Insurtechs und Verbraucher sind noch keine dicken Freunde

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Insurtechs haben mit neuen Geschäftsmodellen und digitaler Technik frischen Wind in den Versicherungsmarkt gebracht. Doch die Verbraucher ignorieren die Start-ups bislang weitgehend, wie eine Umfrage zeigt.

Die Kundenbefragung "Versicherer des Jahres 2018", die das Deutsche Institut für Service-Qualität (DISQ)  im Auftrag des Nachrichtensenders n-tv geführt hat, fragte auch nach Insurtechs. Von diesen jungen Technologieunternehmen, haben erst gut 28 Prozent der Befragten schon einmal gehört. Neben der geringen Bekanntheit ist auch die Akzeptanz verschwindend gering: Nur 2,5 Prozent der Befragten haben schon einmal eine Insurtech-Lösung in Anspruch genommen. Dabei sind die Kunden nicht per se technikfeindlich eingestellt. Fast die Hälfte (46,3 Prozent) nutzen auch Online-Angebote ihres Versicherers, etwa um Verträge digital abzulegen.

Digitale Lösungen bieten Zusatznutzen
"Es ist erstaunlich, dass trotz des Booms an Start-up-Gründungen digitale Versicherungslösungen vom Verbraucher bislang wenig registriert und genutzt werden", sagt Markus Hamer, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Service-Qualität. Hingegen hätten viele etablierte Versicherer das Potenzial der Start-ups erkannt: Es gebe schon zahlreiche Kooperationen von traditionellen Versicherern mit Insurtechs. Kurz- bis mittelfristig würden Versicherte dadurch vermehrt digitale Leistungen in Anspruch nehmen können, lautet Hamers Einschätzung.

Eine mögliche Begründung für die Zurückhaltung der Kunden gegenüber den Insurtechs: Die Leistungen der Insurtechs sind zwar breit gefächert, fokussieren sich aber auf den Bereich Versicherungsvermittlung oder Vertragsverwaltung. "Für interessierte Verbraucher stellt sich deshalb kaum die Frage 'Insurtech oder Versicherer'?", so die DISQ-Experten. Vielmehr böten die digitalen Lösungen einen Zusatznutzen, etwa als Entscheidungshilfe bei der Wahl individuell passender Versicherungen. Ob die Versicherungskunden eine zunehmende Digitalisierung überhaupt wünschen, steht aber auf einem anderen Blatt. Die Teilnehmer der Kundenbefragung antworteten auf die Frage "Können Sie sich vorstellen in den nächsten zwei Jahren Insurtechs zu nutzen?" zu 75,9 Prozent mit "Nein".

Friendsurance auf dem dritten Platz
Im Februar 2018 vergab das DISQ den "Deutschen Servicepreis" mit dem Sonderpreis Fintechs. Hier errang das Insurtech Friendsurance den dritten Platz hinter dem Payment-Start-up Barzahlen und dem Robo-Advisor Vaamo.

Auszug aus der DISQ-Bewertung: "Das Insurtech Friendsurance hebt sich mit positiven Kundenerlebnissen im Bereich Information und Einstieg und einem guten Internetauftritt hervor. Ersteres bewerten die Kunden als schnell, einfach und vergleichsweise komfortabel. Die Website enthält viele spezielle Informationen sowie zahlreiche Kontaktmöglichkeiten (zum Beispiel ein Chat)."

Hintergrund
In die Befragung "Versicherer des Jahres 2018", die sich auch mit Insurtechs befasste, flossen 5.072 Bewertungen von Versicherer-Privatkunden ein. Im Fokus der Online-Panel-Befragung stand die Zufriedenheit der Kunden mit dem Service, dem Preis-Leistungs-Verhältnis, der Qualität der Produkte sowie der Transparenz und Verständlichkeit. Zudem flossen Kundenärgernisse sowie die Bereitschaft zur Weiterempfehlung in die Gesamtbewertung ein.

Autor(en): Versicherungsmagazin.de

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