PKV kritisiert GKV als Schneeballsystem

Energisch hat sich der Verband der Privaten Krankenversicherer (PKV-Verband) in einem Pressegespräch in Berlin gegen eine Abschaffung des dualen Gesundheitssystems ausgesprochen, wie es weite politische Kreise fordern. Laut PKV-Verband entlastet die PKV die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erheblich von ihren enormen Demografieproblemen.

So würde sich das Verhältnis zwischen erwerbstätigen Einzahlern und nicht arbeitenden Leistungsbeziehern in nächsten Jahren erheblich verschlechtern. Eine Vertreterin des PKV-Verbandes kritisierte die GKV als immer engeres Schnellballsystem, indem die jüngeren Generationen trotz hohen Einzahlungen später mit geringeren Leistungen rechnen müssten.

GKV lebe von der Hand in den Mund
Laut PKV-Verband seien die Kassen und die Politik daher gezwungen Beiträge anzuheben, Leistungen zu kürzen oder das gesetzliche Gesundheitssystem stärker steuerlich zu stützen. Da die GKV im Gegensatz zur PKV keine Rücklagen bilde und „von der Hand in den Mund lebe“, müssten künftig diese Hebel stärker eingesetzt werden, um in Deutschland die Gesundheitsvorsorge für die rund 90 Prozent Kassenpatienten aufrecht zu erhalten.

So könne man mit der derzeitigen Rücklage von 20 Milliarden Euro keine demografischen Probleme lösen. Umgerechnet pro Kopf der Kassenpatienten, entspräche diese Summe gerade einmal 285 Euro. Eine Umstellung des GKV-Systems auf Kapitalvorsorge sei höchstens für die Zukunft möglich. Weil die Kassen keine Vorsorge getroffen hätten, würde eine allgemeine Umstellung auf Demografiesicherheit 1000 Milliarden Euro kosten. Daher sei nur eine weitere Koexistenz von GKV als Grundabsicherung und PKV als Luxusabsicherung möglich.

PKV sorge für gute Gesundheitsversorgung
Die PKV sorge mit höheren Zahlungen an Ärzte und Krankenhäuser dafür, dass die Gesundheitsversorgung in Deutschland insgesamt auf einem hohen Niveau bleibe. Dazu seien die privaten Krankenversicherer auch in der aktuellen Niedrigzinsphase in der Lage.

Laut PKV-Verband würden alle großen Anbieter am Markt den derzeitigen Rechnungszins von 3,5 Prozent erwirtschaften. Grund sei, dass private Krankenversicherer ihr Kapital weltweit immer noch zu relativ hohen Zinsen anlegen könnten und zudem langlaufende Anlagen noch immer hohe Zinsen erwirtschafteten. Die Beiträge der privaten Kassen sind laut PKV-Verband von 2011 auf 2012 lediglich um rund 2,4 Prozent gestiegen. Hohe zweistellige Beitragssteigerungen, über die immer wieder von Verbrauchschützer und Medien berichtet würden, seien Ausreißer. Der PKV-Verband gab aber zu, dass nicht nur sogenannte Billigtarife von hohen prozentualen Steigerungen betroffen sind, sondern überproportional auch Privatpatienten zwischen 45 und 60 Jahren. Grund sei, dass es der Branche derzeit noch gesetzlich verboten ist, so genannte Alterungsrückstellungen generell zur Entlastung jüngere Kunden einzusetzen. Demgegenüber würden bei den über 80-Jährigen durch solche Maßnahmen die Beiträge sogar sinken.

Angst vor Schnell- und Billigbehandlungen
Nun soll die Verteilung neu geregelt werden und verstärkt jüngeren Härtefällen zugutekommen. Der PKV-Verband bestätigte, dass er hierzu mit dem Bundesfinanzministerium und der Aufsichtsbehörde, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Gespräche führe. Außerdem verhandelt der Verband weiter über das Recht, mit Ärzten und Zahnärzten eigene Leistungsvereinbarung treffen zu können. Ärzte, die sich verpflichten, keine Doppeluntersuchungen durchzuführen, sollen höhere Honorar und mehr Kunden erhalten. Bisher lehnen solche Vorschläge sowohl die Mediziner wie auch die Politiker ab. Allgemein fürchten sich die Betroffenen davor, dass es dann Schnell- und Billigbehandlungen kommt.

Auch eine Reform der Krankenkassen fordert der PKV-Verband. So müsste es künftig einen klaren Leistungskatalog geben. Denn derzeit würden reiche Krankenkassen ihre Kunden bevorzugen, während arme Kasse mit dem Hinweis auf die wirtschaftliche und medizinische Notwendigkeit Leistungen verkürzen könnten.

Bildquelle: © Chris Beck/ PIXELIO,

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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