Nur wenige sparen regelmäßig für das Alter

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Immer weniger junge Frauen sparen für das Alter. Das geht aus der Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen 2022“ hervor, für die das Versorgungswerk 2.500 junge Erwachsene im Alter zwischen 17 und 27 Jahren befragt hat.

Derzeit sparen nur noch 29 Prozent der Frauen regelmäßig zusätzlich für den Ruhestand. Das sind zehn Prozentpunkte weniger als 2010. Demgegenüber legen mehr junge Männer Geld für die Rente beiseite. Statt früher 38 Prozent ist der Anteil nun auf 45 Prozent nach oben geklettert.

Junge Menschen akzeptieren Risiken

Wer regelmäßig spart, macht das heute in der Regel direkt per Aktie oder Fonds. Gegenüber der direkten Vorgängerstudie aus dem Jahre 2019 ist der Anteil der jungen, sparbereiten Männer, die den Kapitalmarkt nutzen um 27 Prozentpunkte auf 62 Prozent gestiegen. Bei den Sparern unter den Frauen liegt das Plus in Prozentpunkten bei 16 und der Anteil bei 34 Prozent. Verloren haben alle anderen Sparformen (siehe Tabelle unten).

57 Prozent der jungen Erwachsenen würden bei der Wahl der Altersvorsorge auf eine garantierte feste Verzinsung verzichten, wenn sie dafür die Aussicht auf eine deutlich höhere Rendite hätten. Das unterstreicht nach Meinung der Autoren den realistischen Blick der jungen Generation. Feste Zinsen und garantierte Rentenhöhen würden aktuell nur noch 43 Prozent präferieren.

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Altersarmut ist präsent

Gleichzeitig ist den jungen Menschen durchaus bewusst, dass sie ohne zusätzliches Sparen im Alter finanzielle Probleme bekommen können. Drei Viertel (78 Prozent) der 17- bis 27-Jährigen treibt die Sorge um, im Alter nur eine niedrige Rente zu bekommen und arm zu sein. Auffällig ist auch, dass die Angst vor Altersarmut bei den jungen Frauen mit 84 Prozent präsenter ist. Aber auch bei den jungen Männern sorgen sich drei von vier (74 Prozent), im Alter nicht genug Geld zur Verfügung zu haben. Wer gar nicht oder nur sehr unregelmäßig für später spart, macht dies vielfach, weil ihm einfach der finanzielle Spielraum fehlt. Angesichts der schweren Krise durch den andauernden Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine dürfte das zusätzliche Sparen jungen Menschen künftig noch viel schwerer fallen.

Längere Lebensarbeitszeit wird abgelehnt

Die Umfrage zeigt aber auch: Einer Erhöhung des Renteneintrittsalters erteilen die jungen Menschen eine klare Absage. Nur 23 Prozent wären bereit, länger als bis zum 67. Lebensjahr zu arbeiten, wenn dies der langfristigen Sicherung der Renten diente. Die große Mehrheit der jungen Menschen fordert vom Staat, seine Verantwortung für die Altersversorgung ihrer Generation wahrzunehmen. „Wenn die Politik es wirklich will, kann es auch in Zukunft eine gute staatliche Rente geben“, meinen neun von zehn (88 Prozent).

„Die Haltungen und Erwartungen der jungen Erwachsenen sind ein klares Zeichen dafür, dass wir sie bei der Altersvorsorge nicht länger allein lassen dürfen. Wir brauchen einen neuen finanziellen Deal für das Alter, der durch das reine Bewerben privater Sparbeiträge nicht zu erzielen ist“, fordern die Autoren der Jugendstudie.

Hapert noch immer am Finanzwissen

Ein Opting-out in der betrieblichen Altersversorgung ist nach Meinung des Mitautor Christian Traxler, der Professor für Ökonomie an der Hertie School ist, ein gutes Mittel, die Sparquote frühzeitig zu erhöhen. Junge Leute wären bereit, solche „Automatismen mitzutragen“, glaubt der Wissenschaftler, denn damit würde die Entscheidung über die Altersvorsorge leichter. Denn es hapert noch immer an Finanzwissen. 2022 meinen nur 31 Prozent, dass sie beim Thema Altersvorsorge über einen „sehr guten“ oder „guten“ Wissensstand verfügen.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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