Kunde bleibt auch in der Rentenphase in Fonds investiert

In Deutschland kommen fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen in Mode, die nicht nur in der Ansparphase in Investmentfonds investieren, sondern auch in der Auszahlphase. Sinnvoll ist dies, weil die Lebenserwartung immer weiter steigt, und Altersrentner häufig noch 15 bis 20 Jahre von den Chancen der Kapitalmärkte profitieren können.

Es besteht also nicht zwingend die Notwendigkeit, ab 60 oder 65 das angesparte Fondsvermögen in sicherere Fonds umzuschichten, die geringere Renditen bringen würden. Genau dies passiert mit klassischen Fonds-Policen: Da wird kurze Zeit vor dem Ende der Ansparphase in sicherere Fonds umgeschichtet und dann zum Ende der Laufzeit ein möglichst hoher Ertrag in eine Rente umgewandelt. Künftige Überschüsse kommen dann aus einer risikolosen Anlage, bei klassischen Lebensversicherungen sogar ganz überwiegend aus festverzinslichen Wertpapieren.

Chancen des Kapitalmarktes nutzen
Die neuartigen Fondspolicen reizen also die Chancen des Kapitalmarktes besser aus, ohne dem Kunden ein unangemessenes Risiko aufzuhalsen. Die im Fachjargon „Variable Annuities“ genannten Policen investieren einen hohen Anteil des Vermögens in Aktien und andere riskante Wertpapiere und liefern zugleich Garantien für eine Mindestrente. Folge: Die monatliche Rente entspricht dem Euro-Gegenwert einer vorab festgelegten Anzahl von Fondsanteilen.

Garantiebausteine können eingebaut werden
Wie der Name schon andeutet, stammen solche Angebote ursprünglich aus den USA. Dort werden fondsgebundenen Rentenversicherungen auf Wunsch Garantiebausteine („Riders“) beigefügt. Der Versicherer übernimmt die Garantien, die allerdings hochgradig komplex und riskant ausgestaltet sind – es erfolgt eine dynamische Hedgingstrategie mit Derivaten als Rückdeckung. Weil diese Absicherung wenig transparent und zuweilen auch gefährlich ist, kalkulieren US-Versicherer das Produkt nur als Einmalbeitragsversicherung. Dies haben in Deutschland kürzlich auch die Allianz und die R+V getan (siehe Meldung vom ), allerdings über ausländische Töchter. Denn in Deutschland sind solche dem Kapitalmarkt näheren Lebensversicherungen noch nicht erlaubt. Ein Gesetzentwurf vom 25. August soll dies ändern: Demnach könnten „Variable Annuities“ ab 2009 auch von deutschen Anbietern direkt verkauft werden.

Teure Garantien
Allerdings ist die Garantie, die durch regelmäßige Bewertung von Aktiv- und Passivseite zu Marktwerten erreicht wird, nicht gerade billig. Die Allianz zum Beispiel verlangt für die Rente in garantierter Höhe – das Fondsvermögen ist natürlich nicht garantiert – allein für den Vertrieb einmalig fünf Prozent der Anlagesumme. Das Fondsmanagement schlägt mit jährlich 1,2 Prozent (50 % Aktienanteil) bzw. 1,35 Prozent (75 % Aktienanteil) der investierten Summe zu Buche. Und obendrein kosten die Absicherung für den Fall eines besonders langen Lebens sowie die Garantie, dass die einmal gezahlte Rente nie sinken kann, mindestens weitere 1,2 Prozent im Jahr. An laufenden Kosten gibt die Allianz zudem pro Jahr 15 Euro zuzüglich 0,50 Euro pro 100 Euro Fondswert an. Das klingt ziemlich teuer.

Kapitalmarktnahe Versicherung der Zurich
Einen anderen Weg geht die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung. Mit „Vorsorgeinvest Premium“ wird erstmals eine kapitalmarktnahe Versicherung geboten, die neben maximalen Ertragschancen gleichzeitig auch hohe Sicherheit bietet und zudem erstmals die individuelle Situation des Kunden berücksichtigt; die Police wurde zum „Produkt des Monats“ gekürt (siehe ). Jeder Vertrag werde tagesaktuell und individuell optimiert. Möglich mache dies ein Rechenmodell der Fondsgesellschaft DWS.

„Das Modell kommt komplett ohne Einbindung des Deckungsstocks oder eines Garantiefonds aus“, berichtet Produktmanager Sacha Metzinger. Und das soll auch noch preiswerter als bei Variable Annuities klappen. „Wir schauen jeden Tag nach, ob alles noch gut passt, tun aber im Zweifel gar nichts“, erklärt Frank Breiting, Leiter Private Altersvorsorge bei der DWS. Man gebe sich als Lieferant des „Motors“ (iCPPI-Modell) mit 1,5 Prozent Managementgebühr pro Jahr bei Aktienfonds zufrieden, bei Rentenfonds mit nur 0,7 Prozent, ergänzt DWS-Manager Ferdinand Haas. Für die Garantie in der Auszahlphase stehe Zurich gerade, betont Zurich-Vorstand Dr. Michael Renz. Der jeweils aktuelle Kapitalmarktzins lege den Abzinsungsfaktor für die Garantie fest. Per Algorithmus werde auf Kundendepot-Ebene individuell die jeweilige Garantie dargestellt.

Autor(en): Detlef Pohl

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