Private Renten- und Fondspolicen dominieren

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Die Menschen sorgen immer stärker mit modernen privaten Sparprodukten vor. Die klassische Rente hat wohl ausgedient.

Das Geschäft mit der Altersvorsorge und Risikoabsicherung boomt. Die bisherigen Vertriebsergebnisse bis Mitte 2021 toppen die Verkäufe im Vergleichszeitraum des Corona-Jahres 2020. Das ist die Tendenz einer aktuellen Umfrage unter Lebensversicherungen.

Die Daten wurden jetzt im Rahmen einer Kennzahlenanalyse von insgesamt 70 Lebensversicherungsunternehmen durch das Versicherungsmagazin erhoben. „Die persönliche Erfahrung vieler Menschen mit den Folgen einer Pandemie dürfte das Bewusstsein für plötzlich eintretende Risiken geschärft haben: Krankheit, Erwerbsunfähigkeit, Geschäfts- und Arbeitsplatzverlust oder der Tod Angehöriger“, sagt ein mittelständischer Versicherer. Die Datenanalyse für das Jahr 2020 zeigt zudem: Viele Lebensversicherer konnten die sehr guten Ergebnisse von 2019 sogar halten. Es gibt aber je nach Gesellschaft sehr große Unterschiede im Markt.

Nur noch zehn Prozent kapitalbildender Policen im Bestand

Der Anteil von Kapitallebensversicherung ist weiter rückläufig. Das zeigt ein Blick auf die Struktur des Bestandes der größten aktiven Lebensversicherer. Bei der Allianz sank der Anteil der klassischen Policen von 2018 auf 2020 von 17,5 auf 14,9 Prozent. Im gleichen Zeitraum fiel der Anteil bei der R+V Lebensversicherung AG von 15,5 auf 13,9 Prozent und bei der Generali von 12,2 auf zehn Prozent. Während die Zurich Deutscher Herold mittlerweile nur noch zehn Prozent kapitalbildender Policen im Bestand hat, liegt ihr Anteil bei der Debeka mit 35,5 Prozent recht hoch. Das gilt auch für die Württembergische (28,7), die Axa (24) und die Bayern-Versicherung (20,6).

Rentenpolicen dominieren beim Marktführer

Beinahe die Hälfte des Policenbestandes entfällt bei der Allianz mit über 46 Prozent auf Rentenpolicen. Seit 2018 ist der Bestand aber nur mäßig, um 0,8 Prozentpunkte gestiegen. Die Kollektivversicherung - also die betriebliche Altersvorsorge - liegt beim Marktführer nun bei über 28 Prozent. Damit hat der Marktführer in diesen beiden Segmenten seinen Schwerpunkt. Sehr ähnlich sieht es bei der Nummer Zwei im Markt aus. Die R+V Lebensversicherung AG hat nun einen fast 40-prozentigen Anteil an den Rentenpolicen und einen fast 22-prozentigen Anteil an Kollektivverträgen.

Demgegenüber ist der Bestand an Rentenpolicen bei der Generali mit 17 Prozent sogar leicht gesunken, während das zentrale Segment des Versicherers, die Fondspolice, seit 2018 von rund 62 auf jetzt über 64 Prozent gestiegen ist. Auch die Zurich setzt mit knapp 52 Prozent Anteil auf Fondspolicen, während der Rentenanteil lediglich auf etwas über 20 Prozent gestiegen ist. Leichte Anteilsgewinne verbucht die Alte Leipziger bei Renten (2020 - 37,3 Prozent) und bei Fondspolicen (19,9), während der Anteil der Kollektivversicherungen im vergangenen Jahr mit 32 Prozent etwas gefallen ist. Die LVM hat mittlerweile ihren Rentenanteil auf über 49 Prozent erhöht. Die Kapitallebensversicherung hat beim Versicherer aus Münster nur noch einen Anteil von etwas mehr als 25 Prozent.

