Pflege: Das ignorierte Risiko

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Die Deutschen beschäftigen sich nicht gerne mit dem Risiko, im Alter pflegebedürftig zu werden. 26 Prozent haben sich noch nie mit dem Thema beschäftigt, belegt eine aktuelle Studie der Basler.

Die deutsche Gesellschaft vergreist. Laut OECD wird 2050 jeder sechste Bundesbürger älter als 80 Jahre sein. Da im höheren Alter Senioren häufiger Hilfe beim Anziehen, Waschen oder Essen benötigen, steigt der Anteil der Pflegebedürftigen. Unter den Über-80-Jährigen ist jeder dritte pflegebedürftig.

Wer beschäftigt sich schon gerne mit dem Thema?
Trotz dieser beunruhigenen Zahlen, ignorieren jedoch viele Bundesbürger das finanzielle Risiko. Das zeigt die repräsentative Befragung "Sicherheit und Vorsorge", für die im Auftrag der Basler Versicherungen 1.000 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt wurden. 27 Prozent der Deutschen glauben, ihre privaten Ersparnisse würden für den Ernstfall ausreichen. Ebenfalls 27 Prozent vertrauen im Pflegefall auf die Unterstützung ihrer Familie. 26 Prozent sind überzeugt, dass die gesetzliche Vorsorge schon reichen wird. Nur etwa zehn Prozent haben über eine private Versicherung bereits umfassend vorgesorgt.

"Pflege ist das wichtigste Thema unserer Zeit, wird aber von der Mehrzahl noch unterschätzt. Denn wer beschäftigt sich schon gerne mit Demenz oder Altersschwäche, wenn er jung und aktiv ist. So entsteht schleichend eine dramatische Unterversorgung im Alter", sagt Jens Christian Berggreen, Sicherheitsexperte der Basler Versicherungen.

Familienpflege funktioniert nicht mehr
Obwohl laut Studie der Glaube an die Familienpflege noch verbreitet ist, ist sie doch schon ein Mythos. Denn immer mehr Menschen leben allein oder sind kinderlos. Laut einer Untersuchung der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) leben heute schon 44 Prozent der Pflegebedürftigen allein. Laut ZQP verwendet etwa die Hälfte aller Pflegehaushalte in Deutschland durchschnittlich 20 Prozent des Nettohaushaltseinkommens, um die Pflege zuhause organisieren zu können.

Überdies bestehen bei den meisten Haushalten kaum finanzielle Reserven. Die Folge: Fast jeder fünfte Pflegebedürftige kann seinen Lebensstandard nicht aufrechterhalten und den Alltag nicht den eigenen Vorstellungen entsprechend gestalten. Für Frauen kommt durch ihre höhere Lebenserwartung noch ein weiteres Problem hinzu: 70 Prozent der Frauen leben im Durchschnitt länger als ihre männlichen Lebenspartner und müssen die Pflegekosten dann alleine tragen.

Gesetzliche Zahlungen reichen nicht aus
Die Auszahlungen der seit 1995 bestehenden gesetzlichen Pflichtversicherung reichen in der Regel nicht aus, um trotz Pflegebedürftigkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ein Platz in einer stationären Pflegeeinrichtung kostet im Durchschnitt 3.300 Euro im Monat, die gesetzliche Pflegeversicherung deckt davon nicht einmal die Hälfte. Sie zahlt in Pflegestufe I monatlich 1.023 Euro und in der höchsten regulären Stufe III etwa 1.550 Euro.

Die Differenz zu den Kosten eines Pflegeplatzes müssen die Pflegebedürftigen selber aufbringen und dafür auch ihre Ersparnisse und Immobilien einsetzen. Auch Kinder, Enkel und Geschwister können abzüglich eines Freibetrags von 1.500 Euro für Alleinstehende beziehungsweise 2.700 Euro für Ehepaare zur finanziellen Unterstützung herangezogen werden.

Im Juni-Heft von Versicherungsmagazin finden Sie einen Beitrag zum Thema "Pflege von Demenzkranken".



Qulelle: Basler Versicherungen, ZQP

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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