PKV trotz politischer Hürden mit prall gefüllter Kriegskasse

Die „PKV-Bilanzanalyse 1996 – 2007“ zeigt, dass die Vollversicherung trotz VVG-Reform und Gesundheitsreform gestärkt ins neue Jahr gehen kann: Die Alterungsrückstellungen machen 87 Prozent der Kapitalanlagen in der PKV aus und reichen theoretisch aus, um alle Beiträge für vier Jahre bezahlen zu können.

Die Private Krankenversicherung wächst langsamer – vor allem durch die permanente Anhebung der Versicherungspflichtgrenze seit 2003. Die Auswirkungen des so genannten GKV-Wettbewerbsstärkungs-Gesetzes dürften dagegen erst 2009 sichtbar werden. Neben dem politisch erschwerten Neugeschäft zeigen sich auch Dellen in der Bestandsentwicklung in der privaten Kranken-Vollversicherung (PKV): Allein die Marktschwergewichte DKV, Allianz und Signal haben 2007 zusammen über 40.000 Vollversicherte aus dem Bestand verloren.

Nennenswerte Einbußen gab es auch bei Inter, Union und Münchener Verein. Massiv Kunden hinzugewonnen haben dagegen Marktführer Debeka (+ 23.720 Personen), Central, HanseMerkur, HUK-Coburg und Universa mit jeweils rund 12.000 Zugängen. Dies geht aus der Bilanzanalyse: Private Krankenversicherung 1996 - 2007 hervor, die beim Marktbeobachtungsdienst Map-Report erschienen ist (Nr. 689 – 691; kostet 87,50 Euro; Bestellung unter ).

Kundenzustrom hat nachgelassen
Auch der Zustrom neuer Kunden hat 2007 so stark wie nie zuvor nachgelassen; er brach um satte 40 Prozent auf nur noch 59.900 Versicherte ein (+ 0,7 Prozent). Wie die Statistik des PKV-Verbandes zeigt, war der Nettoneuzugang 2003 noch von 186.600 Personen geprägt, aber bereits 2006 auf 102.600 gesunken. Schuld sind die gesetzlich verschärften Zugangsbarrieren für den Wechsel in die PKV. Von der gesetzlichen Kasse in die PKV darf nur noch wechseln, wer 2008 als Arbeitnehmer mehr als 4.012,50 Euro brutto verdient und bereits drei aufeinander folgende Jahre höheres Einkommen aufzuweisen hatte als die Versicherungspflichtgrenze, die jährlich an die Lohnentwicklung angepasst wird.

Dadurch verlief das vergangene Jahr auch beiden Beitragseinnahmen insgesamt sehr verhalten, hat Map-Analyst Reinhard Klages beobachtet. Mit einem Plus von 930,4 Millionen Euro verdiente Bruttobeiträge war der Zuwachs geringer als in den Vorjahren (+3,3 Prozent). Doch auch in Zukunft sei für Beitragswachstum gesorgt: Die Neuerungen der Gesundheitsreform dürften per Saldo zu höheren Kostenbelastungen und unisono zu Beitragssteigerungen führen.

Kaum Veränderungen bei Marktanteilen
Gemessen an den Beitragseinnahmen gibt es kaum Veränderungen bei den Marktanteilen. Marktführer bleibt die Debeka mit nun 14,0 Prozent, gefolgt von DKV (12,6 Prozent), Allianz (10,6 Prozent) und Signal (6,8 Prozent). In den Top 10 nach Beitragseinnahmen hat die Barmenia (4,1 Prozent) die Continentale (4,0 Prozent) von Rang 7 verdrängt. Besonders stark gewachsen sind in den letzten elf Jahren allerdings auch andere Unternehmen, insbesondere HUK-Coburg (von 0,8 auf 2,8 Prozent Marktanteil) und Axa (von 2,1 auf 3,4 Prozent Marktanteil). Besonders stark verloren haben seit 1996 dagegen der ehemalige Branchenprimus DKV (- 2,4 Prozent Marktanteil) und Allianz (- 2,2 Prozent). Jeweils mindestens ein Prozent Marktanteil haben in diesem Zeitraum außerdem Signal, Continentale, Gothaer und Deutscher Ring eingebüßt.

Die Schadenquote stieg 2007 leicht an, im Marktdurchschnitt von 75,9 auf 77,4 Prozent. Besonders günstig kommen hier vorwiegend jüngere Unternehmen weg, die noch über keine großen Bestände verfügen. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote im Verhältnis zu den verdienten Bruttobeiträgen beträgt 75,6 Prozent. Positive Ausreißer sind LVM, Alte Oldenburger, Provinzial und Nürnberger mit jeweils weniger als 60 Prozent. Am ungünstigsten ist das Verhältnis mit 95,7 Prozent beim Deutschen Ring.

Bezieht man jedoch das Nettoergebnis aus Kapitalanlagen ein, verbessert sich der Deutsche Ring durch den Spitzenwert von 6,24 Prozent Nettorendite (Markt: 4,75 Prozent) auf 66,5 Prozent der Beitragsbruttoeinnahmen und Nettoergebnis aus Kapitalanlagen an Kosten und Schäden (Markt: 61,9 Prozent). Insgesamt 142 Milliarden Euro Kapitalanlagen hatten die PKV-Unternehmen Ende 2007 in den Bilanzen (+ 10,2 Milliarden Euro). Satte 123,4 Milliarden Euro oder 86,9 Prozent davon gehören den Versicherten in Form von Alterungsrückstellungen. Die Alterungsrückstellung in Relation zur Beitragseinnahme erreicht ein Wert von 420 Prozent. Das bedeutet, dass allein die Alterungsrückstellungen theoretisch ausreichen, um die Beiträge für vier Jahre zu bezahlen.

Autor(en): Detlef Pohl

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