Krise ist logische Folge größter Spekulation

"Raubtierkapitalismus" lautete der Titel des Buches von Wirtschaftsjournalist Dieter Balkhausen, das bereits im Oktober 2007 mit dem Untertitel erschien: "Wie Superspekulanten, Finanzjongleure und Firmenjäger eine Weltfinanzkrise provozieren". Vorausschauend nannte dies Wolfram Wrabetz, Professor und Vorstandschef der Helvetia Versicherungen Deutschland, am 17. November bei der Euro Finance Week in Frankfurt am Main.

Das immense Derivate-System und damit eine „gefährliche Finanz-Alchimie“ sei schuld an der Krise, erklärte Balkhausen. In Höhe von 1.000 Billionen US-Dollar seien Derivate im Markt gewesen, Produkte mit sehr wenig realwirtschaftlicher Substanz, weitgehend unberührt von staatlicher Aufsicht und Kontrolle. Die derzeitige Finanzkrise sei eine logische Folge dieser gigantischen Spekulationsblase.

Dass die Versicherungswirtschaft nur sekundär von der Krise betroffen sei, erläuterte Daniel von Borries, Vorstand bei der Ergo Versicherungsgruppe. Die Versicherer hätten kein Problem, solange das Bankensystem nicht zusammenbreche. Von Borries zeigte sich aber zutiefst überzeugt, dass dies nicht passieren werde.

In einer Diskussion um Rating und Solvency II machte Professor Wrabetz klar, dass die Probleme von AIG, nach Börsenkapitalisierung der weltgrößte Versicherer, nicht an dem betriebenen Versicherungsgeschäft begründet liegen, sondern an der Investmentsparte. Schließlich habe das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Krise alle überrascht, meinte Andreas Freiling, Partner bei der Ernst & Young in Eschborn. Deshalb sei die fristgerechte Umsetzung von Solvency II 2012 wichtig, eine Verzögerung hätte fatale Folgen.

Autor(en): Bernhard Rudolf

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