Initiative "gut beraten" (Teil 2 ): Bei freien Vermittlern noch wenig bekannt

Das Ziel der Initiative "gut beraten" ist es, dass Versicherungsvermittler sich regelmäßig weiterbilden und dieses Engagement in Form von Weiterbildungspunkten dokumentieren können – und zwar vollkommen freiwillig. Die Initiative kommt immer mehr in Schwung, hat aber noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen.

Die Akkreditierung der Weiterbildungsanbieter, die auf elektronischem Weg Punkte in die Weiterbildungsdatenbank melden möchten, soll Anfang Oktober starten, berichtet Weyh weiter. Im Akkreditierungsverfahren werden Firmendokumente und bepunktete Seminarbeispiele der Anbieter von der Geschäftsstelle bewertet. Die akkreditierten Anbieter erhalten dann die Zulassung zum System sowie ein entsprechendes Zertifikat. Dafür wird ein Kostenbeitrag von 350 Euro fällig.

Noch nicht zu freien Vermittlern vorgedrungen
Einmal in fünf Jahren soll zudem eine Auditierung der akkreditierten Bildungsanbieter zur Qualitätssicherung stattfinden. Wie Michael Weyh erklärt, haben die meisten Weiterbildungsanbieter – man rechnet mit 300 bis 400 Akkreditierungen – mit großem Interesse bereits kurz nach der offiziellen Bekanntgabe im Frühjahr 2013 angefangen, ihre Angebote punktetauglich zu gestalten. Bis zur Basis allerdings ist die Sache kaum vorgedrungen, schätzt er ein. Vor allem freie Vermittler werden bisher nur wenig davon mitbekommen haben. Nach der DKM, auf der es intensiv um das Thema gehen soll, hofft man auf ein verstärktes Interesse.

Alle Vertriebswege gleich behandeln
Der AfW sieht – bei aller grundsätzlichen Zustimmung – vor allem die Tatsache kritisch, dass mit der Initiative praktisch ein Kontrollinstrument dafür geschaffen werden könnte, ob sich Makler weiterbilden – und Versicherer entsprechend dem GDV-Verhaltenskodex weiter mit ihnen zusammen arbeiten. „Wir sind gegenwärtig dabei zu prüfen, ob das zulässig ist“, erklärt AfW-Vorstand Norman Wirth und ergänzt, dass Weiterbildung natürlich generell zu begrüßen sei. Aber die Teilnahme an der Initiative müsse freiwillig sein, andere Weiterbildungsnachweise müssen gleichberechtigt gewertet werden. Zudem seien sehr viele Fragen offen, etwa die nach der Position der Pools zur Initiative. Müssten sie die Vertriebsvereinbarungen mit allen Maklern kündigen, die in den kommenden fünf Jahren nicht ihre 200 Punkte erreichen?Und wie werden die Bankmitarbeiter behandelt, die Versicherungen verkaufen?
Auch die unterschiedliche Behandlung von Ausschließlichkeit und Maklern, was die Verpflichtung zur Berufseingangsqualifikation („Versicherungsfachmann“) betrifft, werde durch die Weiterbildungsinitiative nicht aufgehoben. „Von der Logik her müsste zuerst dieses Problem gelöst werden, danach das der Weiterbildung“, so Wirth weiter und bekräftigt eine alte AfW-Forderung, dass alle Vertriebswege gleich behandelt werden müssen.

Weiterbildungen sichtbar machen
Die Weiterbildungsanbieter fühlen sich im Wesentlichen gut vorbereitet und haben ihre Programme für 2014 entsprechend den Anforderungen bepunktet, was einen erheblichen Aufwand darstellte. Neue Konzepte eigens für die neue Punktewelt haben sie derzeit nicht entwickelt. „Wir rechnen nicht mit einem erhöhten Ansturm auf unsere Angebote“, berichtet Ronny Schröpfer, Geschäftsführer der Deutschen Versicherungsakademie, und stimmt darin mit anderen Anbietern überein.
„Ein Großteil der Vermittler bildet sich schon immer weiter, jetzt geht es darum, dies regelmäßiger zu gestalten und auch sichtbar zu machen.“ Für Frank Rottenbacher, Vorstand der Going Public Akademie für Finanzberatung, kommt es vor allem darauf an, dass die Qualität der bewerteten Angebote durchgängig hoch ist. „Damit steht und fällt aus meiner Sicht der Erfolg der Initiative gegenüber dem Gesetzgeber“, ist er sicher.

Zertifizierung muss nach neutralen Gesichtspunkten ablaufen
Dass bis zur Akkreditierung die Qualitätssicherung praktisch nicht gegeben sei, stelle ein Problem dar. Und auch bei den Kosten sieht er noch Diskussionsbedarf, denn wenn wie geplant die Weiterbildungsinstitute einen Euro pro Teilnehmer und Punkt an das BWV zu zahlen hätten, dann käme bei 150.000 Vermittlern und jeweils 200 Punkten die „irre Summe“ von 30 Millionen Euro in fünf Jahren für eine Datenbank heraus – und das letztlich zu Lasten der Vermittler.
Jetzt kommt es darauf an, dass die Zertifizierung nach absolut neutralen Gesichtspunkten verläuft, worauf der Qualitätsausschuss sicherlich zu achten hat. Jede Art von "Geschmäckle" würde der Initiative als Ganzes schaden. Dass die Regeln und Anforderungen für alle gleich sind, auch für das BWV bzw. die DVA, stellt einen guten Schutz für kleinere Anbieter dar.

Bild: © Gerd Altmann /

Autor(en): Elke Pohl

Alle Branche News