ITA-Studie sagt: Keine Kostentransparenz im deutschen Versicherungsmarkt

Seit dem 1. Juli 2008 müssen Lebensversicherer ihre Kunden vor Vertragsschluss über bestimmte Kosten informieren, so schreibt es die VVG-Informationspflichtenverordnung (VVG-InfoV) vor. Doch auch zwei Jahre nach der Reform des Versicherungsvertragsgesetzes ist die angestrebte Kostentransparenz noch nicht in Sicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Instituts für Transparenz in der Altersvorsorge (ITA) in Berlin.

In der Studie wurden die Kostenangaben in den Produktinformationsblättern der 50 größten Lebensversicherungsgesellschaften in Deutschland untersucht. Das Fazit ist verheerend: Die derzeit gemachten und vorgeschriebenen Kostenangaben sind gänzlich ungeeignet, um das vom Gesetzgeber verfolgte Ziel der Kostentransparenz als Grundlage für den Vergleich von Produkten zu erreichen, so die Position des ITA. Verbraucher seien deshalb kaum in der Lage, die tatsächlich anfallenden Kosten einer Lebensversicherung nachzuvollziehen und verschiedene Produkte miteinander zu vergleichen.


In der Studie wurden die Kostenangaben in den Produktinformationsblättern von 109 Tarifen am Beispiel der Basis-(Rürup-)Rentenversicherungen anhand aufgestellter Kriterien auf ihre Vereinbarkeit mit dem Formulierungsvorschlag des Gesetzgebers untersucht. Dabei wurden die Darstellung und Offenlegung der einzelnen Kostenarten anhand von vier Kriterien bewertet, die sich aus den Vorgaben des Gesetzgebers ableiten lassen: Inhaltliche Richtigkeit, Übersichtlichkeit, Verständlichkeit und Knappheit.

Keines der Produktinformationsblätter entspricht vollständig den gesetzlichen Vorlagen
„Unter Berücksichtigung sämtlicher in der Studie erhobenen Prüfkriterien und Kostenangaben entspricht keines der untersuchten Produktinformationsblätter vollständig dem Formulierungsvorschlag des Gesetzgebers“, resümiert Mark Ortmann, Geschäftsführer des ITA und Autor der Studie. Er bemängelt vor allem, dass Kosten verschleiert würden, indem ihre Angabe in langen Absätzen versteckt, in nicht vorgeschriebener Form und von Ausführungen werblicher Art ummantelt dargestellt würden. Darüber hinaus führten nicht notwendige Zusatzinformationen die Verbraucehr in die Irre, um von der eigentlichen Kostendarstellung abzulenken.

Zudem sei ein Vergleich von Produkten auf Grundlage der Gesamtkosten kaum möglich, da häufig wesentliche Angaben fehlten. Auch eine Gesamtkostenkennzahl suchten Kunden und Vermittler fast immer vergeblich. So ragen laut ITA auch nur zwei der 109 untersuchten Tarife positiv aus der Menge heraus: Dabei handelt es sich um je ein Produkt der Basler Leben AG und der R+V Versicherung.

Eine vollständige Erfüllung der Prüfkriterien sei jedoch auch dort nicht zu finden, da die Anforderungen an eine knappe Auflistung der Kosten verfehlt sei. Ebenfalls sehr gut seien die Kostendarstellungen von Alte Leipziger, LV 1871 und Standard Life. Abgesehen von der Darstellung der sonstigen Kosten seien auch noch weitere Tarife der Basler, Condor, Hanse-Merkur, Inter und Rheinland Leben mit einer sehr guten Bewertung positiv hervorzuheben.

Verbindliches und standardisiertes Produktblatt sollte Abhilfe schaffen
Neun weitere Tarife konnten anscheinend noch eine gute Bewertung erreichen, darunter alle Tarife von Moneymaxx. Fast die Hälfte aller Tarife lägen jedoch im befriedigenden bis ausreichenden Bereich, während ein Fünftel (23 Tarife) mit mangelhaft bewertet werden musste.

Der Vorschlag des Berliner Instituts lautet: Um eine maximale Kostentransparenz zu erreichen, könnte ein für alle Versicherungsgesellschaften verbindliches, standardisiertes Produktinformationsblatt beitragen. Dieses sollte zusätzlich zu den vollständigen Kostenangaben in knapper Form eine Gesamtkostenkennzahl und eine Effektivrendite ausweisen, die den Vergleich einzelner Produkte erlauben.
Die vollständige Studie ist im beim Institut für Transparenz in der Altersvorsorge zum Preis von 1.890 Euro erhältlich.

Quelle: Institut für Transparenz in der Altersvorsorge (ITA); Bild: Christoph Ruhland, ©

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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