Makler-Frauennetzwerk: Versicherer zu passiv

Das Frauen-Netzwerk des Verbandes der Deutschen Versicherungsmakler (VDVM) wünscht sich mehr Beteiligung durch die Versicherer.

"Es wäre schon unser großer Wunsch, dass die Versicherungsunternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv zum Mitmachen auffordern würden", sagte Adelheid Marscheider auf einer Pressekonferenz in Dortmund. Das VDVM-Frauennetzwerk wurde vor einem Jahr gegründet und hat derzeit 137 Mitglieder - überwiegend Frauen. Versicherer reagieren nach Aussage von Marscheider bisher sehr zurückhalten auf das Netzwerk, das Frauen motivieren soll, verstärkt in den Versicherungsvertrieb einzusteigen.

Hemmschuh für den Aufstieg von Frauen im Versicherungsverkauf sei die oftmals sehr konservative Einstellung der Branche. Das gelte auch für viele VDVM-Mitgliedsunternehmen. Bisher werden erst 10 Prozent der 635 VDVM-Maklerunternehmen von Frauen geleitet. Als positive Beispiele für eine gute Kooperation mit dem VDVM-Frauennetzwerk nannte Marscheider den Versicherer ACE und das Maklerunternehmen Marsh. Die beiden Frankfurter Unternehmen hätten ihre Mitarbeiter zur Vernetzung aufgefordert.

Frauen bringen "besseren Ton" in den Verkauf
Derzeit würden gut ausgebildete Frauen oft vor dem Vertrieb und der Selbstständigkeit zurückschrecken weil ihnen Vorbilder fehlten. Noch sei die Versicherungsbranche und vor allem der Vertrieb männlich geprägt. Ein höherer Frauenanteil könnte auch den Trend, weg vom reinen Produktverkauf zu mehr Beratung unterstützen. "Mit einem höheren Frauenanteil bei der Ergo-Versicherung wäre Budapest nicht passiert", sagte Hans-Georg Jenssen, Geschäftsführender Vorstand des VDVM. Ein Ergo-Strukturvertrieb hatte durch eine Incentivreise mit Prostituierten den gesamten Versicherungskonzern in Verruf gebracht.

Strukturvertriebe würden sich durch eine negative männliche Kultur auszeichnen und dem Image der Branche schaden. "Bei einem Frauenanteil von 50 Prozent würde im Vertrieb ein neuer Ton einziehen", glaubt Jenssen. In der Praxis haben Frauen bei den Kunden noch mit Vorurteilen zu kämpfen, vor allem wenn Versicherungsmaklerinnen im Bereich der Gewerbe- und Industrieversicherung aktiv sind. "Viele Abteilungsleiter begegnen Frauen noch mit großer Skepsis, wenn wir ihnen erklären, wie Schäden am besten abgewickelt werden", sagte Alexandra Kallmeier, Geschäftsführerin des Maklervertriebs Morgenroth aus Sulzbach-Rosenberg. Mit Kompetenz könne man bei Gewerbekunden aber schnell punkten.

Ab 2013 Coachingprogramm
Derzeit versucht das Frauennetzwerk über Kontakte mit IHKs und Hochschulen, das Berufsbild des Versicherungsmaklers mehr Frauen bekannt zu machen. 2013 soll ein Frauen-Coaching-Programm aufgesetzt werden. "Frauen benötigen oft einen Mentor, um den Mut zu finden, ihre hochwertige Ausbildung im Vertrieb in die Tat umzusetzen", so Kallmeier. Die Maklerin, die das Familienunternehmen leitet, betreut derzeit drei Frauen bei der Ausbildung zur Versicherungsfachfrau. Mit dem Frauennetzwerk möchte der VDVM auch persönliche Ansprechpartner bei den Versicherern finden. "Dann haben wir die Chance schneller und direkt zu kommunizieren und landen nicht immer in einem anonymen Callcenter", so Jenssen.

Chancen sieht VDVM-Frau Marscheider auch darin, dass die Versicherer mehr Frauen motivieren als Maklerbetreuerinnen zu arbeiten. Auch hier seinen Frauen noch die Ausnahme. Ziel des VDVM-Frauennetzwerkes ist es, überall in der Bundesrepublik regionale Ansprechpartner zu etablieren. "Solche Ansprechpartner haben einen ganz praktischen Nutzen", erläuterte Ulrike Hauptmann, Geschäftsführerin des gleichnamigen Versicherungsmaklers aus München. "Wir nutzen konkretes Expertenwissen für Unternehmerinnen. Die Themen reichen von EDV bis zum Personal."

Bild: © Gerd Altmann /

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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