Mit der Gebäudeversicherung ist zur Zeit kein Geld zu verdienen

Mit der Gebäudeversicherung können viele Gesellschaften kein Geld mehr verdienen. Das zeigt das durchschnittliche Jahresmittel im neuen map-report Nr. 737-738 mit Grafik-Analysen der Jahre 1999 bis 2008 für die Schaden- und Unfallversicherung. War zuletzt die Autoversicherung wegen der Dumpingpreise und immer teureren Schadenleistungen das absolute Sorgenkind, so wendet sich das Blatt jetzt. Die Gebäudeversicherer bekommen die rote Laterne.

„Die Gebäudeversicherung behauptet ihre negative Spitzenstellung und läuft der Kfz-Versicherung den Rang ab“, kommentiert map-report-Herausgeber und Versicherungs-Experte Manfred Poweleit die Ergebnisse seiner jüngsten Analysen. Man habe der Gebäudeversicherung viel weniger Aufmerksamkeit geschenkt, als nötig gewesen wäre.

Aber, so betont Poweleit, in „Sachen Hausrat und Unfall machen die Versicherer noch immer den großen Reibach“. Für die konkreten Grafik-Analysen der Jahre 1999 bis 2008 mussten die map-reporter zunächst die Jahresabschlüsse aller Versicherer aus den Jahren 1999 bis 2008 zusammenführen, ein schwieriges Unterfangen, weil die Bilanzen etlicher Gesellschaften der Gegenwart mit den Kennzahlen zahlreicher Rechtsvorgänger dieser Assekuranzen durch Fusionen und andere marktbereinigende Maßnahmen abgeglichen werden mussten.

Für die rund 80 Versicherer, deren Unfall- und Sachgeschäft durchleuchtet wurde, hat die map-report-Redaktion je 16 Grafiken auf der Basis eines Betrachtungshorizonts von zehn Jahren erstellt. Daraus kristallisierte sich dann der gewohnte, kompakte Blick auf die versicherungstechnischen Kennzahlen. Dargestellt wurden für jeden einzelnen Versicherer das Gesamtgeschäft und die drei größten Versicherungszweige aus Unfall-, Haftpflicht-, Auto-, Feuer-, Hausrat- und Gebäude-Versicherung. „Vorausgesetzt es lagen Zeitreihen vor“, ergänzt Poweleit.

„Da wir mittlerweile immer gröbere Schätzungen zu den Marktzahlen ansetzen müssen - die BaFin bietet zum Analyse-Zeitpunkt noch gar nichts, der GDV eine andere Abgrenzung - sind die Marktwerte noch mit "Unsauberkeiten" behaftet“, betont Poweleit. Auch der eigene Datenbestand des map-reports aus früheren Zeiten stieß hier oft an seine Grenzen, da von einigen (auch großen) Gesellschaften partout keine Geschäftsberichte zu beschaffen gewesen seien. Im jüngsten map-report zur Schaden- und Unfallversicherung sind Grafiken zu versicherungstechnischen Ergebnissen enthalten - und zwar nach Berücksichtigung der Veränderung bei der Schwankungsrückstellung. Der Versicherungs- und Bilanz-Experte Poweleit betont, dass hierbei das Wörtchen „nach“ sehr wichtig sei, da das Versicherungsergebnis über Zuführungen oder Entnahmen aus besagter Rückstellung geglättet werde.

Die Unterschiede können den Angaben zufolge gravierend sein: Am Beispiel des 2008er-Gesamtergebnis der Feuersozietät Berlin Brandenburg werde das deutlich. Hier betrug das Gesamtergebnis „vor“ Schwankungsrückstellung minus 31,4 Prozent statt plus 9,2 Prozent wie dargestellt, also mehr als 40 Prozentpunkte Unterschied. Bei der Gebäudeversicherung des öffentlich-rechtlichen Versicherers wartete man sogar mit einem Fragezeichen auslösenden Ergebnis von 1.043 Prozent auf. „Unter dem Motto "Neustrukturierung der Rückversicherung" fanden wir schnell eine Erklärung“, kommentiert Poweleit die Kennzahlen der Feuersozietät. „Die Verringerung des Selbstbehaltes im Vergleich zum Vorjahr von 61,4 Prozent auf 2,3 Prozent ging mit Erträgen aus dem Abschmelzen der Schwankungsrückstellung auf eine Millionen Euro einher.“ Im Vorjahr waren für diese Position bei der Feuersozietät 23,6 Millionen Euro ausgewiesen worden. Dabei kam ein Gewinn von 13,7 Millionen Euro im Verhältnis zu 1,3 Millionen Nettobeiträgen heraus“, rechnet Poweleit vor.

Im neuen map-report errechnete Poweleit die passenden Kriterien für die Marktanteilsgewinner, Geldverdiener, Kostensparer und Reservierer. Dabei verließ er sich auch auf Angaben des GDV, Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (http://www.gdv.de/). Im GDV-Jahrbuch für 2009 werden die Beitragseinnahmen seiner Mitgliedsunternehmen mit über 169,6 Milliarden Euro angegeben. Davon entfallen 83,4 Milliarden Euro oder 49,2 Prozent auf die Lebensversicherung und 31,5 Milliarden Euro oder 18,6 Prozent auf die private Krankenversicherung. Der ehemals traditionsreiche Zweig der Schaden- und Unfallversicherung habe in den vergangenen Jahren an Bedeutung erheblich verloren. Seit 1995 hat die Lebensversicherung ihre Beitragseinnahmen um 81,85 Prozent gesteigert, die private Krankenversicherung gar um 93,13 Prozent.

Die Schaden- und Unfallversicherung könne mit den Lebens- und Krankenversicherungen längst nicht mehr mithalten. Manfred Poweleit sieht einen Grund darin, dass die Versicherer mit den Autofahrern und den Großindustriellen gleich zwei Kundengruppen bedienen müssen. So werde es den Assekuranzen immer schwerer gemacht, auskömmliche Prämien für ihren Versicherungsschutz zu fordern. Die Beiträge in der Kraftfahrtversicherung seien zuletzt nicht etwa gestiegen, sondern seit 1995 um 11,86 Prozent gesunken. Die Industrie zahle für Sach- und technische Versicherungen 2,79 Prozent weniger Prämie als vor zehn Jahren, die Landwirtschaft 4,07 Prozent. Nennenswerte Steigerungen der Beitragseinnahmen sieht Poweleit nur noch im kleingewerblichen Geschäft und in den Sparten, in denen überwiegend Privatkunden ihr Geld abliefern: Rechtsschutz, Wohngebäude, Unfall, Haftpflicht und Hausrat.

Der map-report Nr. 737-738 „Schaden– und Unfallversicherung Grafiken 1999-2008“ kann per E-Mail an info@map-report.com erworben werden. Die Analyse als gedrucktes Heft kostet 75,00 und als PDF-Datei Euro 65,00 Euro.

Autor(en): Ellen Bocquel

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