Gehen Menschen in Rente, sinkt in der Regel das monatliche Einkommen. Doch für Mieter steigt in dieser Lebensphase die Kostenlast, die für eine Wohnung oder ein Haus zu zahlen ist, deutlich stärker als für Eigentümer. Das hat ein Team des Deutschen Zentrums für Altersfragen herausgefunden.
Insgesamt müssen Verbraucherinnen und Verbraucher, die in Rente gehen, durchschnittlich 1,6 Prozent mehr ihres Einkommens für das Wohnen aufbringen als Erwerbstätige. Ein Blick ins Detail verrät allerdings, dass es Mieter dabei deutlich härter trifft als Immobilieneigentümer. Forschende des Deutschen Zentrums für Altersfragen haben anhand der Daten des Sozio-oekonomischen Panels, kurz SOEP, herausgefunden, dass die Wohnkostenbelastung für Eigentumshaushalte von 13,8 auf 15,7 Prozent steigt, während sie bei Mietern einen Sprung von 25,9 auf 28,7 Prozent macht. "Die Ungleichheit zwischen Miet- und Eigentumshaushalten ist nach dem Ruhestandsübergang noch größer", laut daher das zentrale Studien-Fazit.
Und in der Bundesrepublik lauert noch eine besondere Gefahr: Viele Familien leben noch immer eine eher traditionelle Arbeitsteilung, in der eine Person einen größeren Anteil am Haushaltseinkommen einbringt als ein ebenfalls erwerbstätiger Ehe- oder Lebenspartner. Die Studie bezog Haushalte ein, deren Haupteinkommensbezieher zwischen 55 und 75 Jahre alt war und zwischen 1993 und 2019 in den Ruhestand gegangen ist.
Jeder Fünfte zahlt mehr als 40 Prozent fürs Wohnen
Dabei ist der Anteil des Haushaltseinkommens, der für Wohnkosten aufgebracht werden muss, im Rentenalter von besonderer Bedeutung. In dieser Lebensphase könne das Einkommen nur beschränkt aufgebessert werden. Zudem müssen ältere Menschen mehr Geld in die medizinische Versorgung und später sogar in die Pflege investieren. 20,4 Prozent der über 65-Jährigen gaben 2019 mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für das Wohnen aus.
Die Wohnkostenbelastung stieg der Analyse zufolge allerdings schon im ersten Jahr vor dem Eintritt in den Ruhestand. "Dieser Vorzieheffekt könnte darauf zurückzuführen sein, dass einige Menschen in den letzten Jahren vor dem Ruhestand ihre Arbeitszeit reduzieren oder arbeitslos werden", so die Studienautoren.
Erste Rentenjahre sind am schwierigsten
Im Ruhestandsübergangsjahr lag die Belastung der Wohnkosten bereits 1,7 Prozentpunkte höher als im Referenzzeitraum. Im ersten vollen Ruhestandsjahr stieg die Wohnkostenbelastung um 2,7 Prozentpunkte an, und im zweiten Jahr nach dem Eintritt in den Ruhestand auf drei Prozentpunkte. Von diesem Jahr an lies der Effekt nach und stabilisierte sich bei etwa zwei Prozentpunkten. "Dies deutet darauf hin, dass selbst drei Jahre nach dem Ausscheiden der Haupteinkommensbeziehenden aus dem Erwerbsleben die Wohnkostenbelastung der betroffenen Haushalte rund 2,6 Prozentpunkte höher ist als vor der Pensionierung."
In Heller und Pfenning berechnet, sind die Zahlen noch eindrücklicher: So schrumpfen bereits in den ersten untersuchten Jahren vor dem Renteneintritt die Haushaltseinkommen zwischen 107 und 464 Euro pro Monat als im Referenzzeitraum. In den ersten fünf Jahren nach der Pensionierung liegt das Haushaltseinkommen zwischen 736 und 949 Euro darunter. Hingegen lässt sich in keinem der Jahre nach dem Ruhestand ein signifikanter Effekt des Ruhestands auf die Wohnkosten der Haushalte nachweisen.
Eigentümer haben mehr Spielräume
Betrachtet man die Entwicklung der Wohnkostenbelastung nach Besitzverhältnissen unmittelbar vor und nach dem Ruhestand, können Eigentümer ihre Belastung tendenziell senken - etwa durch eine Verringerung von Hypothekenzinszahlungen -, während sie bei den Miethaushalten steigt. Die Daten zeigten, dass rund 37,6 Prozent der Hausbesitzer im zweiten Jahr vor der Pensionierung Hypothekenzinsausgaben hatten, und dies nur noch bei 20 Prozent im fünften Jahr nach der Pensionierung der Fall war.
Im Gegensatz zu Eigentümern sind Mieter abhängiger von Entscheidungen des Vermieters zum Beispiel über Modernisierung und Miete, ihre Mieten und Nebenkosten sind relativ schwer zu senken. Dies gilt insbesondere auf angespannten lokalen Wohnungsmärkten, auf denen die Nachfrage das Angebot übersteigt.
Autor(en): Angelika Breinich-Schilly