Investieren in Diesel-Klagen

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Das Hamburger Start-up Iubel.de konnte in seiner jüngsten Finanzierungsrunde mehr als zwei Millionen Euro einsammeln. Die Gründer boten den Investoren unter anderem ein neues Investment-Vehikel an: Gerichtsverfahren. Iubel.de bietet seit Mai 2019 Privatpersonen sowie kleinen und mittleren Unternehmen einen rückwirkenden Sofort-Rechtsschutz an.

"Das Niedrigzinsumfeld belastet semi-professionelle Anleger nach wie vor erheblich und in unseren Gesprächen mit potenziellen Investoren haben wir ein großes Interesse an Anlagealternativen wahrgenommen", erläutert Rechtsanwalt und Mitgründer Jan Stemplewski die Motivation Gerichtsverfahren als Investmentform anzubieten. "Wir wiederum benötigen neben dem Kapital für die Unternehmensentwicklung auch Geld, um unsere Fälle abzusichern", so Stemplewski weiter.

Win-Win-Situation

Die Anlageklasse sei in den USA bereits etabliert. Zielgruppe in Deutschland sind vermögende Privatpersonen und Family Offices. Anleger könnten ihre Portfolios mit der konjunkturunabhängigen Anlageform Prozessfinanzierung diversifizieren, während das Start-up das Kapital zur Deckung der Prozesskostenrisiken nutze.

Das Modell habe bei den Investoren solchen Anklang gefunden, dass eine Neuauflage geplant sei. Noch in diesem Jahr sei ein weiteres Vehikel zur Finanzierung von Diesel-Klagen geplant. "Mittelfristig wollen wir Investoren jedoch auch andere Verfahrensklassen, wie beispielsweise Kündigungsschutzklagen, zugänglich machen", erläutert der Jurist.

Finsurtech verbindet verschiedene Elemente

Man unterstütze bereits mehr als 300 Klagen gegen den Volkswagen-Konzern. Insgesamt finanziere man zurzeit Ansprüche von mehr als fünf Millionen Euro für die Kunden. Die Erfolgsquote der bereits beendeten Verfahren liege bei deutlich über 90 Prozent.

Das Unternehmen setzt mit seinem Geschäftsmodell auf eine Lücke in der Prozessfinanzierung, da sein Service schon ab einem Streitwert von 1.000 Euro greift. Das Marktpotenzial für Fälle im niedrigeren Streitwertbereich sei enorm, so Stemplewski. Man wolle das Geschäft in den kommenden Jahren stark ausbauen. Das Geschäftsmodell des Start-ups findet sich an der Schnittstelle zwischen digitalen Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Man sehe sich selbst als Finsurtech, das Elemente aus beiden Bereichen verbinde, so die Selbstdefinition des Hamburger Unternehmens. 

Autor(en): Versicherungsmagazin.de

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