Knacken Sie den Stärken-Code

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"Was soll ich noch alles tun?" Das fragen sich immer mehr Menschen. Denn in der modernen, von rascher Veränderung geprägten Welt wird von uns mehr Eigenverantwortung erwartet. Wir sollen uns zum Beispiel kontinuierlich weiterbilden. Wir sollen für unser Alter vorsorgen. Die Vielzahl der Anforderungen überfordert uns schnell, sofern wir nicht einen Kompass haben, der uns hilft, in unserem Leben die richtigen Prioritäten zu setzen und mit unseren begrenzten Ressourcen bewusst umzugehen.

Die klassische Antwort auf diese Herausforderung in zahlreichen Selbstmanagement-Ratgebern lautet: "Sie brauchen eine Lebensvision, die Ihnen sagt, welche Ziele Sie in Ihrem Leben haben; dann können Sie auch die richtigen Prioritäten setzen." Das stimmt! Die Praxis zeigt jedoch: Obwohl viele Menschen eine Lebensvision haben, fällt es ihnen schwer, diese zu realisieren.

Eine zentrale Ursache hierfür ist: Meistens sind diese  Visionen Wunschgebäude. Das ist an sich okay. Zu Luftschlössern werden sie jedoch, wenn ihnen keine Analyse zugrunde liegt:

  • Welche (individuellen) Ressourcen stehen mir zu Verfügung? Und:
  • Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten habe ich?

Stärken und Talente ermitteln
Deshalb sollte mit dem Entwickeln einer Lebensvision eine Analyse unserer Talente und Stärken einhergehen. Denn wenn wir diese kennen, wissen wir auch,

  • welche der damit verbundenen Aufgaben wir aus eigener Kraft meistern können und
  • wofür wir uns eventuell Unterstützung organisieren sollten – weil wir in diesem Bereich keine Talente und entwickelten Stärken haben.

Jeder Mensch hat viele Talente. Doch häufig sind sie den betreffenden Personen nicht bewusst; zumindest werden sie nicht aktiv genutzt. Also tragen sie auch keine Früchte.

Talente erkennt man in der Regel daran, dass einem Menschen eine Tätigkeit leicht von der Hand geht und sie ihm Spaß macht, weshalb auch die Resultate überdurchschnittlich sind. Ein Talent ist jedoch noch keine Stärke. Zu einer Stärke wird es  erst durch systematisches Training und Erfahrung  - weshalb sich mit der Zeit auch immer bessere Ergebnisse einstellen, was wiederum die eigene Motivation erhöht.

Unsere Stärken analysieren
Diesen Entwicklungsprozess kann jeder Mensch bei sich in Gang setzen, indem er ermittelt, wo seine Talente und Stärken liegen; beispielsweise indem er mit Blick auf die eigene Biografie analysiert, was sind

  • meine bereits genutzten Stärken - also die Fähigkeiten, auf die ich oft und gerne zurückgreife, weil sie mir leicht fallen und ich damit gute Ergebnisse erziele,

  • meine bisher (weitgehend) ungenutzten Stärken - also die Fähigkeiten, die ich noch nicht so oft einsetze, wie ich dies könnte oder gerne täte,

  • meine Schwachpunkte -  also die Tätigkeiten, die mir weniger leicht von der Hand gehen und bei denen ich keine Top-Ergebnisse erziele, weil gewisse, hierfür nötige Fähigkeiten oder Eigenschaften bei mir eher gering ausgeprägt sind, und

  • meine überzogenen Stärken - also die Fähigkeiten, die bei mir zu stark ausgeprägt sind, was mir manchmal sogar Probleme bereitet, weil ich sie zum Beispiel auch bei Aufgaben einsetze, bei denen dies nicht zielführend ist.

Ein Stärkenprofil erstellen
Generell lassen sich fünf Arten von Stärken unterscheiden. Neben analytischen gibt es entdeckende, praktische, kooperative und stabilisierende Stärken. Und abhängig davon, welchem Stärkenbereich die meisten Stärken eines Menschen zuzuordnen sind, fallen ihm auch bestimmte Arten von Aufgaben und Tätigkeiten eher leicht oder schwer. Zu wissen, welche dies sind, ist unter anderem für die Berufswahl und die Karriereplanung wichtig.

Deshalb sollten Sie sich bezogen Ihre Stärken fragen: Um welche Art von Stärke handelt es sich hierbei? Recht einfach gelingt Ihnen die Zuordnung, indem Sie zum Beispiel überlegen: Welche Eigenschaften würde ich mir aufgrund dieser Stärke zuschreiben? Angenommen die Antwort lautet "Ich bin reflektiert" oder "Ich arbeite genau". Dann handelt es sich hierbei um eine analytische Stärke. Angenommen die Antwort lautet "Ich bin wissensdurstig" oder "Ich bin innovativ". Dann deutet dies auf eine entdeckende Stärke hin. Wenn Sie Ihre einzelnen Stärken und Talente so genauer analysieren, entsteht mit der Zeit Ihr Stärkenprofil beziehungsweise eine Art Landkarte Ihrer Stärken und Talente.

Die Stärken mit System entwickeln
Hierauf aufbauend können Sie sich dann fragen:"Welche Aufgaben sollte ich künftig verstärkt übernehmen, damit ich meine Stärken noch besser oder umfassender nutzen kann?" Außerdem: Was sollte ich künftig weniger tun, weil dies nicht mein Ding ist? Wenn die Ergebnisse vorliegen, können Sie zum Beispiel das Gespräch mit Ihrem Kollegen oder Ihrem Lebenspartner suchen, um gemeinsam zu einer neuen Aufgabenverteilung zu gelangen, die Ihrer beider Stärken mehr. Aufgrund Ihres Stärkenprofils können Sie sich zudem mögliche Entwicklungsmaßnahmen überlegen, damit sich Ihre noch ungenutzten Talente zu Stärken entwickeln und Ihre Stärken weiter gefestigt werden.

Ein Gewinn für alle Beteiligten
An Ihrem Arbeitsplatz kann dies die Übernahme neuer Aufgaben sein, die sich mehr an Ihren Stärken orientieren. Das hat den Vorteil, dass Sie beim Wahrnehmen Ihrer Aufgaben intrinsisch motiviert sind, weil sie Ihnen leicht von der Hand gehen und Sie dabei überdurchschnittlich erfolgreich sind – wovon auch das Unternehmen profitiert. Also haben Sie auch mehr Erfolgserlebnisse und Ihr Job verschafft Ihnen mehr Befriedigung – insbesondere dann, wenn Sie zudem von Ihrem Umfeld ein positives Feedback erhalten.

Frank Rebmann, Stuttgart, arbeitet als (Führungskräfte-)Trainer, Berater und Coach für Unternehmen. Als solcher hat er sich auf das Themenfeld "Stärkenmanagement" spezialisiert. Nähere Infos: www.staerkentrainer.de

Autor(en): Frank Rebmann

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