Nachhaltige Gewerbeversicherungen gefragt

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Auch wenn dieser Tage die Lebensversicherung im Fokus der Nachhaltigkeits-Regulatorik steht, wirkt sie sich inzwischen auch auf andere Sparten aus.

Die Zeitschrift Asscompact hat ihre turnusmäßige Maklerbefragung zum gewerblichen Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft für das Jahr 2022 vorgelegt. Befragt wurden knapp über 200 Versicherungsmakler und Mehrfachvertreter mit dem hohen Durchschnittsalter von 56 Jahren und 26 Jahren Branchen-Berufserfahrung.

Makler mit Zufallsgeschäft Gewerbe

Die Befragten haben durchschnittlich 190 Gewerbekunden im Bestand und erzielen im Schnitt 274.000 Euro Umsatz aus Courtagen und anderen Einnahmen. Das gewerbliche Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft macht durchschnittlich 19,4 Prozent des Gesamtgeschäfts aus.

Die befragten Vermittler dürften daher eher kleinere Makler mit Fokus Privatkunden- und zufälligem Gewerbekundengeschäft repräsentieren. Daneben existieren im Markt auch ausgesprochen Gewerbe- und Industrieversicherungs-lastige Makler. Nur 13 Prozent der hier befragten Makler geben an, mehr als 500 Gewerbekunden im Bestand zu haben.

Ebenfalls nur 13 Prozent Anteil der betreuten Kunden machen Großunternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten und mehr als 50 Millionen Euro Umsatz in den Beständen aus. Umgekehrt sind es 76 Prozent Anteil Kleinstunternehmen bis neun Beschäftige und bis zwei Millionen Euro Umsatz.

Der geografische Radius, in dem Gewerbekunden betreut werden, ist mit durchschnittlich 142 Kilometer hoch. Immerhin 28 Prozent geben an, bei ihnen sei das Einzugsgebiet sogar mehr als 250 Kilometer vom Geschäftssitz des Vermittlers entfernt.

Schadenregulierung treibt Zufriedenheit

Im Gewerbegeschäft ist die Schadenregulierung der wichtigste Einflussfaktor auf die Gesamtzufriedenheit mit einer Versicherungsgesellschaft, gefolgt von Produktqualität und Preis-Leistungs-Verhältnis.

Als Favoriten der Makler nach Marktanteilen werden in der Betriebs- und Berufshaftpflichtversicherung die Gesellschaften VHV, Allianz und AXA identifiziert. Im Bereich gewerbliche Sachversicherung lautet die Reihenfolge VHV, R+V und Allianz.

Etwas andere Reihenfolgen gibt es nach der Gesamtzufriedenheit. In der Berufs- und Betriebshaftpflicht stehen VHV, Gothaer und Markel auf den ersten drei Rängen, in der gewerblichen Sachversicherung sind es VHV, Hiscox und Alte Leipziger. Die teilweise deutlichen Unterschiede zwischen Marktanteil und Zufriedenheit können unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass einige der verglichenen Gesellschaften Spezialisten sind, die kein durchgängiges Produktangebot für alle gewerblichen Zielgruppen machen. Deren Marktanteile sind naturbedingt kleiner, aber die Zufriedenheit kann sehr hoch ausfallen.

Die Nachfrage steigt

Traditionell interessiert sich die Asscompact auch für Veränderungen im Gewerbegeschäft, die von den Maklern erwartet werden. Die Relevanz des Gewerbegeschäfts für das eigene Unternehmen steigt nach Wahrnehmung der Teilnehmer von 39 Prozent vor fünf Jahren auf aktuell 49 Prozent und zukünftig erwarteten 55 Prozent.

Der Haupttreiber ist eine veränderte Kundennachfrage, so 41 Prozent der allerdings nur vereinzelten Angaben zu den Gründen. Daneben wollen Makler auch ihren Bestand im Gewerbebereich ausbauen und sichern.

Cyber beflügelt den Absatz

Im Angebot sind hauptsächlich Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherungen (94 Prozent), bei 78 Prozent auch gewerbliche Sachversicherungen und bei 60 Prozent Firmen-Rechtsschutzversicherungen. Knapp jeder Zweite bietet Kfz-Flottenversicherungen an. Geringer vertreten sind die Technischen Versicherungen mit 45 Prozent, Cyber-Versicherungen mit 34 Prozent oder Transportversicherungen mit 30 Prozent vertreten. Vergleichsweise selten im Angebot sind D&O-, Kredit- oder Gruppen-Unfallversicherungen.

Den wichtigsten Umsatztreiber in den nächsten ein bis drei Jahren sehen die Befragten in der Cyber-Versicherung mit 82 Prozent. Alle anderen Produktkategorien werden von weniger als der Hälfte der Makler als Trendprodukte genannt.

Externe Partner wie spezialisierte Vermittler oder Experten werden eher selten eingeschaltet, am ehesten mit knapp mehr als jedem fünften Befragten für die Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung. Eine ausgesprochene Zielgruppenfokussierung ist eher die Ausnahme (23 Prozent).

Nachhaltige Gewerbeversicherungen im Kommen

Das Thema Nachhaltigkeit macht auch vor der Kompositversicherung und damit der gewerblichen Schaden- und Unfallversicherung nicht halt. So gilt zum Beispiel ab dem 2. August 2022 die Pflicht, beim Produktfreigabeverfahren nach Versicherungsaufsichtsgesetz unter anderem Nachhaltigkeitsaspekte zu prüfen – und das unabhängig von der Versicherungssparte für alle neuen oder wesentlich veränderten Versicherungsprodukte. Erste Angebote an nachhaltigen Kompositversicherungen sind bereits am Markt. Erste Versicherer haben ihre Zeichnungsrichtlinien angepasst und versichern bestimmte Risikoarten nicht mehr, beispielsweise aus dem Bereich Treibhausgas-intensiver Energieerzeugung.

Immerhin 47 Prozent der Makler, die sich im Rahmen der Asscompact-Studie äußerten, zeigten großes Interesse an einem breiten Angebot nachhaltiger Gewerbeversicherungen. Veränderungen der Zeichnungsrichtlinien haben 39 Prozent bereits wahrgenommen.

Eine Zunahme des Angebots an nachhaltigen Gewerbeversicherungen beobachten 35 Prozent der Teilnehmer. Für die Nachfrage nach nachhaltigen Gewerbeversicherungen gilt das nicht ganz im gleichen Maß, das sehen bisher nur 30 Prozent der Vermittler. Allerdings lehnen selbst bei dieser Frage nur 15 Prozent der Teilnehmer die Aussage komplett ab, die Nachfrage habe zugenommen – alle anderen beobachten wenigstens eine ganz leichte Zunahme.

Die Studie Asscompact Award, Gewerbliches Schaden-/Unfallgeschäft 2022, gibt es kostenpflichtig bei der BBG Betriebsberatungs GmbH (E-Mail: tannreuther@bbg-gruppe.de).

Autor(en): Matthias Beenken

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