Lebensversicherung: Garantiezins-Senkung nicht sinnvoll

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Nun soll auch die magische Grenze von einem Prozent unterschritten werden. Die Garantie für Lebensversicherungen, die ab 2017 neu abgeschlossen werden, soll auf 0,9 Prozent gesenkt werden. Derzeit beträgt sie noch 1,25 Prozent. Damit dürften klassische Produkte immer unverkäuflicher werden. Die Garantie bezieht sich aber nur auf die eingezahlten Beiträge nach Abzug der Kosten. Laufende Verträge sind zudem von einer möglichen Absenkung nicht betroffen.

Die vom Bundesfinanzministeriums (BMF) geforderte Absenkung folgt der Entwicklung der Rendite europäischer AAA-gerateter Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit. Im Gegensatz zur Deutschen Aktuarvereinigung, die für 2017 noch eine Beibehaltung des aktuellen Höchstrechnungszinses empfohlen hat, ist das BMF anscheinend zu einer anderen Einschätzung gekommen.

Positive Garantierendite als Ausnahme

"Der Vorschlag auf 0,9 Prozent zu senken, führt für Neukunden in den allermeisten Fällen zu einer negativen Rendite", sage Axel Kleinlein, Versicherungsmathematiker und Chef des Bund der Versicherten (BdV) aus Hamburg. Nur bei Verträgen, die sehr lange laufen und einen sehr kostengünstigen Anbieter hätten, könnte am Vertragsende das Garantiekapital die eingezahlten Beiträge noch marginal übertreffen. „Eine positive Garantierendite wird dann aber die Ausnahme sein“, so Kleinlein.

"Aus unsere Sicht werden die Unternehmen aber durch die Garantieabsenkung aber kaum entlastet", betonte Kleinlein. Die Kosten für eine Neukalkulation würden die Entlastung wieder auffressen. Damit sind Verbraucherschützer und Assekuranz in ihrer Ablehnung der Garantiezinssenkung einig. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erzielten die Versicherer derzeit trotz der Niedrigzinsphase im Schnitt für neu angelegtes Kapital mehr als zwei Prozent Rendite. "Die zur Diskussion gestellte Absenkung geht damit zu weit und ist auch zu kurzfristig", sagte ein GDV-Sprecher. So müssten bei einer Absenkung alle Produkte neu kalkuliert werden.

Einigkeit zwischen Versicherern und Verbraucherschützern

Die Verbraucherschützer fordern hingegen eine andere Reservepolitik. "Das würde Kunden und Lebensversichern helfen", meint Kleinlein. Die Versicherer müssen nach Einschätzung des BdV derzeit viel zu hohe Reserven aufbauen. Auch hier sind sich anscheinend Versicherer und Verbraucherschützer einig. Das Kapital aus der so genannten Zinszusatzreserve würde den Altkunden bei ihren den Überschüssen fehlen. Für junge Menschen, die jetzt zusätzlich ihre Altersvorsorge aufbauen wollen, sieht Kleinlein hingegen schwarz. "Eine effektive Altersvorsorge ist derzeit kaum möglich", so der BdV-Chef.

Er warnte vor den neuen Produkten, die die Lebensversicherer anbieten. "Hier sind lediglich die Garantien deutlich schwächer, die Chance auf höhere Rendite sehen wir nicht", so Kleinlein. Denn bei neuen Produkten wie Indexpolicen sei die Kapitalanlage höchst intransparent.

Bildquelle: © Fm2/ Fotolia.com

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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