Mehrere große Lebensversicherer schlecht in Form

Vor 20 Jahren, als die Anlagemärkte noch halbwegs in Ordnung waren, konnten die Lebensversicherer die Gewinnbeteiligung eines Geschäftsjahres nehmen, die mathematischen Konsequenzen in einen fiktiven Vertrag umrechnen und dem Kunden damit ungefähr skizzieren, was eines Tages aus seiner Lebensversicherung herauskommen könnte.

Das war über den Daumen nach 20 Jahren rund das 1,5-fache der Versicherungssumme, stimmt heute aber längst nicht mehr. Trotzdem bleiben Beispielrechnungen spannend: als Gradmesser dafür, wie viel die Kunden in den vergangenen Jahren von ihren Versicherern bekommen haben. „Viele Formkurven sind allerdings sehr unerfreulich“, hat Manfred Poweleit, Chefredakteur von , beobachtet.

Hoffnung: Aktienmärkte "normalisieren" sich wieder
Nach anhaltender globaler Finanzkrise, die immer wieder für niedrige Zinsen und damit geringe Erträge auch für Lebensversicherte sorgt, sind die Renditen merklich gefallen, so Poweleit. Die neue Marktübersicht des Marktbeobachtungsdienstes „Beispielrechnungen im Langfristvergleich 1997 bis 2008“ (map-report Nr. 677 - 679; kostet 87,50 Euro; zu beziehen über Fax 04139/7019, per E-Mail unter: info@map-report.com oder Internet unter: ) zeigt: Die deutschen Lebensversicherer müssen darauf hoffen, dass Notenbanken und Finanzminister die Weltkrise des Investmentbanking möglichst bald in den Griff bekommen und an Zins- und Aktienmärkten bald mal wieder normale Verhältnisse einkehren.

Es "liegen Welten" zwischen tatsächlicher und fiktiver Ablaufleistung
Der Beweis: Haben 30-jährige Lebensversicherungen, die im Jahre 2008 fällig werden, im Schnitt noch eine Ablaufrendite von 5,45 Prozent gebracht, so stehen auf den Beispielrechnungen, die sich aus der Gewinnbeteiligung für 2008 ergeben, nur noch bescheidene 3,92 Prozent. Zwischen tatsächlicher Ablaufleistung 2008 und fiktiven Leistungen in 30 Jahren liegen also Welten, falls sich die Zinsen weltweit nicht nachhaltig erholen. Auch bei kürzeren Laufzeiten wird es nicht besser. Rechnet man die Gewinnbeteiligung für 2008 auf die nächsten 20 Jahre hoch, so ergeben sich nur noch 3,74 Prozent Rendite auf die Ablaufleistung im Marktschnitt des von map-report gewählten Musterfalles (30 Jahre alter Mann wählt Vertrag mit einer jährlichen Einzahlung von 1.200 Euro bei 100 Prozent Todesfallschutz).

Höchste Gewinnbeteiligung schütteten Direktversicherer aus
Selbst wenn die Renditen perspektivisch wieder anziehen sollten: Der Vergleich der Beispielrechnungen zeigt die aktuelle Form jedes Lebensversicherers. Die höchste Gewinnbeteiligung für 2008 bei 20-Jahresverträgen schütten mehrere Direktversicherer aus. Unter den Top-10 ist mit InterRisk nur ein einziger Versicherer, der seine Kunden primär von Maklern beraten lässt. Gut in Form ist auch die Debeka, die ihre Kunden primär vom eigenen Außendienst beraten lässt. Besonders schlecht in Form sind die Umsatzgiganten: Von den 15 größten Lebensversicherern 2006 ist die DBV-Winterthur per Fusion vom Markt verschwunden, andere haben Daten verweigert. Von den verbliebenen elf Gesellschaften schlugen nur Debeka, R + V und Allianz den Marktdurchschnitt. Die anderen Umsatzriesen wie HDI-Gerling, Victoria, Zurich, Volksfürsorge, Iduna oder Hamburg-Mannheimer, in der Regel Töchter börsennotierter Konzerne, erreichen noch nicht einmal Mittelmäßigkeit. „Für seriöse Vermittler verbietet es sich, von Größe oder Bekanntheitsgrad eines Versicherers auf dessen Qualität zu schließen“, folgert Poweleit.

Apropos Datenverweigerer: Bei den kurz vor den Beispielrechnungen von map-report abgefragten Ablaufleistungen (siehe ) hatten so namhafte Gesellschaften wie Axa, Nürnberger, Alte Leipziger, DBV-Winterthur, Deutscher Ring, Helvetia oder Bayern-Versicherung nicht geantwortet. Vor allem die leistungsschwachen Anbieter halten sich offenbar bedeckt und erschweren damit Vermittlern und Kunden den Marktüberblick.

Autor(en): Detlef Pohl

Alle Branche News