Positive Impulse kurbeln deutsche Konjunktur an

Nach einem nur mäßigen Start ins Jahr 2013 hat die Konjunktur in Deutschland seit dem Frühjahr an fahrt aufgenommen. Die Beurteilung der Geschäftslage und die Geschäftserwartungen in der gewerblichen Wirtschaft haben sich seit Ende des vergangenen Jahres deutlich verbessert, so jedenfalls die Einschätzung der Allianz.

Positive Impulse dürften gegen Jahresende 2013 sowohl vom Export als auch von der Binnennachfrage ausgehen. Die sich abzeichnende Belebung der Weltwirtschaft und die Stabilisierung im Euroraum werden voraussichtlich zu spürbaren Zuwächsen beim deutschen Export führen“, sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. Im Bau sei angesichts gut gefüllter Auftragsbücher eine weitere Produktionsausweitung zu erwarten. Die verfügbaren Einkommen stiegen im zweiten Halbjahr 2013 wahrscheinlich etwas stärker an als im ersten Halbjahr, was die Verbrauchsnachfrage stütze.

Alles in allem sei im dritten Quartal dieses Jahres mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,4 Prozent und im vierten von 0,6 Prozent zu rechnen. Im Jahresdurchschnitt 2013 betrage das Wachstum damit schätzungsweise 0,6 Prozent.

Wachstumstempo von zwei Prozent realistisch
2014 sei aus heutiger Sicht von einer Fortsetzung der positiven wirtschaftlichen Entwicklung auszugehen.
Die deutsche Wirtschaft werde bei günstigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Verlauf von 2014 ein Wachstumstempo von zwei Prozent vorlegen können. Aufgrund eines Überhangs zu Beginn des Jahres entspreche dies auch einem Wachstum von zwei Prozent im Jahresdurchschnitt.

Diese Prognose beruhe allerdings ausschließlich auf den von der bisherigen Bundesregierung für 2013 und 2014 beschlossenen wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen. In den Koalitionsverhandlungen von CDU/CSU und SPD würden sich aber beträchtliche Kurskorrekturen andeuten. „Die Diskussion um höhere Staatsausgaben, mehr Sozialleistungen und einen flächendeckenden Mindestlohn sind im Hinblick auf die wirtschaftlichen Perspektiven Deutschlands mit Sorge zu betrachten“, so Heise.

Lohnstückkosten zeitweise recht kräftig gestiegen
Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exporteure sei 2013 zwar nicht mehr so hoch wie im vergangenen Jahr, da der gewogene Außenwert des Euro spürbar an Wert gewonnen habe und die deutschen Lohnstückkosten zeitweise recht kräftig gestiegen seien. Doch sei sie im längerfristigen Vergleich noch immer deutlich überdurchschnittlich. Von Seiten der Wettbewerbsfähigkeit dürfte die deutsche Exportwirtschaft also gute Chancen haben, am zu erwartenden Wachstum des Welthandels teilzuhaben.

Der private Verbrauch werde voraussichtlich auch weiterhin moderat expandieren. Der geringere Auftrieb der Verbraucherpreise habe im bisherigen Jahresverlauf zwar die Kaufkraftverluste gemindert, der Zuwachs bei den verfügbaren Einkommen fiele aber im ersten Halbjahr 2013 nur mäßig aus. Bei den realen Einkommen ergäbe sich sogar ein geringfügiger Rückgang im Vergleich zum ersten Halbjahr 2012. Dass es dennoch zu einem realen Zuwachs im privaten Verbrauch gekommen sei, sei auf eine deutlich gestiegene Konsumneigung oder – anders ausgedrückt – eine gesunkene Sparneigung zurückzuführen. Für das zweite Halbjahr 2013 und insbesondere für 2014 seien die Perspektiven der Einkommensentwicklung aber wieder günstiger.

Sparquote geht auf rund zehn Prozent zurück
Alles in allem dürften die verfügbaren Einkommen in diesem Jahr lediglich um 2,1 Prozent zunehmen. Im nächsten Jahr sei mit 3,4 Prozent infolge eines stärkeren Anstiegs der Arbeitseinkommen, voraussichtlich höherer Rentenanpassungen und einer leichten Beschleunigung bei den Gewinneinkommen wieder ein deutlich kräftigerer Zuwachs zu erwarten. Die Sparquote, die seit 2008 (11,5 Prozent) tendenziell sinke, gehe 2013 und 2014 auf rund zehn Prozent zurück.

Die Stabilisierung der Kapazitätsauslastung und die recht gute Ertragslage der Unternehmen seien günstige Voraussetzungen für eine weitere Erholung der Investitionstätigkeit. Sollte sich die europäische Schuldenkrise weiterhin stabilisieren und es zu keiner erneuten Verschlechterung des außenwirtschaftlichen Umfelds kommen, so sei zu erwarten, dass die Anlageinvestitionen expandieren.

Stärkste Beschäftigungszuwächse im Gesundheits- und Sozialwesen
Trotz der Konjunkturschwäche im Winterhalbjahr 2012/13 wäre es zu keiner Unterbrechung des Beschäftigungsaufbaus in Deutschland gekommen. Die Erwerbstätigenzahlen seien seit Ende 2012 Monat für Monat kontinuierlich gestiegen. Angesichts dieser Entwicklung trotz mäßiger Kapazitätsauslastung rechnet die Allianz nicht damit, dass es mit der konjunkturellen Belebung zu einer weiteren deutlichen Beschleunigung des Beschäftigungsanstiegs Ende dieses Jahres und auch im nächsten Jahr kommt. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte im Verlauf von 2013 um über 250.000 und im Verlauf von 2014 um rund 300.000 steigen. Die stärksten Beschäftigungszuwächse seien auch weiterhin in den Bereichen wirtschaftliche Dienstleistungen und Gesundheits- und Sozialwesen zu erwarten.

2014: Rückgang der Arbeitslosenzahlen erwartet
Der Anstieg der Beschäftigung schlage sich weiterhin nicht in einem entsprechenden Rückgang der Arbeitslosigkeit nieder. Dafür ursächlich sei die steigende Erwerbsbeteiligung älterer Erwerbsfähiger und Frauen sowie die starke Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland. Beide Faktoren glichen den Rückgang der heimischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter mehr als aus. Im bisherigen Jahresverlauf sei die Zahl der Arbeitslosen leicht angestiegen.

Gegen Ende dieses Jahres werde die Arbeitslosenzahl wahrscheinlich stagnieren und im Verlauf von 2014 dann leicht zurückgehen. Die Zahl der Arbeitslosen läge im Jahresdurchschnitt 2013 damit mit 2,95 Millionen Personen um rund 50.000 höher als 2012. Im Jahr 2014 käme es im Jahresdurchschnitt zu einem Rückgang um 30.000 auf 2,92 Millionen Personen. Im Vergleich mit den EU-Ländern habe Deutschland voraussichtlich weiterhin die zweitniedrigste Erwerbslosenquote nach Österreich.

Quelle: Allianz, Bildquelle: © Gerd Altmann /

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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