Lemonade: Digitalversicherer will besser sein

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Der US-Versicherer Lemonade verkauft nun Policen in Deutschland. Dafür hat er einen Online-Auftritt gestartet (lemonade.com). Das Unternehmen möchte mit besonderem sozialem Engagement punkten. Das heißt in der Praxis: Gibt es wenig Schäden, spendet die Assekuranz jährlich an eine Non-Profit-Organisation.

Für den laufenden Betrieb und den eigentlichen Gewinn des Versicherers wird ein fester Prozentsatz der Beiträge einbehalten, derzeit wohl 25 Prozent. „Unsere Versicherungsmathematiker schätzen, dass bis zu 40 Prozent der Beiträge für Spenden an gute Zwecke zur Verfügung stehen werden“, schreibt Lemonade. Demgegenüber würden klassische Versicherer auch über eine geringe Schadenbelastung Gewinne erzielen. „Das kann dazu führen, dass sie sich weigern, Schadensfälle zu bezahlen, da es ihren Profit schmälert“, so die neue Assekuranz.

US-Versicherer will Daten „vertraulich behandeln“

Lemonade arbeitet weitgehend automatisiert und nur über das Internet. Die Kunden können nur per E-Mail mit dem Versicherer in Kontakt treten, der sein Europageschäft aus Amsterdam in den Niederlanden steuert. Lemonade ist von der niederländischen Zentralbank (DNB) lizenziert und wird von ihr beaufsichtigt. Als Rückversicherer fungiert in Deutschland die Axa-Versicherung. Bereits seit 2017 ist die Allianz Versicherung an Lemonade beteiligt. Daten will der US-Versicherer „vertraulich behandeln“ und bestätigt, dass beispielsweise die Bestimmungen der Datenschutz-Grundverordnung der EU (DSGVO) eingehalten werden.

Aktuell bietet die neue Assekuranz die Hausrat- und Private-Haftplicht-Versicherung an. Während die Hausrat als Solo-Vertrag erhältlich ist, gibt es den Haftpflichtschutz nur in Kombination mit der Absicherung für die Wohnungseinrichtung. Ganz neu ist das Angebot aber nicht. Denn die beiden Standardpolicen können längst bei den meisten klassischen Versicherern oder über Vergleichsportale direkt online abgeschlossen werden.

Lemonade bietet aber auch Schutz bei einfachem Diebstahl

Auch der angebotene Schutz ist eher herkömmlich. So werden die Gefahren Feuer, Rauch, Einbruch, Raub, Vandalismus, Sturm, Hagel sowie Wasserschäden durch Rohrbruch oder durch undichte Geräte abgesichert. Das Extremwetter-Paket, das weitere Naturgefahren, wie Überschwemmung oder Rückstau, umfasst, ist derzeit noch nicht aktiviert. Zusätzlich müssen Diebstahl sowie jede Sache über 2.000 Euro Wert versichert werden. Dafür bietet Lemonade aber auch Schutz beim einfachen Diebstahl.

Im Markt bei neuen Policen längst vielfach 50 Millionen Euro üblich

Beim Diebstahl von Sachen außerhalb der Wohnung dürfte die Regulierung aber nicht so einfach sein, denn der Versicherer kann seine Entschädigung stark einschränken. Das gilt, wenn der Schaden grob fahrlässig verursacht wurde. Auf einen solchen Abzug verzichten viele klassische Hausratversicherer und zahlen auch, wenn das Fenster versehentlich offenstand und Einbrechern die Arbeit erleichterte oder die vergessene Kerze zum schweren Wohnungsbrand führte. Problematisch ist zudem, dass in der privaten Haftpflichtversicherung die Höchstabsicherung bei zehn Millionen Euro endet. Im Markt sind bei neuen Policen längst vielfach 50 Millionen Euro üblich.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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