Pool Blau Direkt will Konkurrenten kaufen

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Der Pool Blau Direkt, will künftig stark anorganisch wachsen. Geplant ist die Übernahme eines anderen Pools sowie von Softwarefirmen.

Der Versicherungsmaklerpool Blau Direkt bereitet die Großübernahme eines anderen Pools vor. „Wir wollen einen Pool mit Schwerpunkt Investment übernehmen“, sagte Blau Direkt-Chairholder Oliver Pradetto am Rande der Maklermesse Network Convention Tallinn. Pradetto, der Ende 2022 aus der aktiven Geschäftsführung des Pools ausgeschieden ist, kümmert sich in seiner Rolle als Eigentümer nun vor allem um den strategischen Ausbau des Unternehmens. So ist er nach eigener Aussage für das Management-Netzwerk und die Koordination mit dem Investor Warburg Pincus LLC verantwortlich. Der Investor hält seit Mitte 2022 eine Mehrheitsbeteiligung von 65 Prozent an Blau Direkt. Die ursprünglichen Eigentümer Lars Drückhammer und Oliver Pradetto halten 35 Prozent der Unternehmensanteile.

Der Kandidat steht schon fest

„Die Gespräche mit einem größeren deutschen Investment-Pool sind schon weit fortgeschritten“, erläuterte Pradetto. So sei bereits eine Due Diligence des Kaufkandidaten erstellt worden. „Wir rechnen mit einem Kaufabschluss in rund vier Monaten“, so Pradetto. Die Gespräche würden in einem „sehr gutem“ Klima verlaufen. Der auserkorene Pool würde zudem auch von seiner Kultur gut zu Blau Direkt passen. Einen Namen nannte der Manager nicht, da noch immer Detailfragen gelöst werden müssten. Aktuell hat der Pool aus Lübeck bereits die für Makler- und Endkunden nutzbare App „Simplr“ um einen Investmentbereich erweitert. „Uns fehlt aber die Prozessabwicklung in der Tiefe für Investmentgeschäfte“, erläutert Pradetto.

Alles aus einer Hand

Dieses Manko in der Wertschöpfungskette möchte Blau Direkt nun mit der Pool-Übernahme schließen. Damit stellt sich der Pool, der über 1.400 Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler als Kunden hat, deutlich breiter auf. Künftig können die angeschlossenen Makler ihren Kunden Versicherungen, Investments und Baufinanzierungen aus einer Hand bieten. Mit dem anvisierten Kauf macht der Poolmarkt einen deutlichen Schritt in Richtung Konsolidierung. So dürfte der Pool mit dem angepeilten Kauf einen extremen Umsatzsprung machen. Für 2022 rechnet Blau Direkt mit Provisionserlösen von 135 Millionen Euro. Gegenüber 2021 wäre das "nur" ein Plus von 11,7 Prozent. 2021 waren die Umsätze stark um fast 46 Prozent gewachsen.

Blau-Direkt-Geschäftsführer Hannes Heilenkötter verwies auf eine Analyse des Investors Warburg Pincus, nachdem die Umsätze der angeschlossenen Versicherungsmakler auch in Zukunft deutlich steigen würden. „Bei unseren Partnern bröckelt nichts weg, sondern sie verdoppeln in der Regel alle fünf Jahre ihren Umsatz und daran sind wir nicht ganz unschuldig“, betont Heilkötter auf einer Pressekonferenz. Das Unternehmen prüft zudem, ob auch Softwareunternehmen gekauft werden können. Pradetto dazu: „Nicht alles muss selbst entwickelt werden.“

Neue Niederlassungen in Tallinn und Krakau

Die Blau Direkt Gruppe, die derzeit 218 Mitarbeiter beschäftigt, hat in Tallinn eine Niederlassung gegründet. Hier werden künftig 18 Angestellte mangelhafte Datenbestände ausbessern und in das Maklerverwaltungssystem „Ameise“ einpflegen. In Polen, möglicherweise in Krakau, will Blau Direkt 2023 und 2024 eine Zweigstelle mit rund 20 IT-Fachkräften aufbauen. "Der Grund ist, dass in Deutschland kaum noch solche Kräfte angeworben werden können", erläuterte Heilenkötter.

Mit zwei Abteilungen arbeitet der Pool derzeit daran, die Datenqualität deutlich zu erhöhen. Damit sei es Versicherungsmaklern nun möglich, in der Auto-, Privaten Haftpflicht- und Hausratversicherung eine automatische Bestandsanalyse für ihre Kunden durchzuführen. "Über Robo Save wird so das Spar- oder Optimierungspotenzial dargestellt", erläuterte Heilkötter. Die sogenannte Conversion Rate liege bei 7,6 Prozent. Die Maßzahl gibt in Prozent an, wie viele Kunden ein solches Angebot annehmen. "Das ist ein besonders guter Wert", ist Heilkötter überzeugt, denn bei Kunden, die in Vergleichsportalen aktiv rechnen, liege sie zwischen zwei und fünf Prozent. Der große Vorteil der automatischen Bestandsanalyse bei Blau Direkt sei, dass die Kunden so ihrem Makler treu blieben und nicht bei Konkurrenten wie Check 24 rechnen würden.

Umfassendes Ausschreibungsportal

Mehr Service bietet der Pool über das Programm „Octi“ für Makler mit Direktanbindungen an Versicherer. Heilenkötter: "Auch wenn wir hier in gewisser Weise unser Kerngeschäft selbst boykottieren, möchten wir den Makler mit unserer lustigen Datenkrake unter die Arme greifen.“ Derzeit wären an Octi 34 Assekuranzen angebunden. 2023 sollen weitere hinzukommen. Die Software für die Pflege der Direktbestände ist bis 3.000 Verträge kostenlos.

Vollkommen gewandelt hat sich das Programm „Biport“, dass nun in "Panda" umbenannt wurde. Das ehemalige Ausschreibungsportal für Gewerbeversicherungen umfasst nun 33 Sparten. Unter anderem können so Kranken- und Lebensversicherungen ausgeschrieben und auch anonyme Risikovoranfragen gestellt werden. "Wie die Versicherer die Anfragen lösen, bleibt ihnen überlassen, für die Makler ist alles auf einer Plattform", so Heilenkötter.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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