Klassik-Rating: Garantie ist nichts mehr wert

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Die klassische Rentenversicherung lohnt sich nicht mehr, denn die Garantie ist kaum noch etwas wert. Das zeigt der aktuelle Map-Report in seinem „Klassik-Rating deutscher Lebensversicherer“.

Wer heute eine klassische Rentenversicherung abschließt und 20 Jahre lang 1.200 Euro einzahlt, erhält mit 63 Jahren eine marginale garantierte Rente. Sie schwankt zwischen 86,67 Euro, die die HUK-Coburg leistet und 54,10 Euro für Kunden, die einen Vertrag bei der Concordia Oeco abschließen. Bei der HUK-Coburg müsste der Kunde somit rund 86 Jahre alt werden, bis er zumindest seinen eingezahlten Beitrag als monatliche Rentenzahlung ausgezahlt bekäme. Bei der Concordia Oeco müsste der Kunde sogar 100 Jahre alt werden, bis er garantiert ins Plus kommt. Ähnlich verhält es sich bei der Musterrechnung zur Sofortrente mit einer Einzahlung von 50.000 Euro. Hier würde für den Kunden mit der Garantierente bei der Europaversicherung ab knapp 90 Jahren die positive Rendite beginnen, während dies im schlechtesten Fall bei der Concordia Oeco erst im Alter von knapp 97 Jahren der Fall wäre. Map-Report Autor Reinhard Klages verweist aber darauf, dass die ausgezahlten Renten „in der Regel“ deutlich über der garantierten Höhe liegen würden. Eine Garantie gibt es aber für die Prognoseberechnungen nicht – vor allem angesichts des historischen Niedrigzinses.

Meist auch Minusgarantie bei Lebensversicherung

Das Dilemma wird laut Map-Report besonders bei den garantierten Leistungen aus Hochrechnungen deutlich. Die bei Vertragsabschluss garantierten Ablaufleistungen der Kapitallebensversicherung des Musterfalles erzielten bei zwölfjähriger Laufzeit im Durchschnitt noch 13.704 Euro mit einer Beitragsrendite von minus 0,77 Prozent. Lediglich bei der Stuttgarter wird mit 14.419 Euro noch eine höhere Ablaufleistung als der eingezahlte Beitrag von 14.400 Euro garantiert. Bei 20 Jahren Laufzeit beträgt die garantierte Ablaufleistung im Schnitt 23.236 Euro mit einer Rendite von minus 0,31 Prozent und liegt damit um 764 Euro unter der geleisteten Beitragssumme. Immerhin vier Gesellschaften garantieren dabei einen positiven Saldo zwischen Ein- und Auszahlung. Besser steht es auch nicht um die 30-jährige Laufzeit. Während insgesamt 36.000 Euro eingezahlt wurden, beträgt die Garantieleistung im Schnitt 35.338 Euro mit einer Beitragsrendite von minus 0,12 Prozent.

Beim Rating gewinnt Europa

Beim Gesamtrating, das aus Bilanzkennzahlen, Servicekennzahlen und Transparenzmerkmale sowie Vertragskennzahlen entsteht, erhielt die Europa-Versicherung mit 88,09 Punkten ein „mmm“ für hervorragende Leistungen und damit erneut ist Testsieger. Die Gesellschaft überzeugte laut Map-Report in allen drei Teilbereichen des Ratings. Ein „mmm“ erreichten ferner die WGV (83,40 Punkte), Cosmos (79,55 Punkte), Hannoversche (78,25 Punkte), Debeka (76,63 Punkte), HUK-Coburg (74,50 Punkte), Stuttgarter (72,20 Punkte) und Ideal (70,68 Punkte).

52 verweigern Teilnahme

Eigentlich hätten diese Gesellschaften wohl noch viel besser abschneiden können, denn viele Assekuranzen verweigerten die Teilnahme am Rating. So heißt es im Map-Report: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass etliche Gesellschaften noch besser bewertet worden wären, wenn auch die schwächeren Mitbewerber den Mut zur Transparenz bewiesen hätten.“ Da ein Schwerpunkt des Klassik-Ratings Vergangenheitsdaten in der kapitalbildenden Lebensversicherung und der aufgeschobenen Rentenversicherung sind, wurden auch Gesellschaften angeschrieben, die kein Neugeschäft mehr zeichnen oder die jeweiligen Produkte nicht mehr anbieten. Von den 71 angeschrieben Lebensversicherern nahmen nur 19 am Rating teil. Damit setzt die Branche wieder einmal ein Signal für Intransparenz. Unter den Verweigerern ist auch Marktführer Allianz sowie große Gesellschaften, wie Generali, R+V, Württembergische und Zurich.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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