Insurope: Internationales Treffen in Leipzig

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Leipzig ist seit jeher ein wichtiger Treffpunkt für Firmen und Kaufleute. Kürzlich trafen sich in der sächsischen Metropole rund 150 Experten der betrieblichen Altersversorgung (bAV) aus aller Welt. Anlass ihrer mehrtägigen Konferenz mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops zu aktuellen Themen der betrieblichen Versorgung war die alle zwei Jahre stattfindende Generalversammlung des internationalen Netzwerks Insurope. Insurope beziehungsweise seine Netzwerkpartner stellen den nationalen Niederlassungen weltweit operierender Unternehmen bedarfsgerechte und besonders kostengünstige Lösungen für die bAV in mehr als 80 Ländern zur Verfügung.

IORP II in Vorbereitung
Der Direktor der AIEP in Brüssel, Francesco Briganti, berichtete, dass die Europäische Kommission derzeit die Verabschiedung neuer Richtlinien für Versorgungsträger der bAV vorbereitet. IORP II (Institutions for Occupational Retirement Provision), so der Name der geplanten Direktive, soll dazu beitragen, die Entwicklung eines gemeinsamen Marktes für betriebliche Altersversorgung in Europa voranzutreiben. Heute sei dieser Markt noch zersplittert und wegen der unterschiedlichen Arbeits- und Steuergesetze weitgehend national ausgerichtet. Die Finanzkrise habe außerdem gezeigt, dass gemeinsame Standards zur grenzüberschreitenden Regulierung der Versorgungsträger wie Pensionsfonds und Pensionskassen nötig seien, um diesem Markt Stabilität in künftigen Krisenzeiten zu geben und die Alterseinkünfte der Pensionäre zu schützen.

Sollten die neuen IORP II-Vorschriften auch auf die Versicherer übertragen werden, sei sein Unternehmen darauf gut vorbereitet, sagte Dr. Peter Seng, Leiter Betriebliche Altersversorgung der Alte Leipziger Lebensversicherung, die mit Insurope zu den Gastgebern der Tagung gehörte. Durch die Einführung von Solvency II zum 1. Januar 2016 habe der Konzern bereits ein entsprechendes Berichtswesen aufgebaut, das den erweiterten Informations- und Berichtspflichten für Versorgungsträger unter IORP II gerecht werde. Die neue europäische bAV-Richtlinie sei hingegen vor allem für kleinere Versorgungsträger eine starke Belastung.

bAV - hier freiwillige Leistung, dort Zwang
Dabei wächst angesichts der demografischen Entwicklung, absehbaren Engpässen bei hochqualifizierten Mitarbeitern und der Belastung der staatlichen Alterssicherungssysteme die Bedeutung der bAV - nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland. In Deutschland sieht Seng künftig vor allem Chancen bei kleinen und mittelständischen Unternehmen. Hier könne die Durchdringung weiter verbessert werden, vor allem, wenn die bAV für die Arbeitgeber in Deutschland attraktiver gemacht würde. In der Schweiz ist die betriebliche Altersversorgung eine verpflichtende Leistung der Arbeitgeber. Das Betriebsrentensystem der Eidgenossen ist - gemessen am Bruttosozialprodukt - das zweitgrößte weltweit, sagte Dr. Alexander Kohler, Berater bei Deloitte. Die Versorgungsverpflichtungen in der Schweiz werden, wegen der zunehmenden finanziellen Risiken, zunehmend auf Versicherungslösungen übertragen.

Klaus Stiefermann, Geschäftsführer der aba Arbeitsgemeinschaft für Betriebliche Altersversorgung, stellte in seinem Vortrag das deutsche Betriebsrentensystem in seiner Vielfalt vor, einschließlich der gesetzlichen Insolvenz-Sicherung, die so in anderen Ländern nicht existiert. Aufgrund des Charakters der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland seien bei allen Versorgungsregelungen hierzulande sowohl die Arbeitgeber als auch die Versorgungsträger in der Pflicht, sich die Risiken zu teilen.

Vorteile des multinationalen Pooling
Honeywell mit seinen 130.000 Mitarbeitern in 76 Ländern ist seit 2013 einer von 82 Netzwerkpartnern von Insurope. Erschließt das Unternehmen neue Märkte, so habe es sich als hilfreich erwiesen, vor Ort einen Ansprechpartner vorzufinden, dem die Betriebliche Altersversorgung der Mitarbeiter übertragen werden kann, erläuterte Kathleen O’Driscoll von Honeywell.

Durch das Zusammenführen von bAV-Leistungen im internationalen Maßstab, dem so genannten Multinational Pooling, profitiere man von niedrigeren Risikoprämien und geringeren Verwaltungskosten. Auf Basis lokaler Abrechnungsergebnisse werde jährlich eine multinationale Abrechnung erstellt. Bei günstigem Schadenverlauf entstünden Überschüsse, die an das Unternehmen zurückflössen. So sei ein solcher Pool unternehmenseigenen Lösungen deutlich überlegen.

Quelle: Alte Leipziger

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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