blick auf die Entwicklung der Vertreter mit Gewerbeerlaubnis deutlich. Den Aufwand einer Gewerbeerlaubnis dürften nur hauptberufliche Vertreter betreiben, und hier sind binnen Jahresfrist 758 verloren gegangen, auf einen neuen Tiefststand von 28.931 Vertretern. Gegenüber 2011 sind das neun Prozent weniger.

Dagegen gibt es eine scheinbar positive Entwicklung bei den produktakzessorischen Vertretern. Deren Zahl stieg in 2018 um 684 auf 4.368. Das sind gut 50 Prozent mehr als noch vor acht Jahren. Der erhebliche Anstieg 2018 dürfte ebenfalls auf die Bildungsanforderungen der IDD zurückzuführen sein. Denn produktakzessorische Vertreter müssen keinen Nachweis von 15 Stunden Weiterbildung pro Jahr erbringen, hier ist nur der Versicherer in der Pflicht eine "angemessene Qualifizierung" sicherzustellen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass manch ein Autohändler vor diesem Hintergrund aus der "Vollerlaubnis" in diese weniger aufwändige Variante wechselt.

Während die Zahl der Makler seit 2011 noch einige Jahre gestiegen ist, gab es 2018 auch hier einen etwas stärkeren Abrieb um 241 Registrierungen auf nun noch 46.545 Makler. Einen den Vertretern vergleichbaren Wechsel in die produktakzessorische Tätigkeit kann man als Ursache ausschließen, denn die Zahl der produktakzessorischen Makler ist nur um zwei auf 140 Eingetragene gestiegen. Vielmehr muss man vermuten, dass bei Maklern trotz zahlreicher "stiller Run-Offs" von Altmaklern, die ihren Betrieb nicht verkaufen konnten, die Demografie durchschlägt.

Förderung der Honorarberatung ist gescheitert

Der Liebling der Politik ist der Honorarberater. Diese seltene Spezies ist in 2018 nur wenig seltener geworden. Es gab trotz massiver regulativer Förderung des Wechsels aus der Makler- in die Beratertätigkeit ganze 26 zusätzliche Registrierungen auf nun 343 Berater. Im letzten Quartal 2018 war die Zahl sogar schon wieder um sechs Berater rückläufig. Damit ist klar, dass die Förderung der Honorarberatung ein Flop ist. Die Kunden nehmen diese Alternative zur Provisionsvermittlung nicht an.

Das gilt übergreifend für den Finanzdienstleistungssektor. Anfang 2019 wurden 191 Honorar-Finanzanlagenberater gezählt, nur 30 mehr gegenüber dem Vorjahr. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Finanzanlagenvermittler von 37.432 auf 37.874 Registrierungen.

Auch die Zahl der Honorar-Immobiliardarlehensberater ist nur um ganze 17 von 627 auf 644 gestiegen. Gleichzeitig ist die Anzahl der Immobiliendarlehensvermittler ohne Honorar-Spezialisierung von 49.087 auf 51.008 gestiegen.

Beenken Vermittlerregister 1/2019

Autor(en): Matthias Beenken

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