Für das Jahr 2021 erwartet die Europäische Zentralbank (EZB) eine Preissteigerungsrate von 1,5 Prozent. 2020 lag die Rate noch bei 0,3 Prozent. "Der Sprung ist vor allem auf Sondereffekte zurückzuführen", sagte Jens Weidmann auf einer digitalen Konferenz vor Frankfurter Journalisten. So sei in Deutschland die Senkung der Mehrwertsteuer zurückgenommen worden und zugleich seien die Energiepreise gestiegen.
Ab 2020 gehe die EZB von einem Preisauftrieb von 1,2 bis 1,4 Prozent aus. Die Entwicklung der Preise hänge stark vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab. Wenn die Pandemie unter Kontrolle sei und die Beschränkungen aufgehoben würden, werden sich laut Weidmann die Volkswirtschaften im Euroraum schnell erholen.
Menschen wollen Konsumverzicht nachholen
Der Bundesbankpräsident erwartet, dass sich nach dem Ende der Pandemie der Konsumstau auflösen würde. So haben die privaten Haushalte im Krisenjahr 2020 rund 110 Milliarden Euro mehr gespart als 2019. Schließlich waren die Restaurants geschlossen, Konzerte und Festivals wurden abgesagt, Reisen untersagt. Zum Teil würden die Menschen diesen Konsumverzicht nachholen wollen. Das könnte zu Preissteigerungen führen, wenn die höhere Nachfrage auf ein begrenztes Angebot träfe. Allerdings könnte der verstärkte Wettbewerb auch zu Preisdruck führen.
Die Nachholkäufe der Konsumenten dürften laut Weidmann den Preisauftrieb nicht auf Dauer befeuern. Zum einem würden insbesondere die Haushalte mit höherem Einkommen die aufgelaufenen Ersparnisse nicht komplett konsumieren, sondern zum Vermögensaufbau nutzen. Zum anderen könnte nur ein spürbar höheres Lohnniveau zu einem dauerhaften Anstieg der Inflation führen. Doch deutlich höhere Löhne und Gehälter sieht der Bundesbankpräsident derzeit nicht.
Autor(en): Stefanie Burgmaier