Pflegerente im Test: Meist mittelmäßig

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Die meisten Pflege-Rententarife sind nur mittelmäßig. Das zeigt eine Analyse des Rating-Hauses Franke- und Bornberg.

Der gesetzliche Pflegeschutz ist weiterhin nur eine Teilkaskoversicherung. Wer im Fall einer Pflegebedürftigkeit seine ökonomische Freiheit sichern und sein Erbe schützen möchte, sollte zusätzlich privat vorsorgen. Überwiegend erfolgt dies über eine Pflegetagegeldversicherung eines privaten Krankenversicherers. Doch auch einige Lebensversicherer haben ein Angebot, dass nun erstmals von Franke & Bornberg unter die Lupe genommen wurde.

Verbraucherschützer raten ab

Bei Eintritt des Pflegefalles wird die vereinbarte Rente vom Lebensversicherungsunternehmen lebenslang ausgezahlt. Die Höhe hängt vom Pflegegrad und dem gewählten Tarif ab. Das Marktsegment ist "unterentwickelt", stellt das Analysehaus fest. Ein Grund könnte sein, dass Verbraucherschützer seit Jahren von einer Pflegerentenversicherung abraten. So heißt es etwa beim Bund der Versicherten (BdV). „Die Pflegerente ist eine undurchschaubare Kombination aus Versicherungsschutz und unrentablem Sparvorgang.“ Daher raten die Verbraucherschützer von dem Produkt ab und empfehlen die Tagegeldvariante.

Keine Top-Tarife gefunden

Ob sich diese Einstellung durch die neue Transparenz des Ratings ändert, darf bezweifelt werden. Immerhin schafft es kein einziger der untersuchten Pflegerententarife, ein hervorragend (FFF+) oder sehr gut (FFF) zu erzielen. Immerhin: Einige Tarife erreichen die Note gut (FF+). Sie stammen aber alle von der Swiss Life. Auf dem nächsten Rang - mit der Note befriedigend (FF) landet etwa die Allianz, die Ideal, der Volkswohlbund, die WWK und die Zurich.

Aktuelle Analyse für Vermittler ein wichtiger Indikator

Zurich und Ideal müssen es sogar hinnehmen, dass Franke & Bornberg einige ihrer Tarife nur mit einem Ausreichend (F+) bewertet. Damit ist die aktuelle Analyse für Vermittler eher ein wichtiger Indikator, besser eine Pflegetagegeldversicherung zu empfehlen.

Bessere Leistungen notwendig 

Nach Meinung der Rater steht die Pflegerentenversicherung derzeit nicht im Focus der Produktentwickler. Daher sei es nun notwendig, die Produktgattung bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. Gute Pflegerenten würden parallel zwei Maßstäbe für den Umfang der Pflegebedürftigkeit bieten. Also sowohl den erreichten Pflegegrad als auch die Begutachtung nach ADL (Aktivitäten des täglichen Lebens). Werde die Anzeigepflicht ohne Schuld verletzt, sollten die Bedingungen im Sinne der Versicherten ausgestaltet sein, fordern die Analysten von Franke und Bornberg. Und wenn ein Tarif nicht ganz auf Meldefristen verzichten will, sollten diese zumindest komfortabel ausfallen.

Negativ ins Gewicht fielen zum Beispiel ein eingeschränkter Geltungsbereich oder unübliche Ausschlüsse. Zudem wären die Assistance-Leistungen bei der Pflegerente im Vergleich zum Pflegetagegeld der privaten Krankenversicherung ausbaufähig. Als nützlich gelte beispielsweise das Vermitteln von Pflegeeinrichtungen, Pflegeschulungen für Angehörige, eine Pflegeplatzgarantie, Fahrund Begleitservice zu Ärzten, Therapien und Behörden oder Besorgungen und Einkäufe.

Das Marktsegment ist aber nach Meinung der Rater ausbaufähig. Nur sechs Lebensversicherer bieten derzeit überhaupt Produkte an. Daher hätte es 2020 insgesamt nur 244.000 Verträge gegeben. Umgerechnet würden sich somit nur drei von 1.000 Menschen eine Pflegerentenversicherung „leisten“.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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