Lebensversicherung: Trotz sinkender Ablaufleistung lohnt Verkauf

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Die Ablaufprognose von Lebensversicherungen wurde in den vergangenen acht Jahren im Schnitt um 5,5 Prozent gesenkt. Das geht aus einer Analyse der Partner in Life S.A. (PiL) hervor. Makler beraten Kunden anscheinend selten rund um die Kündigung.

Fast alle Lebensversicherer haben ihre Prognosen deutlich nach unten korrigieren müssen. Das ist eine Folge der niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt. Besonders betroffen war Markführer Allianz, gefolgt von der Neuen Leben, der Debeka, der Europa, der Continentale, der Württembergischen, der Mecklenburgischen, der LV 1871 und der Bayern Versicherung. Alle aufgezählten Unternehmen haben jährlich ihre Prognose um ein Prozent und mehr gesenkt.

Problematische Statistik

Die Statistik leidet aber darunter, dass viele Versicherer in der Vergangenheit unzulänglich über den Verlauf der Verträge informiert haben. So wurden laut PiL beispielsweise Schlussüberschussanteile nicht vollständig ausgewiesen. "Damit wären in diesem Fall die Kürzungen sozusagen unsichtbar geblieben", erläutert das Analysehaus. Trotzdem warnt der Policenaufkäufer davor, dass viele Versicherer, wie beispielsweise die Allianz, weiterhin noch ein deutliches Kürzungspotential haben.

Makler können kooperieren

Damit spielt PiL sein Geschäftsmodell in den Vordergrund: Zweitmarktaufkäufer können Policen, die weniger als zehn Jahre Restlaufzeit haben, analysieren und prüfen, ob sich ein Verkauf für Verbraucher noch lohnt. In der Regel können Versicherungsmakler mit den Aufkäufern kooperieren. Derzeit zählt der Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) elf ordentliche Mitglieder. Prominent sind vor allem Cash Life und Policen Direkt. Dass der Verkauf von Lebensversicherungen für viele Kunden lohnenswerter ist als der Rückkaufswert, den sie bei einer Kündigung erhalten, zweigt auch die Kooperation von PiL mit der Verbraucherzentrale Bremen. Cash Life wirbt auf seinem Partnerportal intensiv um Versicherungsmakler.

Dort heißt es: "Der Versicherungsverkauf lohnt sich gleich mehrfach: Ihr Kunde hat mehr Geld zur freien Verfügung und das oft steuerfrei. Außerdem zahlen wir Ihre Beiträge meist weiter und erhalten somit den Todesfallschutz aufrecht. Sie als Vermittler profitieren zusätzlich vom Bestandserhalt und einer Provision bei erfolgreichem Verkauf." Das BVZL-Mitglied Winninger AG bietet Vermittlern einen weitgehend online- basierten Ankaufsprozess, der den Verkauf besonders leicht machen soll.

80 Prozent Direktgeschäft

Laut Winninger kommen aber heute immer noch rund 80 Prozent der Anfrage direkt vom Kunden. Anscheinend haben Vermittler Hemmungen ihren Kunden auch im Kündigungsfall zu beraten. Nach Schätzungen von Winninger verzichteten Versicherungsnehmer, die ihre Verträge kündigten, statt sie zu verkaufen, pro Jahr auf schätzungsweise 60 bis 80 Millionen Euro an Mehrerlösen sowie auf einen Teil ihres Versicherungsschutzes. Denn in der Regel wird auch nach Verkauf der Todesfallschutz - wenn auch in reduziertem Umfang - weitergeführt.

Ablaufrendite immer noch "gut"

Insgesamt beurteilt PiL die Wertentwicklung bis zum Ablauf der Police immer noch als "gut". So zeige die Analyse, dass die Gesellschaften, die im Jahr 2010 noch eine Beitragsrendite von 4,63 Prozent pro Jahr prognostiziert hatten; schließlich im Durchschnitt 3,99 Prozent pro Jahr erwirtschaften konnten. Ermittelt wurde die durchschnittliche Brutto-Beitragsrendite. Da PiL aber nur die Policen analysiert hat, die für den Aufkäufer potentiell lukrativ erscheinen, gehen die Autoren der Studie davon aus, dass die Marktergebnisse im Mittel etwas geringer ausgefallen sind.

Das Unternehmen besitzt die Ablaufprognosen zu 22.344 Verträgen aus dem Zeitraum 2002 bis 2011. Diese Policen prognostizierten damals eine Ablaufleistung in Höhe von knapp 2,86 Milliarden Euro. Von dieser Basis sind knapp 3.600 Policen abgelaufen, an PiL ausbezahlt worden und dienen als Grundlage für die vorliegende Analyse.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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