Starkes Neugeschäft einzelner Anbieter

Nach der Analyse des Neuvertragsvolumens über die Kennzahl Annual Premium Equivalent (APE) war vor allem die Hanse Merkur 2020 sehr erfolgreich unterwegs. Mit einem Plus von über 75 Prozent ist der Hamburger Lebensversicherer unangefochten Marktsieger 2020. Das Wachstum des Unternehmens kommt aber im Wesentlichen aus Einmalbeiträgen, denn die laufenden Beiträge sind deutlich gesunken. Gute Erfolge im APE Neugeschäft verbuchte mit einem Plus von knapp 72 Prozent auch die Dialog Lebensversicherung. Das Unternehmen wächst aber im Gegensatz zur Hanse Merkur auch bei laufenden Beiträgen.

Das gilt ebenfalls für die Condor Lebensversicherung. Sie erreichte bei APE ein Plus von fast 43 Prozent. Zweistellige Steigerungsraten im Neugeschäft erzielten 2020 auch die Bayern-Versicherung, myLife, Signal-Iduna, DEVK, Öffentliche Berlin Brandenburg, Ideal, Cosmos, R+V und Swiss Life. Ohne die Run-Off-Gesellschaften gibt es 2020 insgesamt 22 Lebensversicherer, die im APE-Neugeschäft einen Abrieb erleiden. Bei Marktführer Allianz liegt dieser zwar prozentual "nur" bei 7,9 Prozent - Summa summarum macht dies aber über 227 Millionen Euro aus.

Volumen der Einmalbeiträge soll nicht zu dominant werden

Deutlich verlieren Dortmunder, Targo, Neue Leben, VPV, Provinzial NordWest und Nürnberger. Nicht immer ist der Abrieb vollkommen zufällig. Denn teilweise ist es Strategie der Gesellschaften, das Volumen der Einmalbeiträge nicht zu dominant werden zu lassen. Das Einmalbeitragsgeschäft soll bekanntlich nicht zu Lasten des Bestandes gehen. 

Teilweise hohe Rendite

Zinsen wurden durch die Politik der Europäischen Zentralbank quasi abgeschafft. Trotzdem erwirtschaften die Lebensversicherer weiterhin Überschüsse. Die Kennzahl "Nettoverzinsung" ist aber nicht mehr so aussagekräftig, weil für die Befüllung der so genannten Zinszusatzreserve (ZZR) auch Bewertungsreserven aufgelöst werden und das Bild so schönen. Daher wurden zusätzlich die Nettozinsen ohne Berücksichtigung der Zuführung zur ZZR ermittelt. Hier wollten leider einige Versicherer sich nicht in die Karten schauen lassen.

Die Analyse der 55 Unternehmen mit einer Ausweisung zeigt, dass es 2020 erhebliche Unterschiede gab. Stark bleibt die im internen Run-Off befindliche Bayerische Beamten Lebensversicherung. Sie schafft bei der erweiterten Nettozinskennzahl 4,5 Prozent. Damit verliert sie trotzdem gegenüber dem Vorjahr einen ganzen Prozentpunkt. Die Tochter, die BL Bayerische Lebensversicherung liegt, bei 4,4 Prozent, die Gothaer bei 4,1 Prozent und die im externen Run-Off steckende Athora Lebensversicherung liegt mit 3,7 noch vor der Swiss Life und WWK, die beide ohne Berücksichtigung der ZZR auf einen Nettoverzinsung von 3,6 Prozent kommen.

25 Gesellschaften weisen weniger als 2,5 Prozent Nettorendite aus

Diese Analyse zeigt, dass Kunden, die sich in einem Run-Off-Bestand befinden, die Policen gelassen bis zum Ablauf durchhalten können. Auch die Proxalto - ehemalige Generali - weist nämlich diese Kennzahl mit 3,3 Prozent aus. Damit liegt sie unter den 13 Gesellschaften, die in der Auswertung noch einen Zins über drei Prozent erwirtschaften. Am Ende der Fahnenstange liegen hingegen 25 Gesellschaften die bei dieser Kennzahl weniger als 2,5 Prozent Nettorendite ausweisen, teilweise liegt der Wert sogar unter zwei Prozent.

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Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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