Insurtechs: Investitionen im zweiten Quartal wieder gestiegen

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Nachdem die Investitionen in Insurtechs weltweit im ersten Quartal 2020 stark eingebrochen sind, drehte sich der Wind im zweiten Quartal 2020. Um sage und schreibe 71 Prozent sind die Investitionen in diesem Zeitraum wieder gestiegen, auf 1,56 Milliarden US-Dollar. Zu diesem Anstieg haben vor allem vermehrte Later-Stage-Finanzierungen, darunter vier Megadeals mit einem Investitionsvolumen von jeweils über 100 Millionen US-Dollar beigetragen. Dies geht aus dem aktuellen "Insurtech Briefing Q2/2020" des Beratungshauses Willis Towers Watson hervor.

"Auch wenn die Gesamtsumme der Investitionen in diesem Quartal deutlich angestiegen ist, sollten wir hieraus keine Erwartung für die kommenden Monate ableiten", warnt Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung bei Willis Towers Watson Deutschland. "Ob und wie der Insurtech-Markt sich von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie erholen wird und wie sich die Lage weiterentwickelt, werden wir erst in ein bis zwei Jahren sehen," so der Experte.

Während die Gesamtsumme der Investitionen stieg, lag die Anzahl der Abschlüsse mit 74 Transaktionen um 23 Prozent unter dem Wert des ersten Quartals. "Wir sehen, dass sich Investoren wieder vermehrt auf Investitionen in reifere Insurtechs fokussieren. Daraus ergeben sich hohe Finanzierungsrunden, welche die gestiegene Gesamtsumme bei geringerer Anzahl an Abschlüssen erklären“Dies geht aus dem aktuellen Insurtech Briefing Q2/2020 des Beratungshauses Willis Towers Watson hervor," erläutert Niki Winter, Director und Digitalisierungsexperte des Beratungshauses.

Leben- und Krankensparte erhält in Corona-Zeiten mehr Aufmerksamkeit

Die meisten Finanzierungen flossen in Insurtechs aus dem Segment Schaden- und Unfallversicherung, die 68 Prozent aller Investitionen erhielten. Aufgeholt haben jedoch die Start-ups aus dem Leben- und Krankenversicherungsbereich. Ihr Anteil an den Investitionen lag bei 32 Prozent (plus 17 Prozent gegenüber dem Vorquartal).

"Das könnte darauf hinweisen, dass diese Sparte in Pandemie-Zeiten größere Aufmerksamkeit erhält. Der Stellenwert von Technologie im Leben- und Krankensektor steigt - vor allem im Bereich der Telemedizin, die in den vergangenen Wochen an Bedeutung gewonnen hat", sagt Winter. Bemerkenswert war im zweiten Quartal außerdem der Börsengang von Lemonade sowie die Übernahme zweier etablierter Versicherer durch die Insurtechs Hippo und Buckle in den USA.

Schwerpunkt Wohngebäudeversicherung

Das aktuelle Insurtech Briefing konzentriert sich auf das Schwerpunktthema Wohngebäudeversicherungen. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Anforderungen an die Wohngebäudeversicherung stark verändert. Neue, intelligente Technologien machen es heute für Hausbesitzer leichter, Immobilien vor Risiken zu schützen. Dazu gehören unter anderem Internet of Things (IoT)-Geräte wie Sensoren zur Erkennung von Wasserschäden, intelligente Bewegungsmelder und Smart Meter zum automatischen Ermitteln der Stromdaten.

Die durch die neuen Technologien gewonnen Daten ermöglichten eine individuellere Einstufung von Risiken und böten den Versicherern die Chance auch ein individuelles Pricing für ihre Produkte zu entwickeln. "Jedoch gilt - nur wenn der Versicherungsnehmer dem Versicherer die geforderten Daten auch zur Verfügung stellt, können Verträge und Preise individuell und sogar in Echtzeit bestimmt werden", sagt Klüttgens. Die Fähigkeit der Versicherer, Daten sinnvoll zu nutzen, spiele hierbei eine entscheidende Rolle.

Autor(en): Versicherungsmagazin.de

